Leonhard Dunstheimer FamOT erhält für sein vielfältiges Engagement den Rieser Heimatpreis
Mit zunehmendem Stocken in der Stimme beginnt er zu erzählen. „Ich tauchte über den nördlichen Rand ins Ries ein“, sagt er über seine Autofahrt. Damals noch immer „innerlich zerrissen“, passierte er die Antonius-Kapelle in Belzheim. Von Reimlingen führte ihn sein Weg noch einmal zur Raiffeisenbank nach Nördlingen. Er schilderte seine Fahrt durch das Reimlinger Tor und die Reimlinger Straße, wie er die Gebäude links und rechts der Straße sah, die ein so wohliges Gefühl in ihm auslösten, als wäre er heimgekommen. Schließlich sei der Entschluss in ihm gereift, der sein Leben bis heute prägt und bewegt: „Und hier bringt mich auch keiner weg.“
Es sind die selben vier Wortfamilien, die sich am gestrigen Abend beim Versuch, Dunstheimer zu würdigen, stetig wiederholen. „Beeindruckend“ oder „Dankbarkeit und dankbar“ zählen dazu. Oder aber „Stolz“ und „Heimat“. Beeindruckt zeigt sich bei der Preisverleihung der Vorstandsvorsitzende der RVB, Paul W. Ritter, über den Auf- und Ausbau der VRBürgerstiftung mit ihren Treuhandstiftungen. Dunstheimer habe damit bürgerliches Engagement nachhaltig in der Region verankert. Daneben erwähnt Ritter die Gemeinnützige Fürst zu Oettingen-Wallerstein Kulturstiftung, für die sich der Preisträger einsetzt. Ihr gehe es um den Fortbestand der Harburg, einem „Juwel im Landkreis“, und ihren Erhalt für kommende Generationen. Als besonderes Herzensprojekt bezeichnet Ritter die Gefangenenhilfe und die Stiftung „Hoffnung“, die Dunstheimer mit seiner Frau Viktoria gegründet hat.
Laudatorin Ilse Aigner spricht von „herausragenden Diensten“ für den Heimatlandkreis des Reimlinger Ehrenbürgers. Dunstheimer habe sich „die genossenschaftliche Idee zum Lebensmotto gemacht“, im Berufsleben wie im Ehrenamt, sagt die Präsidentin des Bayerischen Landtags. Sie trägt einen Auszug seiner Verdienste vor und kommt erneut auf die Heimat zu sprechen: „Heimat ist der Ort, an dem die Seele wohnt und sich wohlfühlt.“ Es sei nicht nur ein Glück, im Landkreis Donau-Ries leben zu dürfen, sagt sie an Landrat Stefan Rößle gerichtet, und: „Es ist Glück, dass es Menschen wie Leonhard Dunstheimer gibt. Ich gratuliere Ihnen von Herzen zum Rieser Heimatpreis.“
Stefan Rößle spricht von Stolz, als er den neuen Preisträger des Rieser Heimatpreises in seinem Grußwort honoriert. Ohne Abitur und ohne Studium habe Dunstheimer eine „unheimlich erfolgreiche Karriere“ hingelegt, und neben seinem enormen ehrenamtlichen Engagement besitze er auch ein „unheimlich großes Herz“. Rößle erwähnt, wie die Landtagspräsidentin, die Gefangenenhilfe, die Dunstheimer unterstützt, um den Menschen nach ihrer Haft eine Rückkehr in die Gesellschaft zu ermöglichen. Dunstheimer vermittle die Botschaft: „Jeder Mensch ist wichtig, egal was seine Vergangenheit ausmacht“, sagt Rößle.
Oberbürgermeister Hermann Faul hebt das Engagement des 71-Jährigen vor allem in Bezug auf das Nördlinger Scharlachrennen hervor, bevor sich Ilse Aigner in das Goldene Buch der Stadt Nördlingen einträgt.
Zählt man alle Ehrenämter des 71-jährigen zusammen, kommt man auf über 500 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit. Dazu gehören u. a. die Gründung der VRBürgerstiftung im Jahr 2007 nach seinem Eintritt in den Ruhestand, stellvertretender Vorsitzender der Kulturstiftung Harburg, Ehrenvorstand der Anton-Jaumann-Stiftung zur Pflege der Kirchenmusik im Ries, sowie der Stiftung Margarte Jaumann für arme Kinder, Stiftungsvorsitzender der Stiftung „Antonio Rosetti“, stellvertretender Vorsitzender „Glühwürmchen-Kinderkrebs- Stiftung“, um nur einige zu nennen. 2008 gründete er mit seiner Frau Viktoria die „Stiftung Hoffnung“ für die Hilfe bei der Resozialisierung und Unterstützung strafgefangener Jugendlicher in der JVA Niederschönenfeld.
Seit 1999 ist Dunstheimer Mitglied im Deutschherrenbund, Familiare im Deutschen Orden, Komturei „Isar, Lech, Donau“, 2008 erhielt er die Raiffeisen/Schulze/Delitzsch-Medaille in Gold sowie die Staatsmedaille für besondere Verdienste um die Bayerische Wirtschaft, ein Jahr später den Bayerischen Verdienstorden und 2016 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Seit 2018 ist er zudem Ehrenbürger seiner Heimatgemeinde Reimlingen. Dort spielt er übrigens Trompete im Musikverein. „Diese Auszeichnungen sollten eigentlich schon reichen“, meinte Landrat Stefan Rößle mit einem gewissen Augenzwinkern. „Nicht jedoch, wenn man im Ries wohnt!“ Und so sei der Rieser Heimatpreis das „i-Tüpfelchen“.
Das Schlusswort hält der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Bernhard Ströbele. Er dankt den Organisatoren und der Knabenkapelle für die musikalische Gestaltung des Abends. Und er erweist Dunstheimer noch in seiner Rolle als Großvater eine Ehre. Die in Hamburg lebenden Enkel drappieren sich um ihn. Die Knabenkapelle schließt mit dem Marsch „Anchors Aweigh“, wie Ströbele sagt, „ein bekannter Marsch, der bei keinem Hamburger Hafenkonzert fehlen darf“. Dunstheimer zeigt an diesem Abend große Freude. Eines überlässt er dann den Bürgern: „Ob ich ein Rieser geworden bin, müssen die Rieser entscheiden. Aber dass ich mich als Rieser fühle, dass weiß ich ganz bestimmt.“
Verena Mörzl