In memoriam: Gründungskomtur Mag. Dr. Johannes M. Mühllechner LL.M. FamOT
Tief betroffen hat uns die Nachricht vom plötzlichen Tod unseres Gründungskomturs Johannes Mühllechner zurückgelassen. Johannes ist am 22. März 2023 völlig unerwartet im 57. Lebensjahr verstorben.
Das Requiem zelebrierte der Hochmeister Frank gemeinsam mit P. Ewald Volgger, Althochmeister Bruno und sieben weiteren Konzelebranten. Wie von den Angehörigen gewünscht, hielt Pater Ewald im Rahmen der Homilie den Nachruf im Namen der Familie und aller Gemeinschaften, denen Johannes Mühllechner angehörte. Zur Beerdigung in Puchenau bei Linz waren die Familiaren in großer Zahl angereist, darunter die Balleimeister von Österreich und Deutschland. Es war eine sehr schöne und würdige Feier.
Der folgende Nachruf ist in gekürzter Form der Predigt von Pater Ewald entnommen:
Als jüngstes von drei Kindern 1966 in Steyr zur Welt gekommen begann Johannes Mühllechner nach der Volksschule in Sierning und dem Bundesgymnasium in Steyr 1984 das Studium der Rechtswissenschaften in Wien, das er 1990 in Salzburg abschloss; es folgte ein Praktikum in San Diego/Kalifornien (1991). Nach dem Bundesheer begann er die Kanzleiarbeit, 1996 legte er die Rechtsanwaltsprüfung ab und arbeitete seit 1997 in Linz als selbständiger Rechtsanwalt und spezialisierte sich auf Internationales Insolvenzrecht, mit dem er 2009 an der Johannes Kepler Universität Linz das Doktorat erwarb. Er war Gründungsmitglied und Vortragender der European Specialist Group for Insolvency Law. Seit 2004 war er auch Präsident der österreichischen Teilorganisation Eurojuris International, seine Vorträge und Publikationen dazu fanden Beachtung.
Johannes hat hart und ungemein viel gearbeitet. Dabei war er geradlinig und konsequent und doch mit einem weichen Kern versehen. Den Menschen, die sich in Situationen der Rechtshilfe verstrickt hatten bzw. begeben mussten, wollte er im besten Sinne des Wortes behilflich sein und gute Lösungen finden. Als Chef in der Kanzlei war er korrekt und fair, konnte Wertschätzung vermitteln und Vertrauen schenken; er belohnte Ehrlichkeit mit Dank und Respekt; obwohl er persönliche Verbundenheit spüren ließ, war er gleichzeitig als Chef auch auf einer gewissen Distanz – insgesamt ein toller Chef, meint seine führende Sekretärin.
Für Johannes war seine Familie, aus der er gemeinsam mit den beiden älteren Schwestern Elisabeth und Hemma erwachsen ist, ein Ort der Dankbarkeit und der Freude. Gerne ist er zu den regelmäßigen Familientreffen gekommen, zu denen sich alle versammelt haben, bis hin zu Aziz, der als Flüchtling im Familienkreis neue Heimat gefunden hat. Auch das Patenkind Anna in Wien war für Johannes stets wichtig.
Am 28. Juni 1994 lernte Johannes beim Rudern Sabine kennen. Am 25. September 1999 heirateten die beiden im Stift Wilhering. Noch im selben Jahr 1999 sind sie in die Gartenstadt nach Puchenau gezogen. Kinder wurden den beiden leider keine geschenkt.
Johannes pflegte viele Freundschaften und Kontakte, die er mit seinen Interessen und Begabungen zu verknüpfen wusste. Er war Freund, Kumpan, Reisegefährte, Sportsmann (Boxen, Rudern, Fußball, Tennis), Genießer bei Tisch und mit dem Glas in der Hand, liebte gesellige Runden und kam so richtig in Fahrt, wenn gesungen und gelacht wurde. Wer hört nicht noch sein schallendes Lachen, das wie eine Trompete seine Freude kundtat. Seine Liebe zu Schottland und dem Whisky, die Passion für das Golfspielen, die Tätigkeiten für die Scotch Malt Whisky Society Österreich u. v. a. m wären hier anzusprechen.
Für Johannes waren der Glaube und die Kirche nicht nur selbstverständlich, sie waren Grundpfeiler in seiner Haltung und in seinem Tun. Katholischer Couleur-Student wurde er bereits vor seinem Studienbeginn am 20. September 1984 bei e.v. K.a.V. Bajuvaria Wien im ÖCV. Die Überzeugung für den CV hat er von seinem Vater geerbt. Seine Leidenschaft für den CV kann man nicht beschreiben, sie war umfassend.
Neben all den Tätigkeiten, die er bereits pflegte, suchte Johannes aber auch immer wieder neue Tätigkeitsfelder. Er war kein Philosoph, er war auch kein Theologe, er war vielmehr ein Mann der Tat und der Überzeugung. So war er zunächst im Lazarusorden, um seinem Wunsch nach einer karitativen Tätigkeit nachgeben zu können. Nachdem sich dies zerschlagen hat, ließ er sich von Familiaren des Deutschen Ordens ansprechen und gewinnen. Er wurde schließlich 2009 als Familiare investiert. Einmal Ja gesagt zu den Verpflichtungen als Familiare im Deutschen Orden und zum Auftrag, sein eigenes Leben aus dem Glauben zu gestalten und unter dem Leitspruch „Helfen und heilen“ der Kirche und den Menschen zu dienen, engagierte er sich mit all seinen Kräften für den Orden.
Sofort begann er mit dem Aufbau der Komturei der Familiaren „An Enns und Salzach“ in Linz, die 2013 unter Althochmeister Bruno Platter im Linzer Mariendom feierlich gegründet werden konnte. Von 2013 bis 2022 war Johannes Mühllechner der gewählte Gründungskomtur der Komturei. Es war die besondere Fähigkeit von Johannes, Menschen gezielt anzusprechen und zu gewinnen – dabei nützte er auch die vielen Kontakte im CV. Nicht ohne einen berechtigten Stolz erzählte er dann vom Erfolg für das Gute. Mit den Familiaren des Deutschen Ordens initiierte er auch die Hilfsaktion im Krankenhaus der Elisabethinen, durch die Patienten zum Gottesdienst in die Krankenhauskapelle gebracht werden können.
Sein juristisches Wissen wollte er auch dem Deutschen Orden und der Kirche zur Verfügung stellen. Er studierte dazu nochmals am Juridicum Wien das Ordensrecht, schloss dieses 2016 (Legem Mag.) ab. Den Hochmeistern, den Generaloberen des Deutschen Ordens in Wien stand er als Rechtsreferent zur Verfügung, so wie er auch für die Diözese Aufgaben übernehmen konnte und zuletzt kirchenrechtliche Rubriken in der Kirchenzeitung schrieb. 2013 gründete er den Verein für Geschichte des Deutschen Ordens und initiierte eine Schriftenreihe, in der er regelmäßig publizierte.
Für diese Verdienste um den Deutschen Orden wollte und wird ihm der Hochmeister des Deutschen Ordens am 24. Mai im Linzer Priesterseminar, in der ehemaligen Kommende des Deutschen Ordens in Linz, posthum das Verdienstkreuz des Ordens verleihen.
Schließlich bleibt noch ein Bereich, der unbedingt angesprochen sein muss: Als Vorstandsmitglied im Verein OÖ. Studentenwerk nahm Johannes Mühllechner seit 2003 wesentlichen Einfluss auf die positive Entwicklung des Vereines, der für 2000 Heimplätze Sorge trägt. Durch seine Tatkraft und seinen Weitblick konnten in den fast 20 Jahren seiner Vorstandstätigkeit große Geldsummen in die Modernisierung und Generalsanierung der Häuser investiert werden und so für die studierende Jugend moderne und zeitgemäße Wohnmöglichkeiten entwickelt werden. Die Änderung der Organisationsstruktur der Organe des Vereines und die Überarbeitung der Satzungen nach dem aktuellen Vereinsrecht tragen seine Handschrift und sind von seiner juristischen Expertise geprägt.
Was bleibt von seinem Lebenswerk? Die Freundschaft und die Wärme, die Johannes schenken und geben konnte. Sein unerschütterliches Vertrauen, dass sich Menschen für das Gute gewinnen lassen und sich gemeinsam engagieren.
Im Namen aller, die mir dieses Wort des Abschieds anvertraut haben, sage ich, verehrter Herr Rechtsanwalt Dr. Johannes Mühllechner, ein herzliches Vergelts Gott!
Lieber Freund Johannes – die Liebe Gottes umarme dich! Amen.
Fiducit, toter Bruder!
Das Festkonveniat anlässlich des 10-jährigen Gründungsjubiläums der Komturei „An Enns und Salzach“ am 24. Mai 2023 im Priesterseminar in Linz hätte der Tag von Gründungskomtur Johannes Mühllechner werden sollen. Wir werden seiner würdig gedenken und ihn bedanken und ehren. P. Ewald Volgger wird anstelle der Laudatio eine Rückschau halten.
Wir vertrauen darauf, dass die Verstorbenen bei Gott leben. Wenn wir ihrer gedenken, verbinden wir uns mit ihnen im Gebet zu einer großen Gemeinschaft. So wird auch Johannes bei „seinem Festkonveniat“ im Geist bei uns sein.
Thomas Schwierz FamOT
Komtur „An Enns und Salzach“