Spiritueller Vortrag des Hochwürdigsten Herrn Hochmeisters Generalabt Frank Bayard
Der Glaube wurde zu allen Zeiten angefragt und hinterfragt. Oftmals könnte der Eindruck entstehen, dass bei allen Strukturdebatten und Krisen, denen auch die katholische Kirche ausgesetzt ist, viel zu wenig über den Glauben an den auferstandenen Herrn Jesus Christus gesprochen wird. Wo kann ich denn in unserer zerrissenen Zeit und Welt Gott als gegenwärtig und handelnd erfahren? Zoom machte es möglich, dass sich auf Einladung der Wissenschaftlichen Vereinigung für den Deutschen Orden Consorores, Confratres und Kandidaten aus verschiedenen deutschen Komtureien und der belgischen selbständigen Komturei Alden Biesen trafen. Wohltuend locker und herzlich war die Atmosphäre, in der Cfr. Prof. Dr. Michael Els als Vorsitzender der Wissenschaftlichen Vereinigung sowohl den Herrn Hochmeister als auch die Teilnehmer begrüßen konnte. „Stärkung des Glaubens“ sei das Thema, keine Diskussion über kirchliche Themen, so führte Confrater Els in den Abend ein und übergab an Hochmeister Frank.
Hochmeister Frank nahm Bezug auf das Buch „Woran glaubt, wer nicht glaubt?“, ein Buch über den Briefwechsel zwischen Carlo Kardinal Martini und dem Philosophen Umberto Eco. Die Position des damaligen Mailänder Erzbischofs lautet „Nur Gott kann uns weiterhelfen“, die Position von Eco, Autor des Buchs „Im Namen der Rose“, „Es gibt Leben auch ohne Glauben“. „Brauchen wir Gott?“, diese Frage stellte Hochmeister Frank angesichts der wissenschaftlichen Erkenntnisse unserer Zeit und begründete sofort, dass die Welt des Glaubens bedarf, da es mehr zwischen Himmel und Erde gibt, als ein Mensch erfassen kann. Der Glaube ist mehr als die irdische Verfasstheit, mehr als in Worte gefasst werden kann. In diesem Zusammenhang erscheint die Pascalsche Wette ein interessanter Zugang, in der verschiedene Konstellationen von glauben/nicht glauben, es gibt Gott/es gibt Gott nicht, angeführt werden mit dem Ergebnis, dass der Mensch nur gewinnen kann, wenn er an Gott glaubt und er selbst dann nichts verliert, wenn es Gott nicht geben sollte, weil sein Leben aus dem Glauben erfüllt und getragen war. Der Glaube hat Menschen zu großen Leistungen inspiriert. Nach kurzen Ausführungen verwies der Hochmeister etwa auf den heiligen Vinzenz von Paul, dessen Gedenktag am Vortag begangen wurde. Er machte den Schwestern deutlich, dass der Dienst am Kranken auch Gottesdienst ist, weil es Christus selbst ist, dem sie dienen. Daher sei das Verlassen der Kranken um der Glocke des Gebetes zu folgen so, als ob man Gott um Gottes Willen verlasse. Die „Vinzentinerinnen“ sind bis heute einer der größten Frauenorden und üben die Werke der Nächstenliebe seit Jahrhunderten und machen den Menschen so Gottes Liebe erfahrbar.
Mehrmals nahm der Hochmeister Bezug auf den Hymnus des heiligen Thomas von Aquin „Gottheit tief verborgen, betend nah ich dir“ (GL 497). Die Spannung zwischen der Gegenwart Gottes, real präsent und doch verborgen, bringt der heilige Thomas darin ebenso zum Ausdruck wie den Wunsch nach Erlösung.
Schon die Spiritualität unserer Gründungsväter war eine zutiefst praktische und an der konkreten Not des konkreten Menschen Maß nehmender Glaube. Im Kranken und Hilfebedürftigen sich Christus zuwenden, den Glauben wirklich praktizieren – damals wie heute. Denn Glaube ist kein theologisches Konstrukt, er ist Grund und Sinn des Lebens, Rückversicherung und auch Anker in den Stürmen des Lebens.
Mit dem gemeinsamen Beten des Vaterunser und seinem Segen beendete der Hochmeister seinen Impuls, der hier nur auszugsweise wiedergegeben wird.
„Wow“ war die spontane Reaktion von Confrater Els, als er wieder das Wort übernahm und im Namen aller ein herzliches Dankeschön für den tiefen Vortrag sagte, der auch ein Glaubenszeugnis unseres Ordensoberhaupts war.
Monika Schulte FamOT
Kanzlerin der Komturei "An Rhein und Ruhr"