Konveniat in Wien zu P. Peter Rigler OT
Das erste Konveniat im Jahr 2023 der Familiaren-Ballei Österreich fand am 20. Jänner im Deutschen Haus statt. Cfr. Pfarrvikar Gerhard Höberth feierte mit uns die heilige Messe in St. Elisabeth, der Referent des Abends P. Ewald Volgger konzelebrierte und Cfr. Diakon DDr. Paul Röttig assistierte.
In seiner Homilie ging Confrater Höberth auf die biblischen Texte am Tag des Papstes und Märtyrers Fabian ein. Wiederholt warnte Papst Franziskus schon vor der Plage des "Klerikalismus", doch worin äußert sich dieser? Keineswegs durch eine bestimmte klerikale Kleidung, vielmehr durch eine selbstherrliche Herrschsucht, die den Nächsten vor allem als Mittel und Objekt zur Durchsetzung eigener Lieblingsvorstellungen und Konzepte sieht und in überheblicher Weise den eigenen Möglichkeiten alles zutraut (1 Petr 5,2+3). Der zugeteilte und anvertraute Anteil (Kleros) der christlichen Gemeinde wird zum instrumentalisierten Besitz, um eigene Träume und Begierden zu befriedigen. Das Gegenprogramm zum und Heilmittel gegen den Klerikalismus ist die Philia (tief aus dem Herzen kommende persönliche Liebesbeziehung) zu Christus. Fragt Christus den durch seine Verleugnung geknickten Petrus zunächst nach der allumfassenden, selbstlosen Liebe und Hingabe an alle Menschen (Agape), so nimmt er in der letzten Frage den Philia-Begriff, mit dem Petrus unter Tränen antwortet (ich habe Dich von Herzen lieb, Herr) selbst auf und bestätigt diese persönliche Christusliebe, die jetzt in Petrus gewachsen ist, durch die Beauftragung mit dem Hirtendienst (Johannes 21,15-17). Diese innerliche Jesus-Beziehung ist der beste Schutz gegen Klerikalismen, Ego- und Selbstverwirklichungstrips sowohl bei Priestern als auch bei Laien – also bei allen Christinnen und Christen, die Verantwortung füreinander wahrnehmen.
Univ.-Prof. P. Dr. Ewald Volgger, Institutsvorstand am Institut für Liturgiewissenschaften und Sakramentaltheologie der Katholischen Privatuniversität Linz, sprach anlässlich des heurigen 150. Todestages zum Thema „Peter Rigler OT – sein Reformwirken für die Kirche und im Deutschen Orden“. P. Rigler (1796–1873) war ab Herbst 1819 in Trient als Professor für Moraltheologie, bald auch für Kirchenrecht und Pastoraltheologie sowie für einige Jahre auch für Liturgie tätig. 1825 wurde er von Fürsterzbischof Emmanuel Graf Thun auch zum Spiritual des Priesterseminars in Trient ernannt. Neben dieser Tätigkeit war er auch kurzzeitig als Regens tätig. Er war Pionier der Exerzitienbewegung, ein gefragter Exerzitienleiter und hat im Zeitraum von 1823–1873 mehr als 300 Kurse geleitet. Mit 45 Jahren entschied sich P. Rigler 1841 zum Eintritt in den Deutschen Orden und wurde am 9. Juni 1842 aufgenommen. Hier wurde er zum geistlichen Leiter der Deutschordensschwestern, zum Gründer des Deutschordens-Priesterkonvents und dessen erster Prior. Er war Initiator karitativer Einrichtungen, Verbände und Vereine sowie Begründer von Einrichtungen für die Bildung der weiblichen Jugend. Er wurde auf Grund seines Wirkens auch der fünfte Evangelist, Engel von Tirol und der neue Vinzenz von Paul ( nach dessen Regel er auch gelebt hat) genannt. 1997 wurde von der Diözese Bozen-Brixen und Trient der diözesane Seligsprechungsprozess eröffnet und im Jahre 2000 abgeschlossen. Im Mai 2002 erfolgte von Rom die Anerkennung des Seligsprechungsprozess auf diözesaner Ebene. Anlässlich des heurigen 150. Todestages des Ordensvaters und Diener Gottes P. Rigler findet ein Ordenstag von 1.–4. Juni in Südtirol und eine Fachtagung vom 8.–9. September in Wien statt. Mit großem Interesse folgten die zahlreich anwesenden Familiaren und Gäste den Ausführungen von P. Ewald Volgger, die auch noch reichlich Stoff für Fragen und Diskussion gaben.
MR Prof. Dr. Rudolf Müller FamOT
Balleimeister