Einkehrwochenende in Bergen bei Neuburg an der Donau
Vom Freitag bis zum Sonntag „Oculi“ trafen sich Confratres der Komturei „An Rhein und Main“ mit Begleitung zusammen mit ihrem Geistlichen Assistenten P. Jörg Weinbach zu einem Einkehrwochenende in Bergen bei Neuburg an der Donau. Dieser Ort war aus mehreren Gründen gewählt worden: Zum einen stammen der 49. Hochmeister Ludwig Anton (1684 – 1694) sowie der 50. Hochmeister Franz Ludwig (1694 – 1732) aus dem Haus Pfalz-Neuburg, zum anderen befindet sich eine bedeutende Kreuzreliquie in der Münsterkirche Heilig Kreuz in Bergen. Da der Einkehrtag unter dem Thema Kreuzerhöhung stand und auch in der Deutschordenskirche in Frankfurt-Sachsenhausen eine Kreuzreliquie verehrt wird, waren Anknüpfungspunkte für die Wahl dieses Ortes gegeben.
Das gesamte Einkehrwochende sollte uns in die Spiritualität des Ordens durch Teilnahme an den Stundengebeten hineinnehmen sowie zur Vertiefung des Glaubens durch geistliche Impulse beitragen. So begann das Einkehrwochenende am Freitagabend im Münster mit der gemeinsamen Feier der Vesper und der anschließenden heiligen Messe sowie der nachfolgenden Kreuzwegandacht. In einem Konveniat am Abend vertieften wir in guten Gesprächen unsere ersten Eindrücke.
Der Samstag startete mit dem Stundengebet Laudes in der Krypta des Münsters und stand danach im Zeichen von Kultur. Unter sachkundiger Führung wurde die alte barocke Universitätsstadt Eichstätt mit ihren Plätzen und Kirchen besichtigt. Besonders beeindruckend war dabei das Grab der heiligen Walburga, Nichte des heiligen Bonifatius, in der Abtei St. Walburg, nach wie vor von Benediktinerinnen betreut. Auch der abschließende Besuch der Nachbildung des Heiligen Grabes in der ehemaligen Kapuzinerkirche Heilig Kreuz passte gut zur Thematik Kreuzerhöhung.
Zurückgekehrt nach Bergen folgte am frühen Nachmittag der erste geistliche Impuls. Dieser war dem Thema Gottvertrauen gewidmet. Geht es uns so wie den Jüngern im Seesturm, die verzagten und in ihrer Not den schlafenden Jesus weckten, die sich beklagten, dass er sich angeblich nicht um sie kümmere? Haben auch wir so wenig Vertrauen in Zeiten der Not und Bedrängnis oder können wir mit innerer Ruhe und Gottvertrauen unseren Weg gehen? Pater Jörg verwies hier auf die Kartäusermönche, denen ihr Vertrauen in Gott und die dadurch gegebene Gelassenheit angesehen werden könne, getreu dem Motto „crux stat, dum volvitur orbis“.
Nach dem ersten Impuls konnten wir durch die hervorragende Führung unseres Confraters Domkapitular em. Prof. Dr. Dr. Franz Kaspar die Münsterkirche Heilig Kreuz besser kennenlernen. Prof. Dr. Dr. Kaspar, der seit neun Jahren als Kirchenrektor die kleine Gemeinde in Bergen betreut, hatte wesentlichen Anteil an der Wiederherstellung der Bezeichnung „Münsterkirche“ für die Wallfahrtskirche Heilig Kreuz Bergen, einen historisch und künstlerisch wertvollen Kirchenbau. Das Münster ist der älteste bauliche Überrest eines Benediktinerinnenklosters, das 976 von Biletrud, der Witwe des bayerischen Herzogs Berthold, gestiftet wurde und dem sie als Äbtissin vorstand. Die ursprünglich romanische Hallenkirche erfuhr in den Jahren 1756 – 1758 einen Umbau im Stil des Rokoko. In der alten romanischen Form ist neben dem Glockenturm und den Apsiden an der Ostfassade auch die sehenswerte Krypta erhalten, die uns als Ort für die Stundengebete diente. In der Krypta wird die Kreuzreliquie, eingearbeitet in eine Monstranz, sichtbar für die Gläubigen aufbewahrt.
Im zweiten Impuls stellte Pater Jörg uns anhand ausgewählter Kreuzwegstationen vor die Frage, wie wir es mit dem Kreuzweg halten. Sind wir lediglich Zuschauer oder sind wir Betroffene in der Nachfolge Christi? Im anschließenden gemeinsamen Austausch vertieften und reflektierten wir diese Fragestellung. Der Abend wurde beschlossen mit dem Beten der Vesper und der Feier der heiligen Messe. Den Abend verbrachten wir auf Einladung von Cfr. Prof. Dr. Dr. Kaspar bei einem gemeinsamen Essen im Hotel Klosterbräu in Bergen.
Am Sonntag versammelten wir uns im kleinen Ornat und feierten gemeinsam mit der Gemeinde das Hochamt, dem Pater Jörg vorstand. Der abschließende dritte Impuls hatte zum Thema die Nachfolge Christi und die Frage, ob wir uns hier ähnlich wie Petrus verhalten. Dieser hatte auf die Ankündigung des Leidens Christi entgegnet: „Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht mit dir geschehen“ (Mt 16,22–23). Er wurde daraufhin von Jesus sehr barsch zurückgewiesen, da er sich über den Willen Gottes erhebe und den menschlichen Willen voranstelle. Wollen auch wir nur unseren Willen verwirklichen oder sind wir bereit, Gottes Willen zu tun? In der Investitur haben wir durch die Übergabe des Mantels den Zuspruch erhalten, dass uns der Herr in „Gewänder des Heils“ kleidet und uns in den „Mantel der Gerechtigkeit“ hüllt. Dieser Mantel schützt uns nicht nur, sondern trägt auch das Kreuz auf seiner Außenseite, das uns „Kraft und Stärke im Leben, Trost und Zuversicht im Sterben und Ehre und Ruhm in alle Ewigkeit“ sein soll. Den Abschluss unseres Einkehrwochenendes bildete das gemeinsame Beten des Angelus und der Sext sowie die Spendung des Einzelsegens mit der Kreuzreliquie.
Dieses Wochenende stärkte uns im Gottvertrauen und in der Nachfolge Christi gemäß der Spiritualität unseres Ordens. Hier sei abschließend Pater Jörg herzlich gedankt für die geistlichen Impulse und Gedanken sowie unserem Komtur Dr. Dirk Hohn für die Organisation. Wir Confratres freuten uns, dass nach erzwungener coronabedingter Pause wieder ein Einkehrwochenende möglich war.
Michael Poßner FamOT
Komtureikanzler