Balleiwallfahrt nach Maria Birnbaum
Maria Birnbaum ist’s genannt,
Dahin sei unser Herz gewandt.
Kennt Ihr das holde Gnadenbild?
Es schauet jeden an so mild,
Und keiner bleibet unerhört,
Der voll Vertrauen zu ihm kehrt:
Maria Birnbaum ist’s genannt,
Dahin sei unser Herz gewandt!
Mit diesem Auszug aus dem Bruderschaftsbüchlein leitete Hochmeister Frank seine Predigt auf der Balleiwallfahrt am vergangenen Samstag ein. Sechzig Gäste – Consorores, Confratres und Angehörige – waren aus ganz Deutschland zur ersten Balleiwallfahrt ins historische Wittelsbacher Land an den 7-Klöster-Weg zur Wallfahrtskirche "Unserer Lieben Frau im Birnbaum" in Sielenbach angereist, um die Schutzfrau des Deutschen Ordens zu ehren und ihre Fürsprache zu erbitten.
Die heutige Wallfahrtskirche geht auf ein Vesperbild (Pietá) zurück, das um 1600 geschnitzt wurde und in einem Bildstock aufgestellt war. Im Jahr 1632, während des Dreißigjährigen Krieges, zündeten schwedische Soldaten den Bildstock an und warfen das Vesperbild ins Moor. Dort fand es, halb verbrannt und vermodert, der Dorfhirte von Sielenbach. Er stellte es in einem hohlen Birnbaum aus. So kam der Wallfahrtsort zu seinem Namen. Kurze Zeit später setzten erste Erscheinungen und Wunderheilungen ein. Daher entschloss sich der im nahen Schloss Blumenthal residierende Komtur des Deutschen Ordens Philipp Jakob von Kaltenthal, zu Ehren der Gottesmutter eine Kirche zu errichten. 1668 wurde die Kirche geweiht und Deutschordenspriester versahen Seelsorge und Wallfahrt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts musste der Deutsche Orden durch die Wirren der Säkularisation den Ort verlassen und der Kapuzinerorden nahm sich des Wallfahrtsortes an. Für die folgenden einhundert Jahre prägten die Mönche in ihrem neben der Kirche errichteten Kloster die Wallfahrt. Im Jahr 1998 kehrte schließlich der Deutsche Orden nach Maria Birnbaum zurück, übernahm Kirche wie Wallfahrt und besiedelte das seit 1984 leerstehende Kloster neu. Das Gnadenbild findet sich im Zentrum des Hochaltars – noch heute im Birnbaum.
Die Consorores und Confratres trafen sich in Sielenbach in der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Kirche St. Martin zu einer Statio vor einer Piéta auf dem Altar, um nach Gebeten und der Litanei zur Schmerzensmutter in einer Prozession durch das Dorf zur Wallfahrtskirche zu ziehen. Den Prozessionszug begleitete die Bruderschaft vom Blauen Bund, die seit über 150 Jahren an der Wallfahrtskirche besteht. Voran gingen die Fahnenabordnungen der Sielenbacher Vereine – der Freiwilligen Feuerwehr, des Burschenvereins, des Krieger- und Soldatenvereins und des Schützenvereins. Musikalisch unterstützt wurden die Wallfahrer durch die Blaskapelle Sielenbach.
Das Pontifikalamt in der Wallfahrtskirche zelebrierte Hochmeister Frank. Als Konzelebranten standen ihm Prior P. Christoph Kehr, Generalrat und Superior P. Norbert Thüx, Kirchenrektor P. Norbert Rasim und der Geistliche Assistent der Ballei P. Jörg Weinbach zur Seite. Für die würdige musikalische Gestaltung sorgten Markus Pettinger an der Orgel und die Sopranistin Susanna Michalovics. In seiner Predigt reflektierte der Hochmeister den Weg zur Gottesmutter, auf den sich die Wallfahrer gemacht haben, um vor einer kleinen Holzfigur zu beten, die Wunder bewirkt haben soll, womit sich der rationale Mensch schwer tut. Dabei sind die Wunder nicht das Wichtige, denn Menschen kommen seit mehr als 350 Jahren nach Maria Birnbaum, um zu beten, zu bitten und zu danken. Menschen gehen von hier weg, getröstet und gestärkt, dies ist das wahre Wunder in unserer Zeit. Das Gebet tausender Menschen durch die Jahrhunderte macht solche Orte besonders. Die Piéta des Gnadenbilds nimmt uns mit unter das Kreuz. Dort unter dem Kreuz wird Maria der Kirche zur Mutter gegeben. Maria hält in einem schmerzlichen wie intimen Moment den toten Sohn im Arm, im Schmerz bleibt sie tief in Gott verwurzelt und glaubt, dass Gott zum Guten führt, sie blickt auf uns, in die Zukunft, denkt so selbst im Schmerz an die Menschen, für die ihr Sohn sein Leben gab. Auch für uns sind Begegnungen mit Gott intime Momente, gerade im Schmerz, wenn wir ganz gefangen sind, dann holt Gott uns heraus und sein Licht bricht uns den Weg zurück ins Leben. Und Lebensfreude gehört zu den Wallfahrtsorten, Freude über einen gemeinsam gelebten sinnlichen und sinnesfrohen Katholizismus, gerade in Bayern. Gebet und gutes Essen und Trinken, Leib und Seele gehören zusammen. Hochmeister Frank schloss mit der Erwartung: „Bleiben wir in der Freude von Ostern, in der Freude über Gottes Heilswirken an uns, in der Freude über die Fürsprache Unserer Lieben Frau vom Deutschen Haus!
Nach dem Hochamt führte P. Jörg Weinbach, der selbst lange Jahre in Maria Birnbaum eingesetzt war, durch die Wallfahrtskirche und berichtete launig und unterhaltsam zu ihrer Geschichte, Architektur und Ausstattung. Auch empfahl er die heilige Märtyerin Liberata, welche in einem vergoldeten Reliquienschrein unter dem Altartisch des Hochaltars liegt. Als eher unbekannte Heilige werde sie kaum um Fürsprache angehalten und habe daher hinreichend Zeit, unsere Fürbitten vor den Herrn zu tragen.
Nach dem Mittagessen in der Klostergaststätte wechselte die Wallfahrtsgesellschaft – vorbei an Schloss Blumenthal, einer ehemaligen Kommende der Deutschordensballei Franken mit einer sehenswerten Schlossanlage – zum Wasserschloss Unterwittelsbach in der Nachbarschaft zur Stammburg der Wittelsbacher, der Burg Wittelsbach in Oberwittelsbach. Im Volksmund wird das Wasserschloss auch Sisi-Schloss genannt, es war ein Jagdschloss von Herzog Max in Bayern, dessen Tochter Elisabeth als österreichische Kaiserin und ungarische Königin Berühmtheit erlangte. Dort stand eine Schlossführung durch die Ausstellung „Kaiserin Elisabeth – ein Leben in Gold und Silber“ an. Der harmonische Wallfahrtstag klang bei frühlingshaftem sonnigen Wetter mit Kaffee und Torte auf der Schlossterrasse aus.
Die Balleileitung plant auch für nächstes Jahr eine Wallfahrt, dann nach Kevelaer.
Thomas Jünger FamOT
Balleimeister • Deutschherrenmeister