Konveniat in Weyarn mit Mitgliederversammlung des Hilfswerks an Isar, Lech und Donau
Bei strahlendem Herbstwetter trafen sich knapp 30 Familiaren, Ehefrauen und Gäste in der vollbesetzten Stiftskirche St. Peter und Paul in Weyarn, um gemeinsam den Erntedankgottesdienst zu feiern. Der Chor der Gemeinde sowie der reiche Erntedankschmuck schufen eine besondere Atmosphäre, die der Herr Prior P. Christoph Kehr zu Beginn der Messe aufgriff. In seiner Predigt zu Mt 21,28–32 betonte er, dass der Mensch und vor allem wir Christen an unseren Taten gemessen werden. Diesen Gedanken setzte er auch in den Kontext der bevorstehenden Landtagswahl in Bayern am 8. Oktober. Aber auch in der Kirche stimmen die Menschen mit ihren Füßen ab, weshalb leere Gotteshäuser eine entsprechende Aufforderung sein müssen, zu handeln. Recht und Gerechtigkeit dürfen nicht nur ein spirituelles Programm sein, sondern müssen in konkretem Handeln gelebt werden. Das gilt gleichsam für Politiker als auch für alle Christen. Im Globalen muss man sich fragen, wie christlich ein Europa ist, das sich mehr um den eigenen Wohlstand als beispielsweise um die Entwicklungshilfe kümmert. Im Kleinen muss man dankbar sein für das Handeln Einzelner, etwa im Ehrenamt. Die zwei Brüder aus dem Weinberg wohnen in uns allen. Man muss sich täglich fragen, von welchem der beiden Brüder man sich bewegen lässt.
Von diesen Gedanken getragen begann im Anschluss die Mitgliederversammlung des Hilfswerks an Isar, Lech und Donau für die sozialen Einrichtungen des Ordens vom Deutschen Haus St. Mariens zu Jerusalem e. V. Dabei berichtete Komtur Mario Külgen, zugleich Vorstand des Hilfswerks, über die vielfältigen Unterstützungen, so für die Lourdes- und Assisi-Wallfahrten, sowie zahlreiche konkrete Hilfen in einzelnen Einrichtungen. Insgesamt konnte das Hilfswerk damit Fördermaßnahmen in Höhe von 32.874,13 Euro verwirklichen, was zeigt, dass die Spenden wirksam und nachhaltig eingesetzt werden.
Nach einem geselligen Mittagessen im Mariensaal des Priorats in Weyarn vertiefte ein besonderer Programmpunkt den Ordensgedanken des Helfens, indem der Geschäftsführer der Ordenswerke, Herr Dr. Thomas Franke, einen spannenden Vortrag zu der Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Ordenswerke hielt. Grundlegend für das Handeln in den Ordenswerken müsse immer 1 Petr 3,15 sein. Ebenso wichtig ist die Selbstvergewisserung der Bedeutung des schwarzen Kreuzes auf weißem Grund sowie des Ordenscharismas, im situativen Tun in die Nachfolge Christi einzutreten. Das Helfen und Heilen findet seinen Ausdruck in den Ordenswerken und vollzieht, was Papst Benedikt XVI. meinte, als er das caritative Tun als unverzichtbaren Wesensvollzug der Kirche beschrieb. Anschließend gab Herr Dr. Franke noch einen Überblick über die abwechslungsreiche Geschichte der Ordenswerke seit 1990 mit allen Höhen und Tiefen bis hin zu dem sehr erfolgreichen Wirken heute mit über 3000 Angestellten, die den Bewohnern der Häuser zur Seite stehen. Vor allem wurden dabei die Einrichtungen der Altenhilfe, der Suchthilfe sowie der Kinder- und Jugendhilfe betont, die alle eine ganzheitliche Versorgung der Menschen bieten. Die Seelsorge in den Ordenswerken leistet dabei einen unverzichtbaren Dienst. Auch den Familiaren wurde herzlich gedankt für ihr ständiges und großes Engagement für die Ordenswerke. Auch in Zukunft muss in einer immer säkulareren Welt das Ordenscharisma maßgebend sein für alle Entscheidungen der Ordenswerke. Mit diesem Gedanken schloss der Referent, dass die Kirche in einer immer individualisierten Welt die Diversität als Chance und Verpflichtung begreifen müsse, Räume für soziale und religiöse Erfahrung zu bieten, damit der Orden auch weiterhin immer für die Menschen da sein kann. Weil die Seelsorge des Deutschen Ordens auch an den Rand der Gesellschaft geht, ermöglicht sie Erfahrungen und Blicke auf religiöse Sinnfragen in der heutigen Welt. Das schwarze Kreuz auf weißem Grund muss immer eine hohe Relevanz haben in der Gesellschaft, um in das jahrhundertealte Narrativ des Ordens einzusteigen und dieses weiterzutragen. Mit diesem Appell rundete Herr Dr. Franke den Tag sehr gelungen ab und die Gäste hatten noch die Gelegenheit zu einem regen Austausch mit ihm.
Tobias Noss FamOT
Komtureikanzler