Konveniat in Wien
Das erste Konveniat der Ballei Österreich nach der Sommerpause begann mit der Feier der heiligen Messe in St. Elisabeth, die P. Piotr Rychel zelebrierte. Im Evangelium „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört“ (Mt 22,15-21) sowie in der anschließenden Homilie wurde schon auf das Thema des Abends, das Verhältnis von Kirche und Staat, hingewiesen. In den Fürbitten gedachten wir auch unseres am 14. September 2022 verstorbenen Confraters Dr. Robert Wychera, der 1981 investiert worden war.
Beim anschließenden Vortrag von Florian Welzig, Leiter des Kultusamtes, zum Thema „Religion im öffentlichen Raum – das Verhältnis von Staat und Religionsgemeinschaften“ konnten wir Hochmeister Frank herzlich begrüßen. Magister Welzig ging eingangs auf die Geschichte des Kultusamtes ein, welches 1849 im „Ministerium für Cultus und Unterricht“ eingerichtet und 2014 dem Bundeskanzleramt zugeteilt wurde. Als oberste Kultusbehörde hat es die staatlichen religionsrechtlichen Vorschriften in Österreich zu vollziehen. Dazu zählen im Speziellen die Entscheidungen über Anträge zur Registrierung religiöser Bekenntnisgemeinschaften und die Anerkennung von Kirchen und Religionsgemeinschaften. Religionsfreiheit steht in Österreich im Verfassungsrang, Religion ist keine Privatsache, sondern von öffentlichem Interesse. Insgesamt gibt es mit der Katholischen Kirche 16 anerkannte Kirchen und Religionsgemeinschaften sowie elf religiöse Bekenntnisgemeinschaften. Letztere sind Vereine mit Sonderstatus, benötigen zumindest 300 Personen und müssen eine entsprechende Religionslehre aufweisen. Die gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften sind Körperschaften öffentlichen Rechts, müssen eine Angehörigenzahl von mindestens 0,2 Prozent der Bevölkerung aufweisen und seit zumindest 20 Jahren bestehen. Seit 2021 erfolgen hinsichtlich der Mitgliederzahlen Mikrozensus-Erhebungen der Statistik Austria, wonach 77,6 Prozent der österreichischen Bevölkerung zu einer Religionsgemeinschaft gehören. 55 Prozent sind Mitglieder der römisch-katholischen Kirche, 8,3 Prozent des Islam, 5 Prozent der orthodoxen Kirche, 3 Prozent der evangelischen Kirche, 0,3 Prozent des Buddhismus. Wichtig ist, und das funktioniert in Österreich auch sehr gut, der Dialog zwischen den Kirchen und Religionsgemeinschaften untereinander als auch mit den staatlichen Behörden sowie den politischen Vertretern. In der abschließenden Diskussion sowie beim gemütlichen Teil des Abends konnten noch viele spannende Fragen im kleinen Kreis besprochen werden.
MR Prof. Dr. Rudolf Müller FamOT
Balleimeister