Totengedenken in Iphofen
Einmal im Jahr gedenkt die Komturei Franken der toten Consorores sowie Confratres und lässt für alle Verstorbenen unserer Gemeinschaft eine heilige Messe feiern. Schon zum dritten Mal fand das Totengedenken in Iphofen statt, vom Vizekomtur Johannes Ruck hervorragend organisiert. Iphofen wurde nicht wegen seines spätmittelalterlichen Ambientes ausgesucht, sondern weil es an der Schnittstelle der Diözesen Bamberg und Würzburg liegt sowie in seiner wechselvollen Geschichte zuerst zum Bistum Würzburg gehörte, später hingegen zum Erzbistum Bamberg kam. So konnte Komtur Thomas Koch in der Kelterhalle des Weingutes Ruck neben Consoror Antonia Gabele auch 36 Confratres und Angehörige sowie Gäste begrüßen. Im Anschluss zogen die Familiaren über den Marktplatz in die Stadtpfarrkirche St. Veit ein. Die Figur des Johannes der Evangelist aus der Werkstatt von Tilman Riemenschneider sowie die Schöne Madonna sind echte Schätze der Spätgotik. Der Vorgängerbau der Stadtkirche gehörte übrigens zu den 25 Kirchen, die der karolingische Hausmeier Karlmann 741 dem Bistum Würzburg als Erstausstattung schenkte.
Den Gottesdienst feierte Cfr. Stadtdekan i. R. Hubertus Förster. Cfr. Prodekan Dieter Hinz sowie Cfr. Ordinariatsrat Monsignore Dr. Matthias Türk konzelebrierten zusammen mit Pfarradministrator P. Dr. Adam Wąs und Pfarrer Oliver Schütz. Confrater Förster predigte über den Tod als Wegbegleiter, der auf unserer Lebensreise im Gleichschritt mitgeht, uns das Stundenglas vor Augen hält, wie unerbittlich unsere Sekunden, Minuten, Stunden und Tage zerrinnen und uns mit seinem Pfeil daran erinnert, dass er uns in einem Augenblick endgültig treffen kann und unser Leben beenden wird. Eindrucksvoll wird dies übrigens durch überlebensgroße Figuren unter der Kuppel der berühmten Bibliothek des Benediktinerstiftes Admont in der Steiermark dargestellt. Auch der große Humanist Thomas Morus stimmt uns auf den Totenmonat November ein. Er schreibt in einem seiner Epigramme: „Von der Stunde an, in der wir geboren werden, kriechen Leben und Tod im Gleichschritt voran. Jede Stunde, die du durchschreitest, nimmt heimlich einen Teil deines Lebens fort. Schrittweise sterben wir, aber zugrunde gehen wir in einem Augenblick.“ Der Gedanke, dass wir von der Stunde unserer Geburt an mit dem Tod unterwegs sind, kann uns – wenn wir den Gedanken wirklich an uns heranlassen – aufwühlen oder sogar Angst einjagen; auch das Wissen, dass wir das „Gen des Todes“ (G. Benn) in uns tragen. Es kann aber auch ein großer Gewinn sein, wenn uns dieser Gedanke dazu bringt, die Gewichte des Lebens neu zu verteilen und die Zeit, die uns geschenkt ist, bewusst und sinnvoll zu gestalten. Unsere Tage zu zählen, lehre uns, heißt es in Psalm 90, dann gewinnen wir ein weises Herz. Begleitet wurde der Gottesdienst an der Orgel durch Cfr. Frank Krogmann und dankenswerterweise durch Cfr. Dr. Jörg Etzkorn (Querflöte) sowie Frau Antje Maibom (Violine) und Frau Carina Hedrich (Fagott).
Im Anschluss an den Gottesdienst fand sich die Gesellschaft zum gemeinsamen Mittagessen im Zehntkeller Iphofen ein. Vor dem Essen spielte nochmals das Trio um Cfr. Dr. Jörg Etzkorn, ein echter Gewinn für diese Veranstaltung. Dem kleinen Konzert schloss sich der eindrucksvolle Vortrag von Prof. em. Dr. Wolfgang Weiß (Lehrstuhl für Fränkische Kirchengeschichte und Kirchengeschichte der neuesten Zeit an der Universität Würzburg) an. Professor Weiß referierte zum Thema „Zentralität und Peripherie – Stadt Iphofen zwischen Würzburg und Bamberg bzw. Ansbach“, also über die wechselvolle Geschichte der Stadt Iphofen an der heutigen Schnittstelle der beiden Diözesen.
Bei halber Ente und einigen Schoppen Iphöfer Weins klang der Tag im Barockbau des Zehntkellers aus.
Jörg Steinhoff FamOT
Komtureikanzler