Nachruf - Prof. Dr. Klaus Militzer
Nach Lehrtätigkeit an der Pädagogischen Hochschule Göttingen und einem Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft konnte er 1978 in Göttingen die Habilitation abschließen. Im folgenden Jahr wechselte er als Wissenschaftlicher Referent an das Historische Archiv der Stadt Köln, woraus sein anderer Arbeitsschwerpunkt erwuchs: die Kölner und die Rheinische Landesgeschichte.
Militzer sah stets über regionale Grenzen hinaus und konnte daher seine Arbeitsgebiete sehr gut miteinander verbinden. Außerdem arbeitete er immer quellennah und kam somit ständig zu neuen Erkenntnissen. Das Ergebnis waren viele Vorträge des beliebten Referenten, die anschließend als Aufsätze gedruckt wurden. Zu seinem 75. Geburtstag konnte ich 27 solcher Beiträge zur Deutschordensgeschichte in Band 75 der "Quellen und Studien" vorlegen; weitere über 50 Veröffentlichungen sind in diesem Band nachgewiesen. Seine Erträge zur Rheinischen Geschichte kann ich hier nicht würdigen. Dabei standen Stadt-, Wirtschafts-, Verwaltungs- und Sozialgeschichte im Zentrum des Interesses.
An Buchveröffentlichungen sind zu nennen die "Ritterbrüder im livländischen Zweig des Deutschen Ordens" (1993, mit Lutz Fenske); "Von Akkon zur Marienburg. Verfassung, Verwaltung und Sozialstruktur des Deutschen Ordens 1190-1309" (Quellen und Studien 56, 1999; ein zweiter Band bis 1410 liegt als Rohmanuskript vor); "Die Geschichte des Deutschen Ordens" als Taschenbuch 2005, 2. Auflage 2012, polnisch 2007, lettisch 2009, estnisch 2013; „Die Urkunden der Deutschordenskommende St. Katharinen zu Köln. Regesten (1218-1785)“ (Quellen und Studien Bd. 78, 2 Teilbände) als grundlegendes Quellenwerk. Sein letzter Aufsatz, Ende März fertiggestellt und wiederum Kölner und preußische Deutschordensgeschichte verbindend, wird 2023 in einer Festschrift erscheinen.
Als Mitglied der Historischen Kommission für ost- und westpreußsche Landesgeschichte sowie der Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens – beiden diente er jahrelang als Kassenführer im Vorstand – war er maßgeblich beteiligt an den grenzübergreifenden Ansätzen zur Überwindung der nationalen Vorurteile über die Geschichte des Deutschen Ordens, vor allem im deutsch-polnischen Dialog. Seine Diskussionsbeiträge waren stets präzise, oftmals vertrat er seine Position pointiert, jedoch nie verletzend. Wir haben mit ihm einen der besten Kenner der mittelalterlichen Deutschordensgeschichte verloren, und viele von uns einen persönlich liebenswerten Freund.
Udo Arnold