Deutschordensballeien im Südosten – Neue Aspekte der Ballei- und Kommendengeschichte in Mittelalter und Neuzeit
Zu Beginn der Tagung begrüßte der Leiter der Forschungsstelle Prof. Dr. Helmut Flachenecker die Referenten und angereisten Gäste – insbesondere den Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt, den Deutschherrenmeister Thomas Jünger, seinen ersten Stellvertreter Simon Kuttenkeuler sowie den Leiter der Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens Prof. Dr. Hubert Houben. Einen besonderen Gruß richtete er an den per Zoom zugeschalteten Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Udo Arnold. Oberbürgermeister Christian Schuchard gab schließlich im Rahmen seiner Ansprache einen kurzen Einblick in die Geschichte des Deutschen Ordens und seine Verbindungen zur Stadt Würzburg. Hierbei ging er insbesondere auf die anstehenden Jubiläen im Jahr 2025 – 500 Jahre Bauernkrieg und Säkularisierung des Deutschordenslandes - ein. Anschließend betonte Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Salch in einer kurzen Rede die Bedeutung der Arbeit der Forschungsstelle sowie der Tagung für die Forschung zum Deutschen Orden.
Hierauf folgte die erste Präsentation von Herrn Flachenecker, der über Gregor Spieß, den Kanzler und Schreiber des Deutschen Ordens in Mergentheim, und seinen Bericht von 1544 über die Balleien Lamparten, Apulien und Sizilien sowie über Kastilien referierte. Im Anschluss daran berichtete Mag. Bernhard Huber über die Ballei Österreich nach dem Ersten Weltkrieg, welche als einzig verbliebener Teil des Deutschen Ordens nach der Säkularisierung im 19. Jahrhundert Bestand hielt. Auf eine positive Resonanz stieß schließlich das von den Mitarbeitern Aurelia Brandenburg und Peter Aifeld vorgestellte und erst vor kurzem eingeführte Portal der Forschungsstelle mit integriertem Blog. Dem folgte der Vortrag von PD Dr. Erika Kustatscher, welche einen Überblick über die Bedeutung der Laien für die Erfüllung des Gründungsauftrags vom Mittelalter bis in die Gegenwart am Beispiel der Ballei „An der Etsch und im Gebirge“ gab. PhD Francesco Filotico, dessen Beitrag von Herrn Houben vorgetragen wurde, beleuchtete die Seelsorgearbeit des Deutschen Ordens im gleichen Gebiet. Zwar widerlegte er die aufgestellte These, dass es sich um eine Pfaffenballei handelte, hob zugleich jedoch hervor, dass die seelsorgerische Tätigkeit der Deutschordenspriester nicht durch die Bischöfe behindert, sondern sogar durch diese unterstützt wurde. Mit einem gemeinsamen Abendessen im „Backöfele“ endete der erste Tag der Veranstaltung.
Der folgende Tag widmete sich zunächst der „Ballei Lamparten“ sowie der „Ballei Böhmen“ und begann mit einem Vortrag von Prof. Dr. Marie-Luise Favreau-Lilie, welche über den Deutschen Orden in Reichsitalien referierte und hierbei gezielt auf die Bedeutung der Ballei Lamparten einging. Die Moderatorin Frau Dr. Katharina Kemmer leitete schließlich den zweiten Vortrag von Prof. Dr. Dr. Kristjan Toomaspoeg ein. In diesem bezeichnete er die Ballei Lamparten als „Kronjuwel“ des Deutschmeisters und beleuchtete dessen Beziehungen zu Balleien im Südosten des Reiches von 1200 bis ca. 1525. Seine These, dass der Landkomtur von Lamparten seinen Sitz von Padua nach Stigliano (Astian) verlegt habe, führte zu einer anregenden Diskussion. Frau Favreau-Lilie konnte diesbezüglich anmerken, dass durch die Studie von Visitationsprotokollen festgestellt werden konnte, dass zu Beginn des 15. Jahrhunderts Astian als Kommende nicht existiert habe. Im Anschluss an eine Pause folgte der Vortrag von Aaron Schwarz mit dem Titel „Papst Honorius III. und die Ballei Böhmen“. So arbeitete dieser heraus, dass Honorius III. einen bedeutsamen Grundstein für den Aufbau der Ballei Böhmen legte, die im Laufe des 13. Jahrhunderts durch die Gründung der Kommenden Deutschbrod und Neuhaus in Südböhmen sowie durch den Ausbau des bereits 1224 gegründeten Spitals in Pilsen ausgebaut wurde. In Folge dessen konnte die Ballei ihre ordenspolitische und geostrategische Bedeutung als Verbindung zwischen dem Mittelmeerraum und den entstehendem preussischen Ordensland in den folgenden Jahrzehnten entfalten. Schließlich gab Frau Kemmer einen Einblick in ihr Habilitationsprojekt „Unitas per varietatem? – Das mittelalterliche Siegel-Corpus Deutscher Orden. Ein Vergleich der Siegel der Ballei Franken, An der Etsch und im Gebirge, Österreich, Elsass-Burgund, Lothringen und des Deutschmeistertums.“ und konnte aufzeigen, dass bisher keine einheitliche Identität in der Siegelführung des Deutschen Ordens festzustellen ist.
Im Anschluss an den letzten Vortrag folgte eine Abschlussdiskussion in Moderation von Herrn Houben. Hierbei wurde vor allem das Fehlen einer Studie zur Geschichte des Deutschmeistertums hervorgehoben und eine zukünftige Tagung im Hinblick auf die Rekuperationspolitik des Ordens angeregt. Die Tagung krönte sich in einer Exkursion nach Gundelsheim zum Schloss Horneck, dem ehemaligen Sitz des Deutschmeisters, und endete in einem gemeinsamen Abendessen auf Einladung der Forschungsstelle Deutscher Orden im Würzburger Bürgerspital.
Anna Guschlbauer und Peter Aifeld