Vortrag über den Ridderlijke Duitsche Orde Balije van Utrecht
Der Deutsche Orden ist in vielen mittelosteuropäischen Ländern präsent, nur wenigen ist jedoch bekannt, dass es den Ridderlijke Duitsche Orde Balije van Utrecht im Königreich der Niederlande gibt.
Cfr. Prof. Dr. Michael Els, Vorsitzender der Wissenschaftlichen Vereinigung für den Deutschen Orden, begrüßte sichtlich erfreut eine große Anzahl von interessierten Familiaren und Gästen aus den Balleien Deutschland und Österreich sowie der Selbstständigen Komturei "Alden Biesen“ in Belgien, die sich zu dem Zoomvortrag zugeschaltet hatten. Ein herzliches Willkommen galt dem Referenten des Vortrags, Prof. Dr. Renger de Bruin, Archivar und Kurator der Utrechter Ballei, der nach kurzen anfänglichen technischen Problemen die Teilnehmer in die spannende Geschichte der Utrechter Ballei einführte.
Bis zum Jahre 1640 gehörte die Ballei zu denen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, die dem in Mergentheim residierenden Hoch- und Deutschmeister unterstanden. Auch in der Zeit der Reformation und des niederländischen Aufstandes gegen Spanien hielt die Ballei am katholischen Glauben fest. Die Utrechter Stände drängten jedoch die Ordensritter, sich vom Hochmeister loszusagen, was letztlich durch die Aufhebung der Zölibatsverpflichtung im Jahre 1640 geschah. Damit war der Bruch mit dem Hochmeister und dem Gesamtorden erreicht. In Folge wurde aus der Ballei Utrecht eine Institution für protestantische, meist verheiratete, Adelige. Neben vier adeligen Ahnen war der Nachweis der reformierten Taufe und die Konfirmation eine Voraussetzung für die Aufnahme. Im Jahre 1811 verfügte Kaiser Napoleon die Aufhebung der Ballei Utrecht, die aber vier Jahre später unter dem niederländischen König Wilhelm I. rückgängig gemacht wurde. Neben niederländischen Adeligen konnten auch Männer aus deutschem Adel aufgenommen werden, Voraussetzung war eine reformierte Konfessionszugehörigkeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist die niederländische Staatsbürgerschaft eine weitere Voraussetzung für die Mitgliedschaft geworden. Im Jahre 2006 wurden die Aufnahmebedingungen gelockert, jedoch gilt auch heute noch, dass die Mitglieder aus niederländischen, protestantischen Adelsfamilien stammen müssen, die vor dem Jahre 1795 in den Adelsstand erhoben wurden. Die Aufgaben der Ballei Utrecht waren identisch mit denen des Gesamtordens: der Kampf für den christlichen Glauben und die Pflege von Kranken und Verwundeten, im Jahre 2006 wurde die Ballei Utrecht zu einer rein caritativen Institution.
Nach dem Bruch mit dem Gesamtorden im Jahre 1640 gab es immer wieder Versuche einer Vereinigung, die alle scheiterten. Im Gesamtorden gab es bis zur Auflösung des Deutschen Orden im Rheinbund durch Kaiser Napoleon im Jahre 1809 in einigen Balleien eine Trikonfessionalität, es gab katholische, lutherische und calvinistische Ordensritter. Versuche unter dem deutschen Kaiser Wilhelm II., eine Vereinigung herbeizuführen, scheiterten.
Eine Annäherung geschah im Jahre 2014, als der damalige Hochmeister Dr. Bruno Platter anlässlich einer Investitur in Hamburg den Landkomtur der Ballei Utrecht begrüßen konnte. Im darauffolgenden Jahr besuchte Hochmeister Bruno die Ballei Utrecht zur Eröffnung einer Ausstellung über den Deutschen Orden. Heute gibt es einen lebendigen Kontakt, so war der Landkomtur von Utrecht ein fast selbstverständlicher Gast bei der Feier des 50. Geburtstages von Hochmeister Frank Bayard. Hochmeister Frank und Landkomtur Baron de Vos pflegen einen guten Kontakt, aber auch auf der wissenschaftlichen Ebene, besonders der Internationalen Kommission für den Deutschen Orden, gibt es rege Kontakte. Für das kommende Jahr ist ein ökumenischer Gottesdienst mit Hochmeister Frank und dem Koadjutor des Landkomturs der Ballei Utrecht, Baron Bentinck, geplant.
Professor Els dankte mit herzlichen Worten Professor de Bruin für den spannenden und sehr informativen Vortrag, der mit vielen Bildern veranschaulicht wurde. In einer ersten Wortmeldung nach dem Vortrag zeigte sich Balleimeister Thomas Jünger begeistert über den informativen Vortrag und auch Ehrenritter Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Udo Arnold freute sich, dass einer breiteren Öffentlichkeit die Ballei Utrecht kompetent vorgestellt wurde.
Monika Schulte FamOT