Familientag der Komturei Franken
Diesmal führte uns der Familientag in das Barockschloss der Fürsten von Hohenlohe-Schillingsfürst und dem dazugehörigen Fürstlichen Jagdfalkenhof nach Schillingsfürst, im Landkreis Ansbach gelegen. Dort wurden wir am Vormittag von einer sehr kompetenten Schlossführerin empfangen und konnten über das prächtig stuckierte nördliche Treppenhaus die im Nord- und Westflügel gelegenen, der Öffentlichkeit zugänglichen Räume, betreten und besichtigen. Die anderen Räumlichkeiten werden bis heute von der fürstlichen Familie bewohnt. Bei der Führung durch die Räumlichkeiten wurden wir durch die Führerin in die Geschichte des Schlosses und der Familie von Hohenlohe-Schillingsfürst eingeführt. Der Ort selbst fand am 1. Mai 1000 in einer Urkunde Kaisers Otto III erstmalig Erwähnung, den er darin dem Hochstift Würzburg verleiht. Die auf einem Bergsporn der Frankenhöhe weit sichtbar gelegene Burganlage ging nach 1300 in den Besitz der mit den Schillingsfürst verwandten Hohenlohe über. Die alte Burganlage wurde insgesamt dreimal zerstört, 1316 von Ludwig dem Bayern, 1525 im Bauernkrieg und 1632 im Dreißigjährigen Krieg, bevor das Schloss 1705 bis 1740 als Dreiflügelanlage mit Ehrenhof erbaut wurde und sich im Wesentlichen bis heute so erhalten hat.
Allen Familiaren ist der Name Hohenlohe sicherlich insoweit ein Begriff, als sie wissen, dass aus dieser Familie mehrere Hochmeister hervorgingen. Der Name Hohenlohe-Schillingsfürst ist auch mit der neueren Geschichte eng verbunden. So war Fürst Choldwig (1819–1901) erst bayerischer Ministerpräsident und von 1894 bis 1900 Reichskanzler des deutschen Kaisserreiches und preußischer Ministerpräsident. Einer seiner Neffen, Prinz Konrad, wurde 1906 österreichischer Ministerpräsident. Auch soll Prinz Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst nicht unerwähnt bleiben, der als Kurienkardinal in Rom verstarb. Er war eng mit dem Komponisten Franz Lizst befreundet, der oft als Gast der fürstlichen Familie im Schloss verweilte.
Weniger bekannt dürfte sein, dass sich in Schillingsfürst eine Wurzel der französischen Fremdenlegion befindet. Die Fürsten boten ihren französischen Standesgenossen nach der französischen Revolution hier Asyl und zur Unterstützung der französischen Gegenrevolu-tion wurde aus französischen Emigranten und angeworbenen Söldnern die nach dem Grafen Mirabeau benannte „Legion Mirabeau“ aufgestellt. Auf Vorschlag des Prinzen Conde wurde diese Legion zum Hohenlohischen Truppenkorps erklärt und es wurde noch ein zweites Regiment aufgestellt. Beide Regimenter hatten eine Stärke von jeweils 2000 Mann. Die Befehlshoheit übernahmen Hohenlohische Prinzen und als Kaserne diente ein Gebäude des herrschaftlichen Gutshofes, in dem sich heute das Schlosscafe befindet. Aus den Resten dieser Regimenter ging später die berühmt gewordene französische Fremdenlegion hervor.
In diesem Schloss - Cafe – Restaurant war dann nach der Schlossführung mit den ausführ-lichen Erklärungen zu Schloss und Familie Hohenlohe-Schillingsfürst die wohlverdiente Mittagspause vorgesehen.
Nach dem Mittagessen hatten die Teilnehmer noch Gelegenheit auf eigene Faust das sich ebenfalls im Schloss befindliche Falknereimuseum und die Ausstellungsräume zur Fremdenlegion anzuschauen, bevor es mit dem, besonders wohl für die Kinder, Höhepunkt des Tages weiterging: der Besuch des fürstlichen Jagdfalkenhofes mit einer Flugvorführung der verschiedenen Greifvögel, die sich in der Falknerei befinden. Das Repertoire an Vögeln erstreckt sich von den verschiedenen Eulenarten über Falken und Bussarde bis hin zu Adler und Geier, die sich dann alle im Flug über den Köpfen der Zuschauer präsentierten.
Der gemeinsame Tag endete mit einer Maiandacht, die uns unser emeritierter geistlicher Beirat, Prälat Luitgar Göller, in der privaten Schlosskapelle hielt, welche uns die fürstliche Familie dankenswerterweise dafür zur Verfügung gestellt hat.
Thomas Koch
Vizekomtur