Nachruf auf Prälat Hofrat Dr. Gerhard Schultes
Confrater Prälat Hofrat Dr. Gerhard Schultes ist von Gott, unserem Herrn, am 24. März 2023 in die Ewigkeit heimgeholt worden.
Jahrzehnte lang wirkte der Verstorbene im Dienste seiner Kirche. Der Schwerpunkt seiner geistlichen Arbeit lag in Werken der christlichen Erziehung und Bildung der Kinder, der Jugend und der Erwachsenen sowie in caritativen Tätigkeiten und Leistungen, wie es auch Ziele und Aufgaben des Deutschen Ordens sind, von welchem Gerhard Schultes am 3. Oktober 1998 investiert wurde und ab diesem Zeitpunkt dem Institut der Familiaren im Deutschen Orden angehörte. Mit großer Freude feierte er mit den Ordensmitgliedern und Familiaren die Eucharistie oder konzelebrierte mit der Geistlichkeit des Ordens. Die Teilnahme an den Konveniaten und dem anschließenden Meinungsaustausch sowie den geselligen Zusammenkünften und Reisen zu den historischen Städten des Deutschen Ordens waren für Gerhard ein wichtiger Teil seines Lebens.
Geboren am 9. Februar 1934 als zweiter Sohn des fürstlich liechtensteinischen Revierförsters Johann und seiner Gattin Caroline, verbrachte er seine Kindheit und Volkschulzeit in Hohenau/March, wo er in der Pfarrkirche bereits als Ministrant tätig war. Nach kurzem Besuch der Oberschule in Lundenburg, Südmähren, und dem kriegsbedingtem Abbruch 1945 legte Gerhard im Jahre 1954 am Bundesgymnasium Wien 3 die Matura ab und begann seinen humanistischen Neigungen folgend ein Latein- und Germanistikstudium an der Universität Wien, doch bald verspürte er den Wunsch und die Berufung, als katholischer Priester den Menschen und der Kirche zu dienen und die frohe Botschaft in der Welt zu verbreiten. Also inskribierte er katholische Theologie an der Uni Wien, trat ins Wiener Priesterseminar ein und wurde von S. E. Dr. Franz Kardinal König am 29. Juni 1959 im Wiener Stephansdom zum Priester geweiht. Es folgten Jahre der Kaplanstätigkeit als Religionslehrer und Professor im Bereich der Erzdiözese Wien, wobei Gerhard Schultes seine Doktoratsstudien weiterführte und schließlich im Jahre 1965 zum Doktor der Theologie promoviert wurde. Seine bald darauf veröffentlichte Dissertation „Der Reichsbund der katholisch, deutschen Jugend Österreichs, Entstehung und Geschichte (bis 1938)“ wurde mit dem Leopold-Kunschak-Preis ausgezeichnet. Schultes hat sich damit als gewiegter Kenner des katholischen Verbandswesens dieser Zeit ausgewiesen und stand dem Reichsbund als Bundespräses vor. Gerhard Schultes wurde Professor an die berufspädagogische Akademie in Wien (1976) und später zu deren Direktor auf Grund der Ernennung durch Kardinal König und den Bundespräsidenten berufen.
Die verdienstvollen Leistungen von Gerhard Schultes fanden in hohen Auszeichnungen durch Kirche und Staat ihren Niederschlag. Im Jahre 1979 erhielt er den Titel Monsignore und 2006 wurde er zum Ehrenprälaten seiner Heiligkeit ernannt. Die Republik ehrte ihn mit dem Berufstitel Hofrat und dem Großen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, das Land Niederösterreich verlieh ihm im Jahre 1995 das große Goldene Ehrenzeichen um Verdienste um das Land Niederösterreich.
Schon zu Beginn seiner Studentenzeit trat er der Katholisch Österreichischen Studentenverbindung Rudolfina im ÖCV bei, wo er das Amt des Verbindungsseelsorgers 1962 – 1985 und von 1971 – 1983 auch das des ÖCV-Seelsorgers mit großem Einsatz bekleidete. Schon in den unmittelbaren Nachkriegsjahren erbrachte Schultes wertvolle Beiträge bei der Wiedergründung der Katholisch Österreichischen Studentenverbindung Nordmark Hohenau und hatte dort hohe Chargen inne. Wichtige Arbeit leistete er als Mitglied des Direktoriums des Vereines Akademikerhilfe als geistlicher Beirat der ARGE katholischer Verbände.
Durch seine rege Mitarbeit in verschiedenen Verbänden, Gruppierungen und Organisationen war er im ganzen Land bekannt und beliebt. Sein freundlicher und einfühlsamer Umgang mit Menschen verschiedenster Herkunft, Weltanschauung und politische Gesinnung machte ihn zu einem angenehmen Gesprächspartner und Ratgeber. Mit seiner stets verbindlichen Art, seiner integrativen Kraft und seinem trockenen und hintergründigen Humor gelang es ihm immer wieder so manch angespannte Situation zu glätten und aufzulösen oder gute Kompromisse zu finden. Prälat Schultes pflegte einen großen Freundeskreis und war gern bereit familiäre und sakramentale Feiern zu begleiten. In vielen Fällen führte er drei Generationen einer Familie von der Trauung über Taufen, der Erstkommunion und Firmung der Kinder bis hin zum letzten Gang der Groß- und Urgroßeltern. Nächstenliebe und Caritas übte der Verstorbene im Stillen und Verborgenen. Nicht wenige Menschen wandten sich in schlimmen Notlagen, aus welchem Grund auch immer, an ihn und er gab, und nicht zu wenig, ohne Ansicht der Person. Trotz all seiner umfangreichen Aufgaben und Verpflichtungen fand er Zeit für Konzert- und Theaterbesuche, wobei er sich zeitgenössischer Kunst nicht verschloss. Zahlreiche Reisen führten ihn rund um die Welt, um Gottes Wirken in verschiedensten Kulturen kennen zu lernen. In seine Predigten, die er oft in der Marienkirche, seiner Wiener Heimatpfarre, hielt, ließ er seine gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse einfließen. Mit fortschreitendem Lebensalter galt Gerhards Liebe immer mehr seiner Heimatgemeinde Hohenau, wo er in seinem Elternhaus und seinem Garten Ruhe und Erholung fand und sich endlich unter anderem auch seinem großen Schatz an Büchern widmen konnte. Er hatte dort alte Freunde, die sich rührend um ihn sorgten und ihm bei der Bewältigung der Mühen des Alters beistanden.
Am 15. April 2023 wurde er in Hohenau unter großer geistlicher Assistenz unter der Leitung von Prior Karl Seethaler und in Begleitung von Confratres des Deutschen Ordens, Chargierten, Bundes- und Kartellbrüdern und der Pfarrgemeinde zu Grabe getragen.
R.I.P.
Prof. Dr. Günter Tschepl FamOT