Nur wer die Vergangenheit und ihre europäischen Zusammenhänge kennt ...
„Nur wer die Vergangenheit und ihre europäischen Zusammenhänge kennt, kann die Zukunft gestalten,“ sagt der Hochmeister des Deutschen Ordens, Frank Bayard OT. Welche Macht Geschichte hat, wie wichtig Geschichtsbilder und die Verständigung über Geschichte für die Völkerverständigung sind, zeigt mit aller Deutlichkeit der brutale Krieg in der Ukraine.
Das Bild des Deutschen Ordens unterlag seit fast eineinhalb Jahrhunderten massiver tagespolitischer Einflussnahme auf deutscher wie polnischer Seite. So wurde der Deutsche Orden z.B. während der Zeit des Nationalsozialismus dadurch missbraucht, dass bewusst Anleihen an den Deutschen Orden gemacht wurden. „Ordensburgen“ und das „Ritterkreuz“ zählen dazu. Der Deutsche Orden wurde für Nazi-Ideologie vereinnahmt! In Polen wurde sein Bild über viele Jahrzehnte durch den Roman „Krzyzacy – Die Kreuzritter“ geprägt. Der Roman aus dem Jahr 1900 wurde in 25 Sprachen übersetzt und war über Generationen Pflichtlektüre in den polnischen Schulen. Als Roman erhebt er keinen Anspruch auf historische Genauigkeit, was aber nicht unbedingt jedem Leser bewusst war. Es „erwuchs die Gleichung: Krzyzak = Deutscher = Feind als ein verbreitetes Grundschema im polnischen Denken bis weit in das 20. Jahrhundert hinein“, stellt unser Ehrenritter, Prof. Dr. Dr. h. c. Udo Arnold, fest. „Nicht die Zeit des Nationalsozialismus, des Zweiten Weltkrieges, der Vertreibung der Deutschen aus heute polnischen Gebieten boten den größten Diskussionsbedarf, am strittigsten war das Thema ‚Deutscher Orden‘“ so bemerkt Prof. Arnold.
Durch die wissenschaftliche Arbeit der „Internationalen Historischen Kommission für den Deutschen Orden“, veröffentlicht in den Bänden der „Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens“, konnte das Bild des Ordens wissenschaftlich fundiert und aufgeklärt werden. Hierbei war der Deutsche Orden nur ein Aspekt, es ging auch um das Bild der Deutschen und ihr Wirken im Mittelalter. Neue Forschungsergebnisse flossen durch die deutsch-polnische Schulbuchkommission, die in Folge der „Warschauer Verträge“ von 1970 im Jahre 1972 gegründet wurde, in die Schulbücher ein. Das war ein großer und wichtiger Schritt, der ein politisch verzerrtes, wie romanhaftes Geschichtsbild durch ein wissenschaftlich fundiertes ersetzte. Entsprechend dem geografischen Verbreitungsgebiet des Deutschen Ordens gehören Historiker aus 15 Nationen der Historischen Kommission an.
Universitäten wie Wissenschaftler in Moskau, Warschau, Bratislava, Budapest, Tallinn, Riga, Debrecen, Vilnius, Krakau, Danzig und vielen weiteren Städten im Osten Europas und Jerusalem stehen auf einer Verteilerliste der Wissenschaftlichen Vereinigung für den Deutschen Orden. Sie alle erhalten regelmäßig die Neuerscheinungen der Reihe „Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens“. Mit erheblichen Zuschüssen ermöglicht die Wissenschaftliche Vereinigung seit vielen Jahrzehnten, dass interessierte Historiker, Bibliotheken und Archive, die Bände erhalten. Ohne eine finanzielle Unterstützung wäre die Anschaffung der Bücher für viele Historiker und Forschungsinstitute nicht möglich. Regelmäßig wird die Verteilerliste überprüft. Verstorbene Historiker werden aus dem Verteiler gestrichen, neue, an der Forschung über den Deutschen Orden interessierte Historiker, werden hinzugefügt.
Die Reihe „Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens“, wurde im Jahre 1966 von Pater Dr. Klemens Wieser OT, der unter anderem im Deutschordens Zentralarchiv (DOZA) in Wien gearbeitet hat, begründet. Mittlerweile sind fast 90 Bände erschienen, in Kürze kommt ein weiterer Band über die Armenfürsorge in der Residenzstadt des Ordens, Mergentheim, hinzu. Der Deutsche Orden gehört damit zu den am besten erforschten Orden der katholischen Kirche!
Um die „Zukunft zu gestalten“, wie es Hochmeister Frank sagt, braucht es viele Freunde und Unterstützer der Wissenschaftlichen Vereinigung! Wir hoffen, viele neue Freundinnen und Freunde in allen Balleien und Komtureien des Deutschen Ordens und auch darüber hinaus, zu finden. Geschichtlich fundierte Zusammenhänge sollen weiterhin erforscht und veröffentlicht werden damit es gelingt, Zukunft zu gestalten, die hoffentlich friedlicher ist, als es in der Vergangenheit und Gegenwart war und ist.
Interessierte können sich unter Vorstand@WiVeDo.de melden, gerne senden wir ihnen weitere Informationen über die Wissenschaftliche Vereinigung aber auch die Buchreihe „Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens“ zu.
Prof. Dr. Michael Els FamOT
Vorsitzender der Wissenschaftlichen Vereinigung