Visitation und Jahreskonveniat in Bamberg
Hochmeister Frank war nach Bamberg gekommen, um die Komturei „Franken“ zu visitieren und mit den Confratres und Consorores der Komturei zusammenzukommen und zu diskutieren.
Zunächst traf sich der Komtureivorstand mit Hochmeister Frank im Haus unseres Komturs Thomas Koch, der sich wieder zusammen mit seiner Frau Annette als perfekter Gastgeber erwies. Frau Koch hatte Kalbsbrust und Rouladen nach einem Rezept ihrer Mutter zubereitet. Nach dem äußerst schmackhaften Abendessen setzte sich die Komtureileitung mit Hochmeister Frank – eingedeckt mit Bamberger Bier und fränkischen Weinen – zur Visitation zusammen. Neben den die Komturei betreffenden Themen wurde auch die aktuelle Situation der katholischen Kirche in Deutschland eingehend diskutiert. Ein weiterer wichtiger Punkt war die Außendarstellung der Komturei und des Deutschen Ordens. Denn bei den Antrittsbesuchen bei Erzbischof Dr. Ludwig Schick in Bamberg als auch bei Bischof Dr. Franz Jung in Würzburg musste festgestellt werden, dass das Wirken des Deutschen Ordens, insbesondere seine Ordenswerke, weitgehend unbekannt ist. Man war sich einig, dass auch der karitative Charakter des Ordens („Helfen“) stärker herausgestellt werden müsste. Als gemeinsames Resümee wurde festgehalten, dass die Komturei einerseits zu verjüngen ist und andererseits niederschwellige Angebote an die Confratres und Consorores unterbreitet werden sollen, um die Einbindung der Familiaren in der Fläche besser zu gewährleisten. Der Abend endete spät im Bistumshaus zu Bamberg, wo ein Teil der Confratres sowie Hochmeister Frank untergebracht waren, bei einem Glas „Rucksekt“ und guten Gesprächen.
Der folgende Tag begann mit einer heiligen Messe in der Kirche des ehemaligen Priesterseminars. Hochmeister Frank predigte über die Hochzeit von Kana, die vielleicht Gottes sympathischstes Wunder überhaupt ist. Keine spektakuläre Dämonenaustreibung oder Gang über das Wasser, keine Krankenheilung … nein etwas ganz Alltägliches, der Wein war aus ... Die leeren Krüge kann man auf die leer gewordene Gesetzesfrömmigkeit hindeuten. Die Pharisäer, die Schriftgelehrten, die peinlich genau jeden Buchstaben der Tora einhalten wollen, dabei aber den Menschen vergessen. Damit aber genau den Part vergessen, zu dessen Schutz und Hilfe Gott die Gesetze dem Mose gab. Die Schriftgelehrten, die über den Buchrollen sitzen, deren Inhalt kennen aber so sehr am toten Buchstaben kleben, dass sie das größte Ereignis der Menschheitsgeschichte, die Menschwerdung Gottes verpassen. Diese Leere zu füllen, sie mit Sinn mit Liebe zu füllen, sie zu füllen mit einer Botschaft, bei der der Mensch das Zentrum ist, bei der das Gesetz dem Menschen dienen soll und nicht umgekehrt, ist Gott Mensch geworden, dafür zieht Jesus umher, lehrt die Menschen und heilt Kranke. Dass er dann noch gleich 600 Liter Wasser in Wein verwandelt und zwar in einen noch wesentlich besseren als es vorher gab, zeigt die Großzügigkeit Gottes und seinen Sinn für Humor – steht doch der Wein für Freude, für die Fülle des Lebens. … Jesu Wunder sind nie Hokuspokus, er verschwendet auch keine Wunder, sie sind nie purer Eigennutz, sie sind immer auf die Menschen hin gerichtet und versinnbildlichen die Herrlichkeit Gottes. … Gottes Liebe zu den Menschen ist gleichsam der rote Faden durch die Bibel, versuchen wir uns dessen immer wieder, gerade auch in den dunklen Stunden des Lebens gegenwärtig zu werden. Und glauben wir daran, dass der Glaube Berge versetzen kann, dass unser Beten gehört wird und wir auf Gottes Barmherzigkeit bauen können; denn „wie der Bräutigam sich freut über die Braut, so freut sich dein Gott über dich“ – nicht, weil du jung, schön und reich bist, nicht, weil du etwas tolles leistest, sondern nur weil du bist … bist mit den Gnadengaben, die er dir geschenkt hat. Machen wir etwas daraus!
Im Anschluss an die Eucharistiefeier fanden sich Consorores und Confratres sowie die Kandidatin und die Kandidaten im Seminarraum des Bistumshauses ein, um dem Vortrag von Hochmeister Frank zur Ordensspiritualität und dem Ergebnis der dazu 2020 erfolgten Umfrage zu folgen. Der Hochmeister führte aus, dass 300 Familiaren sich an der Umfrage beteiligt hätten. Bei den Familiarinnen und Familiaren ist das Gefühl, im Außenverhältnis als Ritterorden wahrgenommen zu werden, stärker ausgeprägt als bei den Schwestern und Brüdern. Erfreulicherweise hat für die Familiarinnen und Familiaren das persönliche Gebet einen hohen Stellenwert. Allerdings bietet die Kirche – so der Hochmeister – ein breites Spektrum an Frömmigkeit. Wichtig ist die Authentizität unseres Glaubens. Spiritualität ist kein Selbstzweck, sondern beantwortet die Sehnsucht des Menschen. In unserem geistlichen Leben können wir uns den großen Fragen des Lebens stellen: „Wo komm ich her, wo geh ich hin, was ist der Sinn?“ und Antworten in Gott darauf finden. Spiritualität ist dann eine leere Floskel, wenn wir nicht den Menschen sehen. Wir müssen aufeinander hören, um es mit Papst Franziskus zu sagen. Darüber hinaus sollten wir uns bewusst machen, dass der Deutsche Orden von Laien gegründet wurde. Damit hatte und hat der Orden jenes Laienelement bereits in gewisser Weise vorweggenommen und durch die Jahrhunderte getragen, welches das Zweite Vatikanische Konzil hervorhebt, als etwas, das einen hohen Anteil an der Sendung der Kirche hat. Aber wir sind kein humanitärer Verein, sondern unsere Basis ist Jesus und die gelebte Nachfolge!
In der sich nach dem gemeinsamen Mittagessen anschließenden Diskussion wurde herausgearbeitet, dass wir den Orden gemeinsam in die Zukunft führen müssen. Dazu ist auch das Charisma des Ordens stärker zu betonen. Öffentlichkeitswirksame Projekte im Sinne des „Helfens“ können hier eine Hilfe sein.
Jörg Steinhoff FamOT
Komtureikanzler