Gründungsfest und „Ein Tag im Leben des Hochmeisters auf der Marienburg“
Am 5. Februar 2023, einen Tag vor dem tatsächlichen Gründungsfest des Deutschen Ordens, trafen sich die Confratres der Komturei „An Rhein und Main“ zu einem Konveniat im Gedenken an die Gründung des Ordens im Jahr 1189/1190 vor Akkon.
Der Festgottesdienst in der mit den Deutschordensfarben geschmückten Kirche in Frankfurt-Sachsenhausen wurde vom Geistlichen Assistenten in Konzelebration mit P. Hans-Paul Gallus gefeiert. In seiner Predigt, die sich auf das Evangelium vom Tag (Mt 5,13–16) bezog, wies P. Jörg Weinbach darauf hin, dass der bekannte Satz vom Geschmacksverlust des Salzes korrekt eigentlich wie folgt übersetzt werden müsse: „Wenn das Salz töricht wird, womit kann man es wieder salzig machen?“ Wobei „töricht werden“ bei Matthäus gleichbedeutend mit „den Glauben verlieren“ sei. Das Evangelium zeige also auf, dass eine Kirche, die den Glauben an Christus verloren habe oder nicht mehr verkündet, zu nichts taugt und von den Menschen zertreten wird. Dies wiederum sei eine Erfahrung, die auch in unserer Zeit sichtbar werde. Als Reaktion darauf müsse die Kirche sich wieder neu auf die Vermittlung des Glaubens konzentrieren statt sich mit anderen Themen, wie etwa dem Klima- oder Umweltschutz zu beschäftigen, die zwar wichtig seien, aber eben nicht das Kernthema der Kirche. Nur durch die Verkündigung des Glaubens würde die Kirche wieder Relevanz für das Leben der Menschen gewinnen. Was aber für die Kirche gelte, das gelte auch für den Deutschen Orden. Auch er tauge nur dann etwas, wenn er den Glauben an Christus bezeuge.
Beim anschließenden Vortrag referierte Prof. Dr. Christofer Herrmann unter dem Thema „Ein Tag im Leben des Hochmeisters auf der Marienburg“ zunächst kurz über den Bau des früheren Hochmeisterpalastes, um dann vor allem einen Einblick in den Ablauf eines „normalen“ Tages zu geben. Das Leben war geprägt von den Stundengebeten der Kirche, der – heute ungewöhnlich – täglichen Messe zwischen 23:00 Uhr und 2:00 Uhr nachts, der Regierungsarbeit, die üblicherweise nicht aus Alleinentscheidungen des Hochmeisters bestand, sondern die gemeinsam mit Tressler, Spittler und Großgebietigern getroffen wurden, und dem (schmalen) Privatleben des Hochmeisters. Anschaulich und mit Bildern unterlegt berichtete der Referent, wo der Hochmeister die einzelnen Tagesabschnitte in der Burg verbrachte, und schloss mit der Erkenntnis, dass es kein Leben und Saus und Braus gab, sondern auf der Marienburg ein strukturierter Tag mit reichlich Arbeit auf den Hochmeister wartete. Zu seiner Zeit war die Marienburg für einen Fürsten von Rang, welcher der Hochmeister zu dieser Zeit war, ein Bau demonstrativer Schlichtheit.
Die Veranstaltung klang aus bei einem gemeinsamen Mahl in einer Apfelweinschänke in Sachsenhausen.
Dr. Dirk Hohn FamOT
Komtur