Kilianiprozession in Würzburg
Im Jahr 788 wurden im Beisein von Karl dem Großen die Reliquien von Bischof Kilian und seiner beiden Gefährten Kolonat und Totnan in den über der Fundstelle errichteten Dom überführt. Der 8. Juli gilt deshalb seit dem 8. Jahrhundert als Festtag der Frankenapostel. 1127 wurde der Brauch, dass Pfarreien aus dem ganzen Bistum in Prozessionen das Grab der Märtyrer besuchen, durch Bischof Embricho auf acht Tage ausgedehnt. Mit dem Untergang des Hochstifts Würzburg verschwand das Kiliansfest. Erst unter Bischof Matthias Ehrenfried erhielt die Kilianiwoche im 20. Jahrhundert die heutige Form.
Mit einer feierlichen Reliquienprozession von der Pfarrkirche St. Burkard über die alte Mainbrücke zum Kiliansdom eröffnete Bischof Dr. Franz Jung am 2. Juli 2023 die diesjährige Kiliani-Wallfahrtswoche und zelebrierte im vollbesetzten Kiliansdom dann einen Pontifikalgottesdienst. Neben den befreundeten Orden nahmen 18 Familiaren des Deutschen Ordens an den Feierlichkeiten teil. Auch Abordnungen aus Irland, so aus der Pfarrei Saint Kilian in Mullagh, dem irischen Geburtsort des Frankenapostels in der Graftschaft Cavan, sowie aus Mailand und Mbinga, dem Partnerbistum in Tansania, waren gekommen.
Die Notwendigkeit von Reformen – so Bischof Franz in seiner Predigt – sei in der deutschen Kirche in den vergangenen Jahren deutlich geworden, durch „die erschreckende Empathielosigkeit gegenüber den Opfern der eigenen Organisation“, die Intransparenz im Umgang mit Macht und Finanzen, ungenügende Aufsichtsinstanzen, die unzureichende Beteiligung der Gläubigen an wichtigen Entscheidungsfindungen und die Frage nach der Rolle der Frau. Wenn die Kirche glaubwürdig das Reich Gottes verkünden wolle, müsse sie lernen, selbst auf die Suche nach der Gottesherrschaft und deren größerer Gerechtigkeit zu gehen. In diesem Sinne bemühe sich das Bistum um Transparenz in finanziellen Angelegenheiten, um die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs und um eine größere Beteiligung der Gläubigen. Wie sich die Beschlüsse des Synodalen Wegs gut umsetzen lassen, auch in Rückbindung mit Rom, werde die nahe Zukunft zeigen. Nach Gottes Reich zu suchen bedeutet nach den Worten des Bischofs auch, Anwalt derer zu sein, die keine Stimme haben und denen offenkundig Unrecht geschieht. Dazu zähle der Einsatz für Menschen auf der Flucht. Dieses Problem werde zunehmend dringlicher durch die Klimaveränderungen und die Kriege, die globale Auswirkungen haben, erklärte der Bischof. Ebenso wichtig sei es, sich für das ungeborene Leben und gegen den assistierten Suizid einzusetzen. Bischof Jung warnte vor dem Druck, der auf alte und kranke Menschen entstehen könne, anderen nicht auf der Tasche zu liegen. Auch die Freigabe von Canabisprodukten bereite ihm große Sorgen.
Im Anschluss an den Gottesdienst fand noch eine Begegnung auf dem Kiliansplatz bei Laugenbrezeln und Bier statt. Die Familiaren des Deutschen Ordens und die befreundeten Orden ließen den Sonntag bei einem gemeinsamen Mittagessen im Innenhof des Bürgerspitals ausklingen.
Jörg Steinhoff FamOT
Komtureikanzler