Bischof von Mainz ist Ehrenritter des Deutschen Ordens
Die Investiturfeierlichkeiten fanden im Rahmen eines festlichen Pontifikalamtes in der über 1000 Jahre alten Mainzer Kathedrale statt und wurden von einer lateinischen Stiftsterz im barocken Gestühl des Chorus summus eingeleitet.
Dem großen Einzug, angeführt von Chargierabordnungen der studentischen CV-Verbindungen aus Mainz und den Vertretern des Malteserordens, der Grabesritter sowie den Familiaren des Deutschen Ordens, folgte der eigentliche Investiturakt. Der Deutsche Orden war dabei neben dem Hochwürdigsten Herrn Hochmeister durch Generalprokurator Pater Laurentius Meißner, Prior Pater Christoph Kehr, Seine Exzellenz Weihbischof und Confrater Dr. Gerhard Pieschl, Balleimeister Dr. Klaus-Werner Schulte, Balleikanzler Dr. Dirk Hohn und Komtur Florian Reis vertreten.
In einleitenden Worten führte Thomas Jünger, Komtur der Komturei „An Rhein und Main“, inhaltlich zur Investitur hin und stellte der Festgemeinde zunächst den Deutschen Orden als im Jahre 1190 im Heiligen Land gegründete und unter päpstlichen Schutz gestellte Gemeinschaft vor, die seit 1191 als Orden der katholischen Kirche unter voller Wahrung der geschichtlichen und rechtlichen Kontinuität anerkannt ist. Komtur Jünger weiter: Als einer der großen Ritterorden der katholischen Kirche hat der Deutsche Orden die Geschicke Europas mitgeprägt. Er war im Lauf seiner Geschichte an vielen Orten präsent gewesen und hat auch in Mainz Spuren hinterlassen. Hier erinnert an den Deutschen Orden vor allem das Deutschhaus, heute Sitz des rheinland-pfälzischen Landtags. Früher war es die Hochmeisterresidenz. Im Giebel zur Rheinseite ist auch heute noch das Hochmeisterkreuz zu sehen. Der Deutsche Orden war von 1218 bis 1809 in Mainz angesiedelt – also fast 600 Jahre. Durch den Stauferkaiser Friedrich II. wurde dem Orden im Dezember 1218 das Patronat der am Flachsmarkt in der Nähe des Judenviertels gelegenen Kirche St. Maria unter den Juden verliehen. Ein Ordenshaus wird erstmals 1257 erwähnt. Aber erst ab dem 14. Jahrhundert entwickelte die Mainzer Niederlassung größere Bedeutung. Für den Deutschmeister bestand nämlich Interesse, am Sitz des Reichserzkanzlers, also des Mainzer Erzbischofs, präsent zu sein. Mit der Besetzung von Mainz durch die französischen Revolutionstruppen 1792 und endgültig mit der Säkularisierung unter Napoleon 1809 war die Ära des Deutschen Ordens in Mainz beendet. Bauherr der erwähnten Hochmeisterresidenz war im frühen 18. Jahrhundert der Deutschordenshochmeister Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, der in Personalunion auch Kurfürst und Erzbischof von Mainz war. Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg begründete noch im ersten Jahr seiner Mainzer Bischofszeit, also 1729, eine Erb- und Gebetsverbrüderung zwischen dem Mainzer Erzbischof und dem Hochmeister des Deutschen Ordens einerseits und dem Domstift Mainz und den Ordensballeien Franken und Elsass-Burgund andererseits. Die Verpflichtung der beiden Reichsinstitutionen bestand im täglichen Gebet füreinander und im gegenseitigen Totengedenken. Die jeweiligen Konfraternitätsabzeichen – das Mainzer Zeichen mit dem Bild des Bistumspatrons St. Martin und das Deutschordenszeichen mit dem Hochmeisterkreuz – wurden stets nach der Wahl des Erzbischofs bzw. des Hochmeisters feierlich überbracht und zwischen den Domherren und den Ordensrittern ausgetauscht. Der Mainzer Erzbischof als erster Kurfürst des Reiches und die Mainzer Domherren trugen ebenso wie die Ordensritter mit Stolz die Abzeichen dieser bedeutsamen Gebetsverbrüderung. Dies belegen die Quellen und zeigen zahlreiche Gemälde. Der Mainzer Erzbischof nahm das Hochmeisterkreuz sogar in sein Bischofswappen auf. Komtur Jünger schloss mit der Feststellung, dass die an Bischof Kohlgraf zu verleihende Ehrenritterwürde diese historische Verbindung des Deutschen Ordens mit dem Bistum Mainz und den Mainzer Bischöfen als spirituelles Band in Erinnerung hält und belebt. Er dankte dem Hochwürdigsten Herrn Hochmeister, dem Antrag der Komturei „An Rhein und Main“ zur Verleihung der Ehrenritterwürde entsprochen zu haben.
Nach Verlesung und Übergabe der lateinisch abgefassten Urkunde segnete der Hochwürdigste Herr Hochmeister die geistlichen Zeichen und überrreichte dem neuen Ehrenritter den Rosenkranz, die weiße Mozetta mit dem Deutschordenswappenschild sowie das Ehrenritterkreuz.
Das anschließende Pontifikalamt wurde von der Domkantorei St. Martin unter Leitung von Domkapellmeister Professor Karsten Storck und Domorganist Professor Daniel Beckmann an der Domorgel musikalisch begleitet.
Die Sentenz „Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Weitergeben des Feuers“ stellte der neue Ehrenritter seiner Predigt voran. Daran werde deutlich, dass es bei der Investitur nicht nur um „Äußerlichkeiten und eine schöne Erinnerung an eine alte Tradition gehe“, sondern „Die Symbole der heutigen Investitur erinnern an die Glut unter der Asche, die für uns wichtig bleiben.“ Er erinnerte daran, dass der Deutsche Orden sich „aufgrund historischer Veränderungen und auch einer veränderten Theologie und Kirche mehrfach habe neu ausrichten müssen“. „Das wichtigste Symbol ist aber immer das Kreuz gewesen“, sagte Bischof Kohlgraf. Und weiter: „Wir sollten uns heute dieses Kreuzes nicht schämen. Gott braucht Menschen, die sich heute in die Nachfolge des gekreuzigten Christus begeben. Es braucht Menschen, die in einer Zeit, in der die Gewalt in verschiedenen Formen unsere Welt und unseren Alltag prägt, die Liebe, die Offenheit und die Zuwendung zum anderen Menschen leben. Menschen, die verkündigen in Tat und Wort. Die Formen der Mission haben sich – Gott sei Dank – gegenüber dem Hochmittelalter verändert. Der Sendungsauftrag ist jedoch nicht veraltet. Wir sind gesandt, Zeugnis für den Gekreuzigten zu geben, indem wir bei ihm in die Schule gehen und von seiner Lebenshaltung der Liebe und Hingabe an Gott und die Menschen lernen.“ Bischof Kohlgraf ging auf den heiligen Franz von Assisi ein, der versucht habe, „ein zweiter Christus zu sein, in seiner Liebe zu den Menschen, in seiner Gewaltlosigkeit, seiner Zuwendung zu den Kranken und den Menschen am Rande. Das war seine Form der Kreuzesnachfolge.“ Außerdem erinnerte Bischof Kohlgraf an die beiden Ordenspatrone, die heilige Elisabeth von Thüringen und den heiligen Georg, die besondere Verehrung Mariens und das Rosenkranzgebet als Aufgabe der Ordensmitglieder. Der Rosenkranz sei „in seiner Wiederholung eine Form christlicher Meditation. Es geht darum, Christus zu betrachten. Die Wiederholung schenkt Ruhe, innere Stille, wie eine liebgewordene Melodie, die mich begleitet.“ Abschließend sagte Bischof Kohlgraf: „Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Weitergeben des Feuers. Das Feuer brennt im Kreuz, in den Heiligen, im Gebet, in der Nächstenliebe und im Gebet. Das ist für mich der Sinn dieser Feier und der Annahme der Auszeichnung, die ich dankbar annehme. Es sind keine neuen Gedanken, aber Kernthemen unseres christlichen Lebens: Nachfolge, Liebe, Gebet.“
Im barocken Adelspalais Osteiner Hof, einst im Besitz des Mainzer Erzbischofs Johann Friedrich Karl von Ostein, gab die Komturei „An Rhein und Main“ zu Ehren des neuen Ehrenritters einen Empfang und ein Mittagessen. Die Menüfolge nahm die Herkunft und die jetzigen Wirkungsfelder des Ehrenritters und des Hochmeister – Rheinland und Mainz sowie Saarland und Wien – als Start in anregende Gespräche zum Abschluss des bedeutsamen Tages auf.
Thomas Jünger FamOT
Komtur