Hinab in die Unterwelt
Nach zwei Jahren Corona bedingter Pause führte die Komturei Franken am Samstag nach dem Fest Kreuzerhöhung endlich wieder ihren jährlichen „Familientag“ durch, der in besonderer Weise die gesamte Familie, insbesondere auch die Kinder der einzelnen Familiaren in die Veranstaltung einbezieht. Leider war die Rückmeldung dazu diesmal noch etwas verhalten, so dass nur 12 Familiare mit ihren Familien teilnahmen. Vier Familiare haben sich aufgrund terminlicher Überschneidungen oder Verpflichtung zum Notdienst im Gesundheitswesen entschuldigen müssen.
So traf sich eine frohgelaunte Gruppe in der „Sieben – Hügel – Stadt“ Bamberg am Oberen Stephansberg, um von hier aus die Bamberger Unterwelt zu erkunden. Was viele, auch Bamberger nicht wissen, durchzieht die Stadt ein insgesamt 12 km langes Stollensystem, das bereits im Mittelalter gegraben wurde. Der geologische Untergrund des Bamberger Berggebietes besteht aus Keuper-Sandstein.
Seit dem 11. Jahrhundert wurde hier Sandgewinnung betrieben, vor allem Scheuersand der zur Reinigung benötigt wurde. Sozusagen der Vorläufer von Atta, wer dieses Putzmittel noch kennt. Der Abbau hielt weit bis in das Industriezeitalter an. Im 17. und 18. Jahrhundert dienten die Felsenkeller dann der Wein-, später der Bier- und Malzlagerung und weiterer Vorratshaltung. Während des 19. Jahrhunderts kamen weitere Stollenanlagen hinzu. 1941 wurden die unterirdischen Stollen für Luftschutzzwecke ausgebaut. Auch nutzten einige sogenannte kriegswichtige Betriebe, wie die Firmen Bosch und Wieland die Stollen, um hier ihre Produktion fortzuführen. Heute sind ca. 2 km der Stollenanlage für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden und so wird die Begehung zu einem Rückblick auf eine fast 1000jährige Vergangenheit.
Nachdem die Gruppe das Tageslicht wieder erreicht hatte, ging es weiter zum Bamberger Dom, einer weiteren wichtigen historischen und kirchlichen Stätte, wo Dr. Steger, der geistliche Beirat der Komturei, eine spannende Führung durch den Dom und seine Baugeschichte hielt. So zeigte er an vielen Beispielen die bauliche Entwicklung von der Romanik zur Gotik auf, konnte an manchen Figuren die bildhauerische Entwicklung von starren Figuren hin zu lebendig wirkenden Darstellungen erklären. Auch durften natürlich Erläuterungen zum Bamberger Reiter, dem Hochgrab des Stifterehepaares, der hl. Kunigunde und des Kaisers Heinrich nicht fehlen. Außerdem ermöglichte er, dass die Gruppe in einer Seitenkrypta Blicke auch auf die gefassten Häupter des Kaiserpaares werfen konnte, sowie in den Westchor durfte, um das sich dort befindlichen Grabmal des Papstes Clemens II. (1005 – 1047) anzusehen, der vor seiner Papstwahl Bischof von Bamberg war und auf seinen Wunsch hier beerdigt wurde.
Nach der Führung feierte die Gruppe dann in der Nagelkapelle des Bamberger Domes, wo ein Nagel des hl. Kreuzes aufbewahrt wird, einen Gottesdienst.
Den Tag ließ man auf einem Bamberger Bierkeller (Biergarten), dem „Spezi-Keller“ ausklingen. Von hier hat man bei schönem Wetter einen tollen Ausblick auf die Stadt Bamberg, aber nachdem der „Wettergott“ leider nicht mitspielte, verlagerte sich der Ausklang in die anliegende kleine Wirtschaft, wo sogar schon der Kachelofen geheizt war.
Thomas Koch, Bamberg
Konturei Franken