Nachruf Cfr. Alwin Grupp FamOT
Alwin Grupp wurde am 14. Februar des Kriegsjahres 1940 als Sohn eines Landwirts mit 7 Geschwistern im Dörfchen Nenningen geboren. Er wuchs in einem schwäbisch-katholischen, das heißt konservativen-lebensfrohen und nicht engstirnigen Elternhaus auf. Die ganze Familie wurde vom katholischen Glauben stark geprägt: zwei Brüder wurden Pallottiner-Patres, ein Bruder wurde Priester, eine der drei Schwestern war im Dienst der Kirche tätig. Nach dem Schulbesuch und dem Abitur in Göppingen trat er die württembergische Notar-Laufbahn an, absolvierte eine sechsjährige Ausbildung und hatte sich damit den Weg zum Württembergischen Bezirksnotar geebnet. Doch Alwin Grupp zog es in die freie Wirtschaft: Im August 1968 kam er als frisch verheirateter Notariatsassessor zur Leonberger Bausparkasse, der er bis zum Ruhestand 2004 treu blieb. In der 53 Jahre währenden, glücklichen Ehe mit der Lehrerin, späteren Rektorin Ursula Risse, die in Leonberg noch heute als Vorsitzende des Stadt-Seniorenrats engagiert ist, wurde beiden die Tochter Dorothea und der Sohn Mathias geschenkt. Damit könnte die Lebensgeschichte des passionierten Hobbykochs und Wanderers enden. Bei Alwin Grupp wäre dann jedoch entscheidende Teile seines Lebens unerwähnt: sein Engagement in der Kommunalpolitik und als Familiare im Deutschen Orden.
Der liebe Verstorbene stellte einen sehr großen Teil seines Lebens in den Dienst der Menschen und des Gemeinwesens. Seine politische Heimat wurde die Christlich-Demokratische Union, in die er bereits vor 60 Jahren eintrat. Grund für diese Entscheidung war sein tiefer katholischer Glaube und dessen Werte, die ihn prägten und ihm für alle seinen politischen Entscheidungen Richtschnur und Kompass blieben. Von 1975 bis 2010 war er Mitglied des Gemeinderats der Stadt Leonberg und von 1980 bis 2010 Vorsitzender der CDU-Gemeinderatsfraktion. 1983 wurde er in den Kreistag des Landkreises Böblingen gewählt; er gehörte diesem bis 1999 an und bestimmte die Entwicklung des Landkreises mit großem Sachverstand und persönlichem Engagement. Die Stadt Leonberg wurde ganz wesentlich von seiner kommunalpolitischen Arbeit und Entscheidungen geprägt.
Alwin Grupp war ein leidenschaftlicher Kommunalpolitiker, ein wahrer „homo politicus“. Er wurde gewürdigt als „Christdemokrat mit Herz“; mit seiner geradlinigen Art, seinem Sinn für Gerechtigkeit, seiner Zivilcourage, seinem vorbildlichen Einsatz und seiner Durchsetzungskraft wusste er die Menschen von seinen Ideen und Zielen zu überzeugen, so dass er immer wieder bei Wahlen der Stimmenkönig wurde. Unermüdlich und voller Engagement setzte er sich auf der Grundlage seines katholischen Glaubens, seiner Heimatliebe und seiner Überzeugung, mit seinen ihm von Gott geschenkten Talenten für die Menschen wirken zu müssen, für seine Stadt ein.
Eine große Zahl von Projekten in „seiner Stadt“ Leonberg gehen auf seine Initiative, seine Beharrlichkeit und Überzeugungskraft zurück. Dafür erhielt er nicht nur immer wieder sehr hohe Zustimmung der Wähler, sondern als Ausdruck großer Anerkennung und höchsten Respekts zahlreiche Ehrungen sowie das Bundesverdienstkreuz.
Es war schon fast eine Selbstverständlichkeit, dass Alwin Grupp als überzeugter Katholik, der sich für das Gemeinwesen aktiv eingesetzt hat, als Familiare in den Deutschen Orden aufgenommen wurde: er wurde am 24. Oktober 1992 investiert und nahm sein Ordensversprechen sehr ernst. Er hat sich immer, auch als seine Gesundheit bereits stark beeinträchtigt war, aktiv und geschätzt am Komtureileben beteiligt. Der Deutsche Orden wurde ein bedeutender Teil seines Lebens. Es gab praktisch kein Conveniat, kein Einkehrwochenende oder Jahreskonvent, an dem er nicht engagiert teilnahm. Gespräche und Gemeinschaft waren ihm wichtiger als Ämter und Repräsentation. Typisch drückte sich diese innere Haltung durch seine Bereitschaft, sich über viele Jahre als Rechnungsprüfer zur Verfügung zu stellen, ein Dienst, der oft recht mühsam und langwierig ist und eher Ärger als ein Verdienstkreuz einbringt.
Mit Confrater Alwin Grupp verlieren wir, die Komturei „An Tauber, Neckar und Bodensee“ des Deutschen Ordens, einen Familiaren, der die von einem Familiaren unseres Ordens zu erwartenden Tugenden in vorbildlicher Weise gelebt, sich für unseren Orden eingesetzt und um ihn verdient gemacht hat.
Wir sprechen seiner lieben Frau, die ihn sehr häufig zu unseren Conveniats begleitete und damit auch ein Teil unserer Gemeinschaft wurde, sowie der ganzen Familie unser tief empfundenes Beileid aus. Corona-bedingt fand die Beisetzung mit einer sehr eingeschränkten Teilnehmerzahl statt, sodass wir ihn nicht, wie er es verdient hätte, mit einer großen Zahl von Familiaren und Familiarinnen auf seinem letzten Weg begleiten konnten. So haben ihm nur zwei Confratres beim Requiem und Begräbnis am 24. Februar in Leonberg die letzte Ehre erweisen können. Bei der nächsten Möglichkeit, wieder anlässlich eines Conveniats zusammenzukommen, wird ihm die Komturei „An Tauber, Neckar und Bodensee“ in einer Eucharistiefeier die ihm angemessene Ehre erweisen.
Wir werden seiner in brüderlicher Zuneigung und Dankbarkeit gedenken und ihm über das Grab hinaus im Gebet verbunden bleiben. Er möge ruhen in Frieden.
R.I.P.
Joachim Staudenmaier FamOT
Stv. Komtur
Balleirat