Georgsfest mit Vortrag zur Ukraine
Am Sonntag, dem 23. April 2023, feierten die Familiaren der Komturei „An Rhein und Main“ das Ordensfest des heiligen Georg, dem zweiten Patron des Deutschen Ordens und Patron des Bistums Limburg, mit einem Hochamt in der Deutschordenskirche in Frankfurt-Sachsenhausen und anschließendem Konveniat im Rittersaal.
„Nun möge unser Geist nicht ruhn und suchen, dass wir Gott zum Ruhm wie Georg einst ein gleiches tun.“ So erklang es zu Beginn des vom Geistlichen Assistenten P. Jörg Weinbach zelebrierten Hochamtes. In seiner Predigt, die sich auf die Tageslesung bezog, ging er zunächst auf die Erscheinung des Auferstandenen am See Tiberias ein (Joh 21,1–14). Dort offenbarte sich Jesus dem Petrus und den Jüngern, die ihrer Arbeit als Fischer nachgingen, zum dritten Mal. Doch die Jünger erkannten Jesus nicht. Sie machten in dieser Nacht keinen Fang. Jesus forderte sie auf, noch einmal ihre Netze auf der rechten Seite des Bootes auszuwerfen und sagte ihnen, sie würden etwas fangen. Sie warfen die Netze aus und konnten sie kaum wieder einholen, so schwer waren sie. Und sie erkannten Jesus, er brach beim gemeinsamen Mahl mit ihnen das Brot und gab ihnen ebenso den Fisch. Pater Jörg verband dieses Mahl mit der Aufforderung an uns, Christus in unser eigenes Leben immer mehr hereinzulassen und Zeugnis von ihm zu geben. Er schlug sodann den Bogen zum heiligen Georg, den wir als Märtyrer nicht nur bewundern, sondern in seinem Wirken auch nachahmen sollen. Er wies auf das Georgsfries in der Deutschordenskirche hin. Dort sieht man den heiligen Georg in einem Folterkeller, dem Tode nahe. Doch der gekreuzigte Heiland ist bei ihm und gibt ihm die Kraft, die Qualen zu ertragen. Für uns heißt das, im Brot des Lebens Kraft zu sammeln. Am Ende des Hochamts wurde für den schwer erkrankten P. Dr. Georg Fischer die Novene zum heiligen Georg gebetet.
Das anschließende Konveniat stand unter dem Thema „Die Ukraine im Krieg: Die Herausforderungen für die Kirchen in dem Land – jetzt und nach einem Ende der Kampfhandlungen“. Komtur Dr. Dirk Hohn begrüßte hierzu Frau Magda Kaczmarek von „Kirche in Not“. Frau Kaczmarek berichtete, dass sie soeben von einer Reise in die Ukraine zurückgekehrt ist. Als „Head of Section Eastern Europe“ in Königstein ist sie seit 32 Jahren für diese Region zuständig. Sie wies darauf hin, dass der russische Angriff auf die Ukraine bereits im Jahr 2014 begann. Seitdem hat „Kirche in Not“ erste Hilfen für Priester und Schwestern geleistet, aber auch für Flüchtlinge, die in Lemberg in Kirchen und Pfarrhäusern untergebracht wurden. Viele der Flüchtlinge sind dann in die Zentralukraine und in benachbarte Länder weitergezogen. Frau Kaczmarek informierte, dass „Kirche in Not“ nicht über das Militär spricht, aber umso mehr über die Militärseelsorge. Nach ihrer Einschätzung gibt es kaum noch jemanden in der Ukraine, der nicht an Gott glaubt – hier gibt es ein großes Umdenken in der Bevölkerung. Die Kirche in der Ukraine habe für die Flüchtlinge die Türen geöffnet; dies wurde von den Menschen registriert und dies zeige sich auch in deren anwachsenden Religiosität. Des Weiteren sind die Bewältigung von Traumata und psychischen Belastungen die großen Themen, mit denen sich „Kirche in Not“ befasst. Frau Kaczmarek berichtete über die schwierige Situation, in der sich jeder einzelne ukrainische Soldat befindet, der in diesem Krieg Menschen töten muss. Vor Ort heißt es im Kriegsgebiet: Du tötest nicht – Du verteidigst unser Land. Frau Kaczmarek war es auch ein Anliegen, dass an die vielen russischen Soldaten gedacht wird, die von ihrem Land in diesen Krieg geschickt werden. Hier stelle sich ihr immer wieder die Frage, worin eigentlich der Sinn dieses Tötens in diesem von Russland zu verantwortendem Krieg liegt. Frau Kaczmarek hatte ferner beobachten können, dass die ukrainische Bevölkerung ihre Hoffnung nicht verloren hat. So bauen sich viele Ukrainer in den bombardierten Wohnblöcken ihre Wohnungen wieder auf, denn ihre Grundüberzeugung ist es, dass die Ukraine in diesem Krieg siegen wird. In Butscha, einem Vorort von Kiew, in dem es zu Kriegsverbrechen durch die Russen kam, wurde in einem zerstörten Kinderzimmer eine Bibel gefunden. Diese wird vom Apostolischen Nuntius in der Ukraine, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, als Reliquie aufbewahrt. Was mit den Kirchen in den Kriegsgebieten geschieht, ist, so Frau Kaczmarek , ungewiss. Auf russischer Seite werden Videos veröffentlicht, die suggerieren sollen, dass in diesen Kirchen Okkultismus herrscht. Abschließend ging sie noch auf die ökumenische Zusammenarbeit von „Kirche in Not“ mit der orthodoxen Kirche ein und beantwortete Fragen der Familiaren.
Komtur Dr. Hohn dankte Frau Kaczmarek für ihren engagierten Vortrag sehr herzlich und überreichte ein Präsent der Komturei. Mit dem Gebet um Frieden für die Ukraine von Pater Jörg und dem Ultima endete das Konveniat.
Markus Härtter FamOT
Komtureirat