75 Jahre Deutscher Orden in Burgwald mit Gedenken an Hochmeister Ildefons Pauler
Pater Ildefons, geboren 1903, war 1927 in Troppau in den Deutschen Orden eingetreten und wurde nach dem Theologiestudium in Innsbruck zum Priester geweiht. Im Zweiten Weltkrieg wurde er als Wehrmachtspfarrer eingesetzt und nach Kriegsende wie viele andere mährisch-schlesische Deutschordenspriester vertrieben. In Deutschland angekommen, bemühte er sich, parallel zur Seelsorge in den Diasporagemeinden in Nordhessen, die zerstreuten Mitbrüder zu sammeln und gründete in Darmstadt die deutsche Brüderprovinz, zu deren erstem Prior er 1948 bestellt wurde. 1963 zog er in die Deutschordenskommende Sachsenhausen nach Frankfurt. 1965 wurde auch der Provinzsitz dorthin verlegt. Bereits im Rentenalter wurde er 1970 zum Hochmeister gewählt, er stand dem Deutschen Orden dann 18 Jahre lang vor. Nach seinem Rücktritt lebte er zunächst in Wien, später im Alten- und Pflegeheim der Deutschordensschwestern in Bad Alexandersbad. Verstorben im Jahr 1996 ist er auch dort begraben. Dieses Jahr wird seines 25. Todestages gedacht.
Die Familiaren der Komturei „An Rhein und Main“ feierten am 18. Juli 2021 zusammen mit den einheimischen Christgläubigen in der Kirche St. Elisabeth in Burgwald-Industriehof einen Fest- und Dankgottesdienst zu beiden Jubiläen. Das Hochamt zelebrierte der Prior der deutschen Brüderprovinz, Pater Christoph Kehr OT, der aus Weyarn angereist war und in der Gemeinde selbst seine erste Pfarrstelle innehatte. Als Konzelebranten standen ihm die Patres Franz Samper OT und Hans-Paul Gallus OT zur Seite.
Confrater Diakon Dr. Stefan Wick FamOT assistierte und hielt die Festpredigt, in der an die von Sorgen geprägten Anfangsjahre, als die heimatlos gewordenen Katholiken aus dem Sudetenland begannen, eigene Häuser und dann auch Kirchen zu bauen, und an die Worte von Pater Ildefons bei der Grundsteinlegung der Christkönigskirche in Ernsthausen erinnerte: „Nicht nur Wohnungen müssen gebaut werden. Wir sind ja Menschen mit unsterblichen Seelen und nicht Tiere, es gibt eine Ewigkeit, ein Jenseits, einen dreieinigen Gott, Christus den Herrn und König, und deshalb bauen wir neben Wohnungen auch das Gotteshaus.“ Confrater Dr. Wick berichtete anschaulich, wie beherzt Pater Ildefons die seelsorgerische Arbeit in der hessischen Diaspora anging. Erhaltene Briefe zeugten von einem wachen Blick für das Notwendige. Nur zu gut habe er nach der schmerzlichen Erfahrung von NS-Diktatur mit Zerschlagung des Deutschen Ordens und Ausweisung aus der Heimat die vielfältigen äußeren und inneren Sorgen der Menschen gekannt.
Grüße und Segenswünsche des Herrn Hochmeisters, Generalabt Frank Bayard OT, überbrachte Komtur Thomas Jünger FamOT. Seine Exzellenz gab in einem Grußwort zu verstehen, es sei immer wieder ein tröstlicher Gedanke zu wissen, dass Brüder und Schwestern durch die Jahrhunderte hindurch das Leben der Menschen in frohen Momenten ebenso wie in den Stunden der Not und des Leidens geteilt und mitgetragen haben. Diese Frauen und Männer hätten unter dem Ordenszeichen, dem schwarzen Kreuz auf weißem Grund, Großes geleistet und durch ihren Glauben und ihr Wirken den Menschen das Charisma des Ordens, jenes „Helfen und Heilen“ erfahrbar gemacht, das schon die Gründergestalten vor 830 Jahren im Heiligen Land als Auftrag gewählt haben. Dieser aufopfernde und selbstlose Einsatz sei auch verbunden mit Pater Ildefons. Er habe mit festem Glauben und unglaublichem Einsatz nicht nur die der Heimat vertriebenen Brüder in Deutschland wieder gesammelt, sondern mit großer Kreativität begonnen, den Menschen den Trost des Glaubens und der Sakramente zugänglich zu machen. Er habe eher im Stillen und Verborgenen gewirkt und um sich selbst keinerlei Aufhebens gemacht. Diese Charaktereigenschaften persönlicher Bescheidenheit und echter Demut seien gepaart gewesen mit einem freundlichen und den Menschen stets zugewandten Wesen. Der Herr Hochmeister bekundete seinen Dank für das Wachhalten der Erinnerung an diese Gründergeneration des Wirkens der Brüder und Schwestern vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem in den schweren Jahren der Vertreibung und des Wiederaufbaus.
Bei einem von Pater Georg Assel OT vorbereitetem Empfang vor der Kirche gab es bei Sekt und Brezel Gelegenheit zum Austausch zwischen Confratres und Gemeindemitgliedern, darunter auch Neffen und Nichten von Althochmeister Ildefons Pauler. Ein gemeinsames Mittagessen der Confratres und ihren Angehörigen sowie ein Besuch der nahegelegenen Johanniterkirche aus dem 13. Jahrhundert in Wiesenfeld beschloss den Festtag.
Thomas Jünger FamOT
Komtur