Feldgottesdienst in Iphofen
Am Freitag, dem 28. April 2023, konnte Vizekomtur Hansi Ruck trotz wechselhaften Wetters eine kleine Schar Confratres der Komturei „Franken“ mit ihren Angehörigen, Gästen und Kandidaten zu einem gemeinsamen Feldgottesdienst nahe der bekannten Birklinger Bildeiche vor dem sogenannten „Käppele“ begrüßen. Auch Cfr. Martin Spang, Komtureirat der Komturei „An Rhein und Ruhr“, war mit seiner Familie dazu gestoßen.
Das „Käppele“ wurde 1715 von dem Obrist Wirsching an der Stelle eines wundertätigen Marienbildes errichtet. Das frühere Altarbild der Kapelle, das die Krönung Mariens nach dem Vorbild der Gößweinsteiner Marienkrönung zeigt, befindet sich heute in der kulturhistorischen Sammlung der Stadt Iphofen. Ursprünglich stand an der Stelle der heutigen Kapelle bereits um 1501 ein Marienbild. Als dann von Wundern und Zeichen berichtet wurde, kamen immer mehr Wallfahrer und spendeten reichlich Opfergaben. Den Augustiner Domherren von Birklingen missfiel dies, da sie um die Einnahmen bei ihrer eigenen Wallfahrt fürchteten. Auf ihre Bitte hin verbot der Bischof von Würzburg, Lorenz von Bibra, die Wallfahrt, was dem Eifer des Volkes aber keinen Abbruch tat, so dass der Würzburger Domherr Thomas von Stein mit einem Trupp Soldaten kommen musste und das wundertätige Bild mitnahm, um es in die Hofkapelle nach Würzburg zu bringen.
Cfr. Monsignore Dr. Matthias Türk zelebrierte den Gottesdienst in der kleinen Kapelle und sprach in seiner Homilie über die Bekehrung des Saulus. Die Bekehrung des Saulus hat in der Apostelgeschichte des Lukas (Apg 9,1–20) eine so große Bedeutung, dass über sie gleich dreimal berichtet wird. Lukas' Erzählung ist zugleich Deutung des Geschehenen. Christus selbst erscheint dem Verfolger, der lange mit Blindheit geschlagen war. Danach fällt es ihm wie Schuppen von den Augen. In einem Augenblick erkennt er die Vergeblichkeit seines bisherigen Tuns. Zeichen seiner unmittelbaren Umkehr zu Christus ist seine Taufe und seine entschlossene Nachfolge in der Verkündigung des Evangeliums. Am Beispiel des Saulus können wir erkennen, dass die entscheidenden Wendungen im Leben nicht von uns selbst herbeigeführt werden können, sondern ganz aus der Begegnung mit Christus kommen. Ohne die Offenheit dem Herrn gegenüber bleibt alles menschliche Mühen vergeblich und sei es auch ein Leben lang so perfekt eingefädelt und vorbereitet. Im Evangelium (Joh 6,52–59) begegnen wir dem Höhepunkt der eucharistischen Rede Jesu. Jesus verlangt schließlich von dem, der ihm in Wahrheit begegnet, nicht nur den Glauben an seine Person, sondern wirkliches Essen des Brotes, das er selbst ist, sein eigen Fleisch und Blut. Damit ist der Einsatz unseres eigenen Fleisches und Blutes für den Glauben an den Herrn untrennbar verbunden.
Im Anschluss an den Gottesdienst wanderte die kleine Schar nach Birklingen, um dort im Augustiner am See einen gemütlichen Abend bei Speis und Trank zu verbringen. Unterwegs stellte Komtureikanzler Jörg Steinhoff die Wälder und Wiesen zwischen Iphofen und Birklingen vor, handelt es sich doch um ein europäisches Großnaturschutzprojekt (Life = l'instrument financier pour l'environnement) zur Umsetzung der Natura 2000-Richtlinie. Zwischen Iphofen in Unterfranken und Neustadt an der Aisch findet sich nämlich das größte zusammenhängende Mittelwaldgebiet Europas, das noch bewirtschaftet wird, mit einer beeindruckenden Fauna und Flora. So kommt hier noch der Maivogel in kleinen Beständen vor. Der Maivogel ist nämlich vielen Gebieten Mitteleuropas verschwunden. Er zählt zu den am stärksten gefährdeten Tagfalterarten Deutschlands. In den Roten Listen Deutschlands und Bayerns ist er als "vom Aussterben bedroht" eingestuft. Er ist europaweit streng geschützt und für uns Familiaren auch eine Mahnung, Sorge für das gemeinsame Haus zu tragen, wie uns die Enzyklika Laudato si' eindringlich mahnt.
Jörg Steinhoff FamOT
Komtureikanzler