„Kreuzesbotschaft nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit dem Herz begreifen“ – Deutscher Orden und Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem begehen das Fest Kreuzerhöhung in der bayerischen Rhön
Dem Gottesdienst in der von den Franziskanern betreuten Klosterkirche auf dem Kreuzberg stand der Prior des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem aus der Komturei St. Kilian, Dr. Jürgen Vorndran, vor. In seiner einfühlsamen und bewegenden Predigt gab er zunächst einen historischen Überblick über die Bedeutung des Kreuzes im frühen Christentum. Das Geheimnis des Kreuzes erschließe sich jedoch, so Prior Dr. Vorndran, nicht in einer intellektuellen Betrachtung der Geschehnisse auf Golgotha. Anhand der fünf Wunden Christi führte der Prediger viel mehr den aufmerksamen Pilgern in der bis auf den letzten Platz gefüllten Klosterkirche vor Augen, dass die Kreuzesbotschaft zu allem Zeiten das Herz des Menschen zutiefst bewegt hat. Dafür steht als Anfangszeuge der Apostel Thomas, der die Wundmale Christi mit seinen eigenen Händen berührte und sich dann im Sinne des „Mein Herr, mein Gott“ mit hoher Emotionalität dem Auferstanden zuwandte.
Eine gemeinsame eucharistische Prozession der Pilger und Ritterorden um die Klosterkirche verlieh der Feier noch einmal eine besondere Note, die mit dem „Tantum ergo“ und dem sich anschließenden Segen ihren würdevollen Schlusspunkt erfuhr. Ganz im Sinne der Ganzheitlichkeit von Seele und Leib waren die Ritterorden dann im Antoniussaal des Klosters zu Gast, wo sie mit selbstgebrautem Kreuzbergbier und herzhafter regionaler Küche bewirtet wurden. Eine Teilnehmerin brachte das Lebensgefühl des Conveniats zum Ausdruck, in dem sie meinte, dass der heutige Tag ihr wie ein Sonntag vorkomme. Der Gipfelblick, der sich den zur Heimkehr aufbrechenden Besuchern vom höchsten Punkt des Berges mit der bedeutenden Kreuzigungsgruppe eröffnete, korrespondierte ganz mit den spirituellen Eindrücken dieses gelungenen Tages. Eine Weisheit der mittelalterlichen Mystik lautet aber auch: „Rara hora, brevis mora“- „eine seltene Stunde und ein kurzer Augenblick“, an dem man gerne länger festgehalten hätte.
Dr. Dr. Thomas Richter FamOT
Vizekomtur Franken