Karlsamt im Frankfurter Dom
Nach drei Jahren pandemiebedingter Einschränkung fand nun erstmals wieder am letzten Samstag im Januar das Karlsamt im Frankfurter Dom St. Bartholomäus statt. Hier wird die besondere, sonst nur noch im Aachener Kaiserdom übliche Liturgie mit mittelalterlichen Gesängen gefeiert, an der traditionell auch die Ritterorden teilnehmen. So reihten sich denn die Familiaren der Komturei „An Rhein und Main“ des Deutschen Ordens in die Schar der über 90 Ordensritter ein. Auch Personen des öffentlichen Lebens wie die Präsidentin der Europäischen Zentralbank Christine Lagarde waren unter den Teilnehmern. In diesem Jahr war der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz, Erzbischof Éric de Moulins-Beaufort aus Reims eingeladen, der Liturgie vorzustehen und die Predigt zu halten. Er war zuvor schon von Stadtrat Cfr. Dr. Heidenreich bei einem Empfang der Stadt Frankfurt für diese offiziell begrüßt worden.
Bischof Éric predigte unter Bezugnahme auf das Sonntagsevangelium (die Seligpreisungen) über Karl den Großen und Europa. Die Europäer waren bereit, die Worte der Seligpreisung mit großem Ernst zu hören „als Worte, die von jemandem gesprochen wurden, der tot war und der lebt, von dem Lebendigen, der den Tod besiegt hat“. Bischof Éric spannte den Bogen über den oströmischen Kaiser Konstantin und den Frankenkönig Clodwig hin zu Karl dem Großen: Die Annahme des christlichen Glaubens heiße zu akzeptieren, dass es noch eine andere Einheit gibt als die des politischen Staates, nämlich die Kirche. Und den Armen, den Ausgegrenzten einen besonderen Platz im Herzen der Menschen zuzugestehen, sie nicht als Bedrohung der sozialen Ordnung, sondern als Brüder und Schwestern zu sehen. Herrscher wie Karl der Große hätten sich darauf eingelassen, diese Worte der Seligpreisung mit den Ansprüchen auf Macht, Kraft und Herrschaft zu verbinden und sich selbst wandeln zu lassen. Dem seligen Karl dem Großen dürften wir dankbar sein für die Entscheidung, sich auf die Kirche Christi zu stützen – auch wenn die heute vielleicht eher dem „kleinen Rest“ Israels ähnele, von dem in der ersten Lesung (Zeph 3,12-13) zu hören war. Der Bischof schloss mit der Bitte, Karl der Große „möge erwirken, dass wir stets darauf achten, was die Armen, die nach Gerechtigkeit hungernden, ….. uns alle über die Menschheit und ihr Schicksal lehren“.
Beim anschließenden Empfang des Stadtdekans bestand auch für die teilnehmenden Familiaren die Möglichkeit, mit dem Erzbischof wie auch der Frankfurter Stadtgesellschaft ins Gespräch zu kommen.
Dr. Dirk Hohn FamOT
Komtur