Weihnachtsbrief des Balleimeisters
Die Sterndeuter sahen das Kind, da fielen sie nieder und huldigten ihm. So der Apostel Matthäus zu Beginn seines Evangeliums (Mt 2,11). Diese Szene zeigt auch der rechte Flügel des Hochaltars in der Deutschordenskirche Frankfurt-Sachsenhausen am Sitz unserer Ballei. Die Sterndeuter sind zu Königen geworden, der älteste unter ihnen geht vor Maria und dem Kind auf die Knie, die Krone hat er zu Boden gelegt. Kniefällig und barhaupt akzeptieren die Könige trotz Amt und Würden, dass es etwas Höheres, über den Menschen Stehendes, mithin Göttliches gibt, dem man in Demut begegnet. Wie gut stünde auch heute der Welt solche Erkenntnis an. Dann würde jetzt nicht wieder ein Ausnahmejahr zur Neige gehen. Leider waren und sind wir gottlosen Unmenschen, welche die Macht haben, ihren Wahn auszuleben und Unschuldige mit brutalem Krieg zu überziehen, ausgeliefert. Aber auch in unserer Gesellschaft übersetzen nicht wenige den Begriff liberal mit endloser Freiheit des Individuums mit der Konsequenz, dass niemand mehr die Grenzen des anderen respektiert. So wird in der Politik immer offener (ungeborenes) menschliches Leben zur Disposition gestellt, häufig von solchen, die sich doch moralisch über allen anderen stehend wähnen. Dabei sollte doch nicht das wichtig sein, was ich will, sondern das "Gott will es", das geistliche Thema unserer Ballei.
Der Stern auf der Frankfurter Altartafel weist aber auch darauf hin, dass es immer ein wunderbares Licht gibt, das auch in dunkler Zeit Hoffnung spendet. Nicht zufällig wird das Tagesgebet der Eucharistiefeier in der Heiligen Nacht mit "Herr, unser Gott, in dieser hochheiligen Nacht ist uns das wahre Licht erstrahlt" eingeleitet. Gott wird Mensch. Das Kind in der Krippe ist der Heilsbringer der Welt, denn das Holz der Krippe spiegelt das Holz des Kreuzes, unsere Erlösung und unser Heil, wie es uns Hochmeister Frank in seinem letztjährigen Weihnachtsbrief nahebrachte.
Einer Gemeinschaft anzugehören, die diese Gewissheiten nicht nur teilt, sondern auch in die Welt trägt, bereichert persönlich. Aber auch wir Familiaren sind in unserem privaten Umfeld und Alltag zu Bekenntnissen aufgerufen. Es bedarf weniger Mut als gedacht, viele Reaktionen sind positiv.
Durch Taten nach unseren bescheidenen Möglichkeiten, auch durch Gebet haben wir Familiaren versucht, die Welt im Sinne unseres Ordenscharismas "Helfen und Heilen" etwas besser zu machen. Ich danke allen, die das vielfältige Gemeinschaftsleben in Ballei und vor allem in den Komtureien mitgetragen und gestaltet, somit dem Deutschen Orden auch nach außen ein Gesicht gegeben haben. Besonders würdigen darf ich die alte Balleileitung für ihr verdienstvolles Wirken, Altballeimeister Dr. Klaus-Werner Schulte für zwölf erfolgreiche Amtsjahre und die Komturei "An Isar, Lech und Donau" mit ihrem Komtur Mario Külgen für die Ausrichtung der wunderbaren Investitur in München. Ein Vergelts Gott geht nach Wien an Hochmeister Frank, nach Weyarn an Prior Christoph und nach Passau an Provinzoberin Maria-Franziska für die gelebte und vertiefte Verbundenheit.
Im Namen der Balleileitung wünsche ich Ihnen, liebe Consorores und Confratres, Ihren Familien und Lieben auch persönlich ein gnadenreiches Weihnachtsfest und ein gesundes neues Jahr. Für unseren gemeinsamen Weg gebe Gott uns seinen Segen.
Tempora bona veniant!
Über dem nächsten Jahr möge wieder ein guter Stern stehen – wie damals in Bethlehem!
Herzlich grüßt Sie alle zum Fest
Thomas Jünger FamOT
Balleimeister • Deutschherrenmeister
Ballei Deutschland der Familiaren
des Deutschen Ordens
Gemälde: Anbetung der Weisen. Deutschordenskirche in Frankfurt-Sachsenhausen. Ausschnitt aus dem rechten Flügel des Hochaltars. Spätgotisch (aus der Münzenbergischen Sammlung).