Konveniat zum Thema „Zeitgenössische Kunst in St. Andrä“
Am Montag, den 14. November 2022, fand das Konveniat der Familiaren des Deutschen Ordens der Komturei „An Mur und Mürz“ in der Grazer Kunst-Kirche St. Andrä statt. Hermann Glettler, der von 1999 bis 2016 Pfarrer in St. Andrä war und seit 2017 Bischof der Diözese Innsbruck ist, hat dort als Pfarrer, Künstler und Kurator intensiv in singulärer Weise den Dialog zwischen Kirche und zeitgenössischer Kunst vorangetrieben, indem er Künstler aus dem Handlungsfeld der autonomen Kunst zu temporären Kunst-Aktionen und Interventionen, aber auch zu permanenten Gestaltungen im Kirchenraum von St. Andrä eingeladen hat. Seit Herbst 2017 liegt die Verantwortung für die Pfarre in den Händen von Cfr. Pfarrer Alois Kölbl, der als Geistlicher Assistent der Komturei „An Mur und Mürz“ die Führung im Kirchenraum gestaltete.
Bereits im Rahmen der heiligen Messe, bei der Cfr. Bischofsvikar Dr. Christian Thomas Rachlé konzelebrierte, versuchte der Geistliche Assistent Cfr. Pfarrer Alois Kölbl im Rahmen der Predigt einen spirituellen Zugang zu den künstlerischen Gestaltungen von Michael Kienzer und Hermann Glettler im stimmungsvollen Kapellenraum, der tagsüber jeden Tag zum stillen Gebet und zur Anbetung offensteht und so einen markanten Akzent christlicher Spiritualität im multikulturellen Grazer Stadtbezirk Gries, wo sich die Pfarre befindet, zu setzen. Die Öffnung in dieses Handlungsfeld war dem damaligen Pfarrer Hermann Glettler auch ein Hauptanliegen bei den Kunst-Interventionen im Kirchenraum, den er auch als öffentlichen Raum, der nicht nur der Gottesdienstgemeinde dient, interpretierte. Mit der zeitgenössischen Kunst, sollten die aktuellen Fragen unserer Zeit in den historischen Kirchenraum, der vor allem mit Kunstwerken aus der Barockzeit gestaltet ist, treten. „Kunst steigert Vitalität. Die Kirche ist als Gottesort der natürliche Umschlagplatz für alle Fragen, die die menschliche Existenz betreffen. Gegen die Banalisierung des Lebens und gegen alle gesellschaftlichen Tendenzen zur Verflachung von Lebenswahrnehmung verbünden sich Kunst und Kirche“, hat er als Motto dazu an den Beginn des opulenten Kataloges geschrieben, der die Kunst-Interventionen dokumentiert und erklärt. Bewusst wurden den Künstlern für ihre Gestaltungen keine religiösen Themen vorgegeben, bei der Gestaltung der 13 Fenster wurde auch formal nicht an die Tradition von Kirchenfenstern angeknüpft, und so treten die Fenstergestaltungen, Altar, Ambo oder eine verspiegelte Säule und an eine an „Kindergekritzel“ erinnerte Wandzeichnung in leuchtendem Orange in der Andreaskapelle in einen spannungsvollen Dialog mit den qualitätvollen historischen Kunstwerken im Kirchenraum, die die traditionelle Glaubens- und Heiligengeschichte der katholischen Kirche erzählen. Vieles an den Gestaltungen ist überraschend, manches sehr herausfordernd oder auch verstörend, was durchaus auch in der Gottesdienstgemeinde immer wieder zu heftigen Diskussionen geführt hat, wie Cfr. Pfarrer Alois Kölbl im Rahmen der Führung berichtete.
Nach der Kirchenbesichtigung klang das Konveniat mit einem gemütlichen Beisammensein im Andräsaal des Pfarrhauses und weiterem regem Austausch über die Kunst-Kirche St. Andrä aus.
Pfarrer Alois Kölbl FamOT
Geistlicher Assistent