Konveniat in Wien mit Vortrag von Paul Zulehner
Das erste Konveniat Wien fand nach der Sommerpause am 19. Oktober 2023 in den Räumlichkeiten des Deutschen Hauses statt. Am Beginn stand die gemeinsame Feier der hl. Messe in St. Elisabeth mit Cfr. Pfarrvikar Gerhard Höberth am Gedenktag des Gründers des Passionistenordens, dem hl. Paul vom Kreuz. Danach folgte im Rittersaal des Hochmeisteramtes der Vortrag von em. o. Univ. Prof. DDr. Paul Zulehner zum Thema „Religionen – Hoffnung für eine taumelnde Welt“.
Professor Zulehner hatte den weltältesten Lehrstuhl für Pastoraltheologie von 1984 bis 2009 an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien inne, deren Dekan er auch für zehn Jahre war. In seinem Referat ging Zulehner auf die Megachallenges der Welt von heute ein: barbarische Kriege – Kriege auf Raten, Klimanotstand, Migration – zunehmende politische Spannungen in den Aufnahmeländern, Informatisierung und Künstliche Intelligenz mit Veränderungen im sozialen Gefüge ähnlich wie einst im Zeitalter der Industrialisierung. Diese Veränderungen spüren die Menschen immer mehr im Alltag und sie verursachen Angst, führen zur Entsolidarisierung und wachsender Rivalität. Dies ist auch Nährboden für Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit. Je mehr die Welt bedrängt ist, umso mehr Hoffnung benötigt sie. Kernaufgabe der Kirche sei es, eine theologisch begründete Hoffnung zu verbreiten, um Angst, Egoismus und Resignation zu überwinden. Viel Gläubige – auch Papst Franziskus – geben zu, dass die Kirche/Religionen oft Teil des Problems und nicht Teil der Lösung sind. Die christlichen Kirchen in Europa verlieren aus einer Reihe an schwerwiegenden Gründen an Vertrauen und sind zu sehr nach innen gerichtet. Auch der Islam steckt weltweit in einer Vertrauenskrise. Allianzen zwischen Religionen und Gewalt, aber auch Politik, wie etwa in Russland, schaden den Religionen. Diese Verbindungen gilt es zu überwinden, Religionen sollen sich an ihren prophetischen Quellen orientieren und nicht an den Interessen der Mächtigen, wahre Religionen verwandeln Gewalt in Liebe. Religionsgemeinschaften sollen Instrumente der Versöhnung und des Friedens sein, das Christentum ist eine kraftvolle Friedenstheologie mit dem Ziel, die Völker in Gerechtigkeit und Frieden in Harmonie mit der Natur leben zu lassen. Die zahlreichen Diskussionsbeiträge reflektierten auch sehr persönliche Standpunkte, wie Hoffnung und Zuversicht die Ängste vor einer taumelnden Welt überwinden könnten und Strategien für eine Welt in Frieden zu entwickeln seien. Beim anschließenden gemütlichen Beisammensein ergaben sich noch zahlreiche thematische Anknüpfungen zum Vortragsthema des Abends.
Prof. Dr. Rudolf Müller FamOT
Balleimeister