Zweites Konveniat des Jahres 2024
Dieses Konveniat stieß auf reges Interesse, war doch Dr. Christian Lagger, bis vor kurzem Vorsitzender der ARGE der Österreichischen Ordensspitäler, unser Gast. Er gehört nunmehr nach wie vor dem Vorstand an und fungiert als Sprecher aller Ordensspitäler. Ordensspitäler gibt es derzeit fast in allen Bundesländern Österreichs, nur nicht in Niederösterreich und Vorarlberg (früher noch Mehrerau). In der ARGE der Ordensspitäler sind im Wesentlichen drei Gruppen versammelt: die Barmherzigen Schwestern von Vinzenz von Paul, die Barm-herzigen Brüder und die Franziskaner, wobei unser Referent für die Franziskaner im Vorstand ist. Zum Orden der Franziskaner gehören auch die Elisabethinen. Das erste Ordensspital wurde von den Barmherzigen Brüdern 1614 in der Taborstraße gegründet. Schon 1615 folgte in Graz die Marschallgasse. Die Gründungen der Elisabethinen gingen 1622 von Aachen aus, 1690 wurde das Spital der Elisabethinen in Graz gegründet, 1709 in Wien, 1710 in Klagenfurt und 1745 in Linz.
Dass die Ordensspitäler für die Abdeckung des Gesundheitswesens unerlässlich sind, war uns allen bewusst, ohne die nackten Zahlen zu kennen. Demnach sind in Österreich 26.000 Mitarbeiter in Ordensspitälern beschäftigt, werden zwei Millionen Patienten versorgt und 230.000 Operationen durchgeführt. Stolze Zahlen! Die Ordensspitäler sind führend im Bereich roboterunterstützte Operationsmethoden im Bereich der Urologie. Die BHBs verfügen über eine Ambulanz für inklusive Medizin, wo auch Unversicherte versorgt werden, die Elisabethinen über ein Zentrum zur Schmerzlinderung und Schmerztherapie. In den Ordensspitälern findet sich der prinzipielle Zugang unserer Religion. Während in der Antike Kranke oft ausgegrenzt und weggelegt wurden, steht der Kranke im Zentrum, weil man dem kranken Christus begegnet. Das „Fate Bene Fratelli“ (als Synonym für die Barmherzigen Brüder) ist Leitgedanke. So gibt es auch etwa im St. Josef Spital eine pränatale palliativmedizinische Abteilung. Überhaupt verfügen die Ordensspitäler über 45 Palliativbetten. Bei den Elisabethinen in Wien findet sich um die mit 15 Palliativbetten größte Station österreichweit. Der Prozentanteil der Ordensspitäler dürfte in etwa bei 20 % liegen, wobei es regionale Unterschiede etwa zwischen der Steiermark (12 %) und Oberösterreich gibt, wo die Ordensspitäler mindestens 50 % ausmachen und die Mehrheit bilden. Das größte Ordensspital ist das Klinikum der Barmherzigen Schwestern in Wels mit etwa 1.200 Spitalsbetten. In der Politik ist es zu einem Wandel gekommen, waren die Ordensspitäler in der Vergangenheit oft als Bittsteller angesehen, ist mit der Zeit das Bewusstsein durchgesichert, welchen unersetzlichen Beitrag die Ordensspitäler für das Funktionieren des Gesundheitssystems leisten.
Beim Leitbild, um es zeitgeistig zu sagen, kommt es nicht primär auf die religiöse Zugehörigkeit an, sondern darauf, ob der betreffende Mitarbeiter sich in der Kultur der Ordensspitäler wiederfindet, den gewollten Umgang zu den Patienten verinnerlicht hat, wobei es gleichgültig ist, ob er Katholik oder Muslim oder eines anderen Bekenntnisses oder ohne Bekenntnis ist; dies umso mehr vor der aktuellen Entwicklung, die dazu führt, dass etwa im Spital zum Göttlichen Heiland in Wien kein Zugehöriger des Ordens mehr beschäftigt ist. Interessant ist, dass in öffentlichen Spitälern 30 bis 40 % der Patienten mit der erwiesenen Zuwendung zufrieden sind, in den Ordensspitälern jedoch 70 bis 80 %.
Unser Referent ist insofern zuversichtlich und führte uns vor Augen, dass die Erneuerung der Kirche durchaus von einem anderen Kontinent her erfolgen kann, auch von Afrika. Auch Augustinus war zum Beispiel Berber. Kritisch sah unser Referent allerdings durchaus weniger geglückte Versuche, den Mangel an Pflege- und Betreuungspersonal dadurch auszugleichen, dass Menschen zu uns geholt werden, die eine ganz andere Kultur beim Umgang mit Kranken, etwa mit Alten und Pflegebedürftigen haben. Hier sah unser Referent ein durch das Zusammenprallen unterschiedlicher Kulturen ein doppeltes Problem: einerseits, dass die Patienten und Pflegebefohlenen nicht unser Kultur gemäß und dem Gebot des mitmenschlichen Umganges behandelt werden, andererseits, dass die Herbeigeholten hier ihre Kultur nicht leben können und Frustrationen erleiden. Das Problem, ausreichend Mitarbeiter zu finden, macht vor den Ordensspitälern natürlich auch nicht halt, wobei die Hauptursache in der Flucht in die Teilzeitbeschäftigung gelegen ist. Es gibt Untersuchungen, wonach die Erhöhung der Monatsarbeitszeit um einige Stunden ausreichen würde, um dem Personalmangel effizient zu begegnen. Unser Referent wäre für steuerliche Anreize (nämlich ein degressives Steuersystem für Personen, die von der Teilzeitarbeit wieder in die Vollzeitarbeit wechseln wollen). Ein ganz gravierendes Problem ist auch auf rechtlicher Ebene zu sehen. Durch die Umdeutung des Wertes des Lebens – sei es des ungeborenen Lebens oder sei es des Lebens aufgrund einer unheilbaren schweren Erkrankung – hier wird vor allem auf europäischer Ebene extremes Lobbying betrieben, um allenfalls auch Ordensspitäler zur Vornahme von Abtreibungen und zur Unterstützung der Selbsttötung zu zwingen. Unser Referent teilte die Einschätzung manches Confraters, dass hier das Ende noch lange nicht abzusehen ist. Allenfalls könnte die Alternative sogar darin liegen, gynäkologische Stationen aufgeben zu müssen, um nicht von der Gesetzeslage und Rechtsprechung in einen unauflösbaren Konflikt zu der eigenen Lebenshaltung gezwungen zu werden.
Unser Referent (gebürtiger Kärntner, 1967 in Paternion geboren) ließ in diesem Forum sich natürlich auch nicht nehmen, auf das Ordensspital in Friesach (1218 gegründet) zu sprechen zu kommen. Seine Sympathie zum Deutschen Orden ist auch durch unsere große Ordensheilige Elisabeth gegeben, deren Spital nach ihrem Ableben vom Deutschen Orden übernommen wurde. Dem Deutschen Orden ist auch zu verdanken, dass die Kopfreliquie der heiligen Elisabeth an die Elisabethinen in Wien, Langstraße, weitergegeben wurde. Als Sprecher der Ordensspitäler sah es Dr. Lagger auch immer als unerträglich an, dass das Krankenhaus in Friesach aus der ARGE der Ordensspitäler hinausgedrängt wurde, was ihn immer gleich Cato dem Älteren zu einem „ceterum censeo“ veranlasste, dass dieser Schritt rückgängig gemacht wurde, erfreut. Er konnte nur mehr darüber berichten, dass es in diesem Jahr so weit sein wird, dass das Deutschordensspital in Friesach in den Kreis der anderen Ordensspitäler zurückkehren und in die ARGE wieder aufgenommen werden wird.
Mit dieser erfreulichen Nachricht schloss das Konveniat, bei dem nicht nur die steirischen Confratres in großer Zahl (über die Anmeldungen hinaus gab es noch Kurzentschlossene) mit unseren Kandidaten und Gästen zugegen waren. Auch der Herr Balleimeister und der Balleiökonom ließen sich es nicht nehmen, dieses Konveniat durch ihre persönliche Anwesenheit zu bereichern. Diese Gelegenheit musste genutzt werden, um unserem Balleimeister Rudolf Müller für seinen Einsatz im Zusammenhang mit der Gründung unserer Komturei zu danken und ihn gebührend zu verabschieden.
Alexander Singer FamOT
Stellvertretender Komtur