17. Frankfurter Foren zu Fragen der Zeit
Feierlich eingeleitet wurde der Abend durch ein Pontifikalhochamt in der Deutschensordenskirche zu Ehren der Heiligen Elisabeth. Hauptzelebrant war Seine Exzellenz H. H. Weihbischof em. Dr. h. c. Gerhard Pieschl FamOT. Er predigte über Maria Katharina Kasper aus dem Westerwald, die Gründerin der Kongregation der Armen Dienstmägde Jesu Christi (Dernbacher Schwestern), welche am 14. Oktober 2018 von Papst Franziskus auf dem Petersplatz in Rom heiliggesprochen wurde und die erste Heilige des Bistums Limburg ist, und machte an ihrem Beispiel das Wirken der Heiligen Elisabeth deutlich. Katharina Kasper sah Jesus Christus als den Diener, der „nicht gekommen ist, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen“ (Mt 20,28 ). Sie nahm ihn als Vorbild für ihren eigenen Dienst und griff so das Wort auf: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe“ (Joh 13,15 ). Das Anliegen der neuen Heiligen war, den Menschen eine ganzheitliche Hilfe anzubieten. Sie reagierte mit ihrem geistlichen Profil auf die konkreten Nöte der Menschen ihrer Zeit. Darum ermahnte sie mehrfach ihre Schwestern, „Gott über alles durch Erfüllung seines göttlichen Willens zu lieben“. Sie verstand ihren Auftrag darin, die Liebe Gottes an alle Menschen weiterzugeben. Genau wie die Heilige Elisabeth im frühen 13. Jahrhundert.
Komtur Thomas Jünger FamOT konnte anschließend für die Ballei Deutschland im vollbesetzten Rittersaal 220 Gäste aus dem politischen und gesellschaftlichen Leben des Rhein-Main-Gebiets willkommen heißen, darunter Vertreter der befreundeten Ritterorden – Malteser, Johanniter und Grabesritter. Er wies daraufhin, dass der Deutsche Orden in Frankfurt-Sachsenhausen bereits seit 797 Jahren beheimatet ist und das auch schon zu Lebzeiten der Heiligen Elisabeth war.
Als Festredner sprach Seine Kaiserliche Hoheit Prinz Dr. Asfa-Wossen Asserate. Der Ehrengast, Prinz aus dem äthiopischen Kaiserhaus, aus der Salomonischen Dynastie, die sich auf Menelik, den Sohn des israelitischen Königs Salomo und der Königin von Saba zurückführt, Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers Haile Selassie, wurde 1948 in Addis Abeba geboren. An der dortigen Deutschen Schule bestand er als einer der ersten Äthiopier das Abitur, hat in Tübingen Recht und Wirtschaft, in Cambridge Geschichte studiert und wurde an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main promoviert. Ziel war, danach dem Kaiserhaus als Diplomat zu dienen. Die Revolution in Äthiopien machte aber diese Pläne zunichte. Während die Familie ermordet wurde oder lange Jahre im Gefängnis verbrachte, wurde der Referent dazu gezwungen, in Deutschland zu bleiben. Er arbeitete als Journalist und Pressechef der Düsseldorfer Messe und ist heute als Unternehmensberater für Afrika und den Mittleren Osten tätig. Zur öffentlichen Figur und zu einem deutschen Autor machte ihn das Benimmbrevier „Manieren“, das die Kritiker als ein „grandioses, sprachmächtiges Sittenbild unserer Zeit“ feierten. Ausgezeichnet wurde er unter anderem mit dem „Adalbert-von Chamisso-Preis“ und dem „Jakob-Grimm-Preis“. Er ist gläubiger Christ und gehört der äthiopisch-orthodoxen Kirche an, einer der ältesten Kirchen überhaupt.
In seinem Vortrag „Afrika – wohin? Politik, Wirtschaft und Migration“ vertrat Seine Kaiserliche Hoheit die zentrale These „Wer Europa bewahren will, muss Afrika retten“. Die aktuelle Flüchtlingskrise sei vor allem den Ereignissen im Nahen Osten geschuldet. Dabei gerate eine langfristig viel bedrohlichere Entwicklung aus dem Blick: die Völkerwanderung Zehntausender Afrikaner nach Europa. Prinz Dr. Asfa-Wossen, einer der besten Kenner des afrikanischen Kontinents, beschrieb die Ursachen dieser Massenflucht und appellierte an die europäischen Staaten, ihre Afrikapolitik grundlegend zu ändern. Andernfalls würden es bald nicht Tausende, sondern Millionen von Flüchtlingen sein, werde diese größte Herausforderung Europas im 21. Jahrhundert in einer Katastrophe enden – für Afrika und Europa. Als langjähriger Afrikaberater kennt Prinz Dr. Asfa-Wossen die Missstände genau. Durch westliche Handelsbarrieren und Agrarprotektionen verliere Afrika jährlich das Doppelte dessen, was es an Entwicklungshilfe erhalte. Zudem würden Gewaltherrscher hofiert. Gerade diejenigen, die der Kontinent für seine Entwicklung dringend brauche, kehrten ihrer Heimat den Rücken und verschlimmerten so die Situation vor Ort. Europa müsse Afrika als Partner behandeln und gezielt diejenigen Staaten unterstützen, die demokratische Strukturen aufbauten und in ihre Jugend investierten. Nur so könne es gelingen, den fluchtbereiten Afrikanern eine menschenwürdige Zukunft auf ihrem Kontinent zu ermöglichen.
Nach Dankesworten und Überreichen der gesegneten Elisabethbrote sowie Rieslingweins vom Hochheimer Königin Victoriaberg wurden beim anschließenden Empfang in den Räumen der Kommende bei Wein und Brötchen der besondere Abend gelobt, die herausragende Persönlichkeit des Vortragenden anerkannt, alte Bekanntschaften gepflegt und neue geknüpft.
Thomas Jünger FamOT
Komtur