Gemeinschaftstage zur Spiritualität im Deutschen Orden
Lange werden allen Teilnehmern die Gemeinschaftstage zur Spiritualität im Deutschen Orden vom 15. bis 17. Februar 2024 in Erinnerung bleiben. Zur gemeinsamen Feier von Eucharistie und Stundengebet, zu Zeiten der Stille, des Austausches und zu Vortragsimpulsen waren Brüder, Schwestern und Familiaren mit ihren Familien zur persönlichen und gemeinschaftlichen Vertiefung des geistlichen Lebens eingeladen.
Über achtzig Gäste konnte Generalassistentin und Provinzoberin Sr. Maria-Franziska Meier im Haus Spektrum Kirche, dem Exerzitien- und Bildungshaus der Diözese Passau, hoch über der Passauer Innstadt neben der barocken Wallfahrtskirche Mariahilf mit ihren markanten Turmhelmen und dem angegliederten Paulinerkloster gelegen, begrüßen: Hochmeister Frank, Althochmeister und Prior Dr. Dr. Arnold Wieland, Althochmeister Dr. Bruno Platter, nahezu den gesamten Generalrat mit Generalprokurator und Generalsekretärin, den Prior aus Österreich und die Provinzoberin aus Südtirol, zahlreiche Brüder und Schwestern sowie den Familiarenreferenten, die Balleimeister und eine Reihe von Komturen aus Deutschland und Österreich an der Spitze vieler deutscher, österreichischer und Südtiroler Familiaren.
Diözesanbischof Dr. Stefan Oster SDB hieß die Teilnehmer am Donnerstagabend im Bistum Passau willkommen und stand der feierlichen Vesper vor. In seiner Homilie ging Bischof Oster auf den uns immer neu beschäftigenden Unterschied zwischen „dringlich und wesentlich“ ein: "Was wäre denn das Wesentliche für uns? Wäre es nicht die Suche nach dem, was mich im Innersten anrührt? Was mir in der Tiefe meiner Seele wirklich etwas bedeutet? Wie hätte ich zum Beispiel gerne gelebt oder was hätte ich gerne verwirklicht, wenn ich morgen sterben würde? Was ist wirklich wichtig im Leben? Und was ist das Allerwichtigste? Aus dem Evangelium und dem Handeln Jesu geht hervor, dass das Allerwichtigste ist, in der vertrauensvollen Beziehung mit Ihm zu leben und mit Ihm zu lernen, die anderen Menschen wirklich anzunehmen, anzuerkennen und wenn möglich auch absichtslos zu lieben, um ihretwillen. Im Grunde sind wir berufen, mit Gott und den Menschen in tiefen, heilen Beziehungen zu leben. Das ist es, was letztlich zählt und prägt. Aber ist es nicht so, dass all das wichtig und dringlich Scheinende in der modernen Welt uns oft genug gerade daran hindert, in unserer Gottesbeziehung tiefer zu werden und in den Beziehungen zu den anderen liebevoller und absichtsloser?“
Dieser Grundtenor spiegelt nicht nur den Wahlspruch von Bischof Oster "Victoria Veritatis Caritas" („Der Sieg der Wahrheit ist die Liebe“), sondern prägte nach dem Abendessen auch dessen Vortrag zum Thema „Spiritualität als Fundament aller Zukunftsüberlegungen in Kirche und Orden“. Er sprach zu den großen Lebensthemen Wahrheit, Freiheit und Liebe mit der Conclusio "Sein ist Liebe umsonst". Die Liebe, die Gott schenkt, ist im doppelten Sinne umsonst. Sie ist "gratis" und "frustra", also geschenkt und oft vergeblich zugleich. Die Jünger unter dem Kreuz werden gedacht haben: Jetzt war alles umsonst. Und die Antwort Jesu, die er mit seinem ganzen Leben bezeugt: Ja, alles umsonst, alles geschenkt, einfach so, für euch. Ich liebe euch, weil ihr meine Geschöpfe seid. Im Christentum geht es um diese Liebe. Daran, dass ihr einander mit der Liebe liebt, mit der ich euch geliebt habe, sagt Jesus, soll die Welt erkennen, dass ihr meine Jünger seid. Das Auditorium folgte Bischof Oster gebannt. Die philosophischen, hochintellektuellen, rhetorisch geschliffenen und engagiert vorgetragenen Ausführungen waren ergreifend, sie ließen Charisma und Glaubenstiefe spüren.
Der Freitag wurde mit den Laudes und der von Hochmeister Frank zelebrierten Eucharistiefeier mit einer Predigt von Althochmeister Arnold eingeleitet und mit einem Vortrag von Cfr. Weihbischof Dr. Josef Graf zum Thema "Das Kreuz als spiritueller Ursprung des Deutschen Ordens" fortgesetzt. Der Nachmittag bot mit Impulsen zur Deutschordensspiritualität die Möglichkeit der persönlichen Glaubensvertiefung und zur gemeinsamen Spurensuche in Gesprächskreisen. Es trugen vor Frau Svenja Groß „Mutter und Mystikerin: Die Hl. Dorothea von Montau – eine Patronin des Deutschen Ordens“, Frau Annika Seebauer „Maria. Hausfrau und Mutter“, Fr. Fabian Lechner „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! Die Spiritualität der Heiligen Elisabeth von Thüringen für den Deutschen Orden", P. Matthias Wagner „Die heilende Macht der Worte – ein sprachpsychologischer Zugang zum Thema Versöhnung am Beispiel der Brüderregel 40" und Cfr. Thomas Jünger „Helfen und Heilen oder doch Helfen, Heilen und Wehren?" Ein geistlicher Abend mit der Vesper und einer Betrachtung von Althochmeister Bruno, der Aussetzung des Allerheiligsten, der Möglichkeit zum Empfang des Bußsakramentes sowie den Glaubenszeugnissen von Altprovinzoberin Mirjam Müller und von Cfr. Bernhard Bonelli beschlossen den Tag.
Am Samstag stand nach der morgendlichen Laudes in der Hauskapelle Hochmeister Frank in der Wallfahrtskirche Mariahilf einem Pontifikalamt zu Ehren der Schutzfrau des Deutschen Ordens vor, der auch seine Predigt galt. Das Gnadenbild Mariahilf ob Passau, befindlich am Hochaltar, gelangte zu weltweiter Verehrung, obgleich es nur eine Kopie des im Innsbrucker Dom verehrten Originals von Lucas Cranach ist. Ruhm brachte der Gnadenbildkopie der Habsburger Kaiser Leopold I. Er flüchtete 1683, als die Türken Wien umzingelt hatten, mit Familie und Hofstaat nach Passau und betete täglich vor dem Marienbild um Befreiung. „Maria Hilf“ wurde der Schlachtruf im Kampf gegen die Türken, der schließlich in der Entscheidungsschlacht am Kahlenberg gewonnen wurde. Das Passauer Marienbild wurde Staatsgnadenbild der Habsburger.
Das Pontifikalamt wurde wie alle Gottesdienste in wunderbarer Weise von Cfr. Dr. Markus Eberhardt und Cfr. Markus Biber mit ihrem Ensemble musikalisch gestaltet und begleitet. Die aufzuführenden Musikstücke waren exzellent ausgesucht und wurden instrumental wie vokal auf hohem Niveau dargeboten, ein virtuoses Gotteslob in Klängen.
Nach dem Mittagessen und dem Reisesegen endeten drei dichte tiefgehende Tage, die alle Teilnehmer beeindruckt wie berührt haben und bereichert heimkehren ließen. Dies auch durch die erlebte Gemeinschaft, das Zusammensein aller Zweige des Ordens, die vielen Gespräche und den Austausch untereinander. Die Passauer Tage haben den Orden zusammenrücken lassen.
Auch dafür gilt Sr. Maria-Franziska Meier ein außerordentliches Vergelts Gott und ein großer Dank für die Mühen der Planung und Vorbereitung sowie die perfekte Durchführung. Nichts hätte besser gelingen können. Die Vorfreude auf eine Wiederholung in drei Jahren ist groß.
Thomas Jünger FamOT
Balleimeister