Vesper zu Ehren des seligen Kaiser Karl von Österreich
Am 21. Oktober 2022 traf sich die Komturei „An Isar, Lech und Donau“ zu einer Online-Vesper zu Ehren des seligen Kaiser Karl I. Franz von Österreich, dessen Todestag sich in diesem Jahr zum 100. Mal gejährt hat (Todestag 1. April 1922 auf Madeira).
Der Ordensritter Albert Graf Mensdorff verlieh dem seligen Kaiser Karl 1917 im Auftrag des Hochmeisters Erzherzog Eugen das Marianer-Halskreuz. Damit gehörte er dem Institut der Marianer des Deutschen (Ritter-)Ordens an. Die Seligsprechung fand am 3. Oktober 2004 statt. Als kirchlicher Gedenktag wurde in Erinnerung an seine Heirat mit Zita von Bourbon-Parma der Hochzeitstag des Paares festgelegt – der 21. Oktober, weshalb an diesem Tag die Online-Vesper stattfand. Besonders erfreulich war dabei auch die Teilnahme von Confratres anderer Komtureien, die anhand des vorbereiteten Gebetshefts mitbeteten.
Eine Besonderheit dieser Online-Vesper war vor allem auch der anschließende Vortrag von Csr. Eva Demmerle, der ehemaligen Büroleiterin und Pressesprecherin von Otto von Habsburg, die zum Thema "Kaiser Karl - ein Seliger für das 21. Jahrhundert" referierte. Dabei hob sie vor allem das überzeugte Eintreten des Kaisers gegen den Ersten Weltkrieg hervor: „Das kann kein Mensch mehr vor Gott verantworten, ich mache Schluss!", zitierte Consoror Demmerle den Kaiser, der auch die Realität der Schützengräben gekannt hat. Weiter führte sie aus, dass er aufgrund seines engagierten und überzeugten Eintretens gegen den Krieg von zahlreichen einflussreichen Zeitgenossen verachtet wurde. Sein junges Alter bei der Thronbesteigung, er war nur 29 Jahre alt, trug ebenfalls dazu bei, dass der in ihrem eigenen Nationalismus gefangenen Hocharistokratie diese Kritik leicht fiel. Doch der junge Kaiser bewahrte sich den habsburgischen multinationalen Blick der Gleichberechtigung aller Völker. Später sollte Henry Kissinger über ihn sagen, wäre der Kaiser mit seiner Politik erfolgreich gewesen, hätte diese Monarchie einer der modernsten Staaten Europas werden können. Doch die Kräfte, die gegen Kaiser Karl wirkten, waren zu mächtig, wie Consoror Demmerle betonte. Zwar bemühte sich der junge Kaiser um einen raschen Frieden mit Frankreich, doch brachte ihm dies den Zorn des Bündnispartners Deutschland ein und die Propaganda gegen ihn verschärfte sich noch durch zahlreiche Gerüchte und Verleumdungen. Kaiser Karl unterzeichnete schließlich die Verzichtserklärung, was die Verleumdungen gegen ihn aber nicht verstummen ließ, sodass ein regelrechter Anti-Mythos um ihn und sein Haus aufgebaut wurde. Diese Häme zeigte sich sogar wieder im Jahr seiner Seligsprechung 2004, da einige Zeitungen alte Gerüchte wieder aufgriffen und gegen ihn verwendeten. Kaiser Karl warnte zeitlebens vor dem Auseinanderbrechen Europas. Gegen den Zeitgeist versuchte er, die Nationalismen zu überwinden, was sein Wirken aktueller denn je macht. Sein Sohn Otto erbte diese Einstellung und wurde zu einem großen Europapolitiker. Für seine Bemühungen um den Frieden in Europa wurde Kaiser Karl von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen. Der „Friedenskaiser“ sollte somit ein Vorbild für die Politiker Europas sein. Dem Ordenscharisma „Helfen und Heilen“ wurde Kaiser Karl unter anderem auch durch die Gründung des ersten Sozialministeriums der Welt gerecht. Mit diesem Gedanken beendete Consoror Demmerle ihren spannenden Vortrag. Ihr wurde der Dank aller Zuhörer zuteil.
Tobias Noss FamOT
Komtureikanzler