Bericht über die Nachfeier: „P. Olaf Wurm 25 Jahre Priester“
Wir wurden von der Pfarrgemeinderatspräsidentin Frau Rita Hermeter recht herzlich begrüßt.
In seiner Homilie führte P. Olaf Folgendes aus:
Unsere Kirche lebt in einem Zeitalter des Umbruchs. Vieles, was vor 25 Jahren noch selbstverständlich war in Gesellschaft und im Leben der Kirche ist weggebrochen und verschwunden. Unsere Kirche hat sich verändert, ja sie wurde verändert.
Der Widerspruch, Einspruch ist dann gerechtfertigt, wenn das Evangelium von den Menschen, die miteinander Kirche sind, nur gebrochen gelebt, ja wenn es von ihnen bewusst missachtet und durch die Sünde pervertiert wird.
Die Diskrepanz von Anspruch und Wirklichkeit in der Kirche ist nicht neu, sie ist so alt wie die Kirche selbst. Die Gemeinde von Korinth, an die der Apostel Paulus zwei Briefe geschrieben hat, war sehr lebendig, sie hatte sich gut entwickelt. Aber sie war auch tief zerstritten. Diese Korinther nennt Paulus in dem Abschnitt, den wir als Lesung gehört haben, trotz aller Missstände und Ärgerlichkeiten, die „Geheiligten“. „Heilig“ meint hier nicht moralische Vollkommenheit. Die Korinthergemeinde war davon ja weit entfernt. Die Heiligkeit beruht nicht auf menschlicher Leistung, sondern auf der Erwählung durch Gott.
Die Diskrepanz von Anspruch und Wirklichkeit ist ärgerlich und stimmt mich traurig. Das Ärgerliche besteht darin, dass das Evangelium von den Menschen, die miteinander Kirche sind, nur gebrochen gelebt wird. Die Kirche bekennt beides von sich. Sie bekennt sich zum Wirken des Heiligen Geistes in ihr. Der Geist schenkt der Kirche Werke der Güte und Barmherzigkeit, des Friedens und der Einheit. Die Kirche bekennt sich zugleich zu ihren Verweigerungen gegen den Heiligen Geist. Darum gibt es in ihr auch Härte und Ausgrenzung, gegenseitige Verletzungen und Trennungen. Besonders erschreckt hat mich die Tatsache, dass man dem anderen, also dem, der nicht der gleichen Meinung ist die Rechtgläubigkeit bzw. die Ersthaftigkeit seiner Berufung abgesprochen wird. Für mich war und ist Kirche / Orden immer eine Gemeinschaft in der trotz unterschiedlicher Einstellungen und Meinungen ein gemeinsamer Weg gefunden werden sollte. Und dieser gemeinsame Weg kann auch gefunden werden, wenn man sich selbst zurück nimmt und sich am Evangelium orientiert. Die Kirche lebt von der Vielfältigkeit und nicht von der Engstirnigkeit!
Zugleich gehört es zum gelebten Evangelium, dass Menschen aus der Erfahrung eigener Schuld und Schwäche Geduld haben mit der Schuld und Schwäche des Nächsten.
Ein prominentes Beispiel dafür ist der heilige Petrus. Er hatte im Abendmahlssaal vollmundig versprochen, Jesus bis in den Tod zu folgen. Doch als es dann zur Probe kommt, zeigt sich seine ganze Schwäche. Nichts bleibt von seiner hochgemuten Bereitschaft, sein Leben für Jesus zu geben. Angst bestimmt sein Verhalten. Er will nur noch die eigene Haut retten. Petrus wird nach Ostern von Jesus dreimal nach seiner Liebe gefragt. Er antwortet beim drittenmal beschämt: „Herr, du weißt alles, du weißt auch, dass ich dich lieb habe“. Er gesteht bescheiden ein, dass der Auferstandene um sein Versagen, aber auch um seine Liebe weiß. Die Erfahrung von Schuld hat Petrus demütig gemacht (vgl. Joh 21,15-17). Jesus hält zum kleinlaut gewordenen Petrus. Jesus hält zu ihm – und traut ihm noch manches, ja viel Gutes zu.
Dem, der auch nicht „besser“ ist als die anderen, auch wenn er sich vorher gerne in den Vordergrund spielte und auf stark und verlässlich machte.
Das ist für mich ein ganz wichtiger Teil unserer christlichen Botschaft: Die Botschaft des wieder-Aufstehens. Der Auferstandene trägt Liebe nach – und nichts anderes. Er ist also nicht nachtragend im landläufigen Sinne, sondern im göttlichen Sinne. Und so macht er es möglich, dass auch Menschen aufstehen können, wieder aufstehen – auferstehen.
Das bedeutet Leben, das ist Leben: Nach Niederlagen und Niederschlägen wieder aufstehen dürfen – weil Gott das Leben will – und will, dass wir leben und volles Leben haben.
Das macht es möglich, anders und neu mit Scheitern und Versagen umzugehen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass wir als Kirche, Reformen brauchen. Aber keine Revolution wie 1517. Doch eine Reformation, die braucht sie! Die Kirche versteht sich ja selbst als ‘ecclesia semper reformanda‘, also als Kirche, die immer reformiert werden muss. Das wünsche ich mir für die nächsten 25 Jahre, einen offenen und ehrlichen Dialog, Respekt vor dem Anderen, Ehrlichkeit und Offenheit, damit wir als Kirche wieder glaubwürdig Zeugnis von der nachgehenden Liebe unseres Gottes ablegen können. Gefragt sind nicht die Supermenschen, nicht die Superchristen, nicht die, die alles im Griff haben oder sich für die wahren Katholiken halten. Denn es ist die nachgetragene Liebe Gottes, die trägt. Auch uns. Amen.
Vor dem Segen würdigte Balleimeister Dr. Werner Wallnöfer den Jubilar:
Lieber P. Olaf!
Wir haben nun gemeinsam dem Herrgott für Deine 25 Jahre Tätigkeit als Seelsorger gedankt.
Nun sei auch Dir gedankt für Deinen Einsatz in den Pfarreien, im Orden, bei den Jugendlichen in der Schule, für Deine Tätigkeit bei Presse und Rundfunk und natürlich ganz speziell als geistlichem Assistenten unserer Familiarengemeinschaft. Wir schätzen es, dass Du nicht nur Liturgie feierst, die freilich die Mitte und Quelle des Glaubens bleibt, sondern verstärkt das Gespräch mit den Menschen über Gott suchst und den Leuten hilfst, die Spuren Gottes in der eigenen Lebens- und Glaubensgeschichte zu finden. Du vermittelst uns, dass spirituelles Leben und notwendendes Wirken zusammengehören. Unser Wahlspruch heißt ja „Helfen, Heilen, Wehren“.
Dein Wahlspruch lautet: Herr, Du hast mich gekannt und hast mich doch erwählt. Nimm mich also, wie ich bin und mach mich so, wie Du mich haben willst.
Dieser Herr wird Dich einmal fragen, nicht wie Du Dich im herkömmlichen Pfarrbetrieb oder im Deutschen Orden bewährt hast, sondern danach, wie viele Kirchenferne, Kirchenkritische und Zweifelnde Du ein Stück näher zu Gott geführt hast. Ich glaube, Du kannst da mit gutem Gewissen Rede und Antwort stehen.
Auch auf dem Lebensweg eines Priesters gibt es immer wieder Menschen, denen man es einfach nicht recht machen kann, die einem Pfarrer und Ordensmann das Leben schwer machen. Trotz aller Herausforderungen, Widerstände, Gegnerschaften hast Du, P. Olaf, durchgehalten, und deshalb bewundern und lieben wir Dich.
An ein passendes Geschenk haben wir auch gedacht. Einmal haben wir uns selber mitgebracht und werden Dir nach dem Dankgottesdienst draußen im Freien persönlich gratulieren können. Dies wird begleitet mit kleinen Häppchen und Wein, den dankenswerterweise der Herr Prior spendiert hat.
Wir wissen, dass Du auch mal gerne ausspannst, einen Urlaub oder eine Reise genießt. Deshalb überreiche ich Dir im Namen der Familiaren einen Scheck. Als Wink mit dem Zaunpfahl hier noch der große Bibelatlas von Herder, warst Du doch nie im Heiligen Land.
Mögen Dein Lebensstil, Dein Zeugnis und Deine Authentizität dazu führen, dass unsere Kirche und unser Orden wieder lebendiger werden. Ohne die Hilfe der Ἁγία Σοφία, der Göttlichen Weisheit, wird es wohl nicht gehen.
Lieber P. Olaf, alles nur erdenklich Gute, Gottes Segen und Gesundheit für die weiteren Jahre.
Dr. med. Werner Wallnoefer
Balleimeister