700-jähriges Jubiläum der Marienentschlafen Kirche des Deutschordens und 300 Jahre der Kommende in Sachsenhauen
24.07.2009
Am 29. September 2009, dem St. Miachaelstag, feiern wir das 700-jährige Jubiläum unserer Deutschordenskirche zu Frankfurt-Sachsenhausen. Sie ist nach dem Dom die wohl bedeutendste spätgotische Stadtkirche in Frankfurt.
Die Kirche des Deutschen Ordens in Frankfurt wurde im Jahre 1309 durch den Mainzer Erzbischof Peter von Aspelt geweiht. Sie galt damals als die “am besten ausgestattete Kirche der Deutschherren (ornatissimum templum Theutonicorum)”. Bis heute ist sie eine der am besten erhaltenen gotischen Kirchen der Stadt Frankfurt und nimmt auch unter den Kirchen des Deutschen Ordens eine Sonderrolle ein. Auch die leider nicht mehr alle am Ort erhaltenen barocken Veränderungen von Kirche und Kloster machen das Gebäude zu einer für die Kunstgeschichte bedeutenden Anlage.
Das Weihedatum liegt in einer Zeit, in der das für die europäische Geschichte fast immer bedeutende Kloster im Zentrum der Weltgeschichte stand. Frankfurt entwickelte sich Ende des 13. Jahrhunderts immer mehr zum Ort der römischen Kaiserwahl, die 1356 mit der Goldenen Bulle auch ihren verfassungsmäßigen Niederschlag fand. Das Deutsche Haus war seit dieser Zeit eine wichtige Herberge der deutschen Könige und römischen Kaiser. Hier war schließlich auch der letzte Schauplatz der für das Mittelalter wichtigen Auseinandersetzung zwischen der kaiserlichen und der päpstlichen Gewalt. Mit der Sachsenhäuser Appellation von 1324 entstand ein für die Unabhängigkiet des Kaisertums wichtiges Dokument in der Ordensniederlassung. Mit der kaiserlichen Gesetzesnovelle ‘Licet Juris’ wurde dieses Streben noch weitergeführt.
Die Geschichte hatte an diesem Platz jedoch schon ältere Wurzeln. Der Reichsministeriale Kuno von Münzenberg hatte am südlichen Mainübergang 1193 das erste Frankfurter Hospital gegründet. Diese Einrichtung wurde 1221 dem 1190 in Jerusalem gegründeten Deutschen Orden übereignet. Der mit Friedrich II. verbundene Hochmeister Hermann von Salza war treibende Kraft der Schenkung. Eine Reihe von Güterübertragungen um Frankfurt und in weiterer Ferne machten die Niederlassung bald zu einem der Zentren des Ordens.
Nach den großen Zeiten des Hoch- und Spätmittelalters wäre der Orden durch die hohenzollersche Säkularisation des Ordensstaates fast in der Reformationszeit untergegangen. Der Frankfurter Komtur Walter von Kronberg, war der Retter des Ordens in schwieriger Zeit und sorgte für dessen Überleben in den Reformationswirren. Mit der Übernahme auch der Krönungsfeierlichkeiten durch die Reichsstadt Frankfurt wurde die Kommende im 17. und 18. Jahrhundert wieder zu einem wichtigen Quartier zentraler Persönlichkeiten des Reiches. Insbesondere die Krönung des Wittelsbachers Karl VII., die sein Bruder der Kölner Erzbischof und Hochmeister des Ordens Clemens August von Wittelsbach 1742 vornahm, veränderten die Niederlassung. Der vom barocken Bauwurm besessene geistliche Fürst gab der Frankfurter Niederlassung eine barocke Gestalt und schenkte ihr das heute in Paris befindliche Altarbild des venezianischen Künstlers Giovanni Battista Piazetta.
Nach einem kurzen Zwischenspiel in der Zeit der Säkularistation war das Deutsche Haus eine von zwei Ordensniederlassungen, die auch am Beginn des 19. Jahrhunderts Bestand hatten und gewährleistete die Präsenz des Kaiserhauses in der deutschen Bundeshauptstadt Frankfurt. Erst nach der preußischen Annexion ging die Kommende 1881 an die Katholischen Kirchengemeinde über und wurde schließlich Pfarrei. Die Rektoren und Pfarrer waren teilweise bedeutende Gestalten. Insbesondere Rektor Johannes Diefenbach setzte als Historiker einen Meilenstein in der katholischen Hexenforschung. Nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg blüht erneut das Ordensleben des Gründerordens in den nun 700jährigen Mauern der Kirche
In Verbindung mit dem Jubiläum ist eine Ausstellung vom 29.09.2009 bis 17.01.2010 in dem Ikonenmuseum unserer Kommende mit den Schwerpunktthemen „Geschichtliche Bedeutung der Kirche“ und „Geschichte des Deutschen Orden“ geplant.