Konveniat in Wien
Das Mai-Konveniat der Familiaren-Ballei Österreich begann mit der gemeinsamen Feier der heiligen Messe in der schon für das bevorstehende Pfingstfest mit roten Hortensien geschmückten Deutschordenskirche St. Elisabeth. Cfr. Pfarrvikar Gerhard Höberth stand der Messfeier vor, Cfr. Dr. Stefan Zapotocky spielte die Orgel. Cfr. Höberth ging in seiner Homilie auf die drei Heiligen des Tages ein, Papst Gregor VII. (Investiturstreit), Kirchenlehrer Beda Venerabilis (Erforscher der Heiligen Schrift, Kirchengeschichte des englischen Volkes) und Maria Magdalena von Pazzi OCarm (großer Einfluss auf Spiritualität und Frömmigkeit/Gebet).
Im Anschluss sprach Cfr. Hofrat PD Dr. Helmut Wohnout, Generaldirektor des Österreichischen Staatsarchives, über diese zentrale staatliche Archivinstitution und das historische Gedächtnis der Republik und ihrer Vorgänger sowie im Besonderen auch über Anknüpfungspunkte zum Deutschen Orden. Das Österreichische Staatsarchiv verwahrt, erschließt und sichert mit seiner reichen archivalischen Überlieferung aus über 1.000 Jahren österreichischer Geschichte bedeutendes Kulturgut von gesamteuropäischer Bedeutung. Diese Einrichtung setzt sich zusammen aus dem Allgemeinen Verwaltungsarchiv/Hofkammer, dem Archiv der Republik, dem Kriegsarchiv und dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv. Das älteste Dokument, eine Urkunde Kaiser Ludwigs des Frommen in karolingischer Minuskelschrift, stammt aus dem Jahr 816. Weitere Dokument-Raritäten sind die Pragmatische Sanktion von Kaiser Karl VI. aus 1713, welche die Unteilbarkeit aller habsburgischen Länder und die weibliche Erbfolge im Reich regelt, die Kriegserklärung Kaiser Franz Josefs sowie das Moskauer Memorandum vom 15. April 1955, welches den Weg für die Unterzeichnung des Staatsvertrages mit den Alliierten ebnete. In Konnex zum Deutschen Orden finden sich im Österreichischen Staatsarchiv Dokumente zu den Kommenden Wien und Friesach aus dem 13./14. Jahrhundert sowie zu den Hochmeistern Maximilian Joseph von Österreich-Este, Wilhelm von Österreich und Eugen von Österreich. Interessant ist ein Dokument aus dem 18. Jahrhundert, welches die finanziellen Voraussetzungen für eine Aufnahme in den Deutschen Orden beschreibt. In Summe waren 1.530 Gulden in Rheinischer Währung erforderlich, dies entspricht heute einem Betrag von 135.000 Euro. Abschließend referierte Cfr. PD Dr. Wohnout noch über die Dokumente zu den beiden österreichischen Konkordaten, das erste aus dem Jahr 1855, ausverhandelt von Kardinal Rauscher im Auftrag von Kaiser Franz Josef, gekündigt 1870, und das zweite Konkordat aus dem Jahre 1933 zwischen Bundeskanzler Dollfuß und Papst Pius XI. abgeschlossen. Dieser hoch interessante und kurzweilige Vortag führte noch zu zahlreichen Einzelgesprächen beim nachfolgenden gemütlichen Beisammensein im Hochmeisteramt.
MR Prof. Dr. Rudolf Müller FamOT
Balleimeister