Begräbnisfeierlichkeiten von Alterzbischof Alois Kothgasser SDB in Salzburg
Rund 1500 Trauergäste aus Kirche und Öffentlichkeit, darunter mehr als 20 Bischöfe sowie 150 Priester und Ordensgeistliche, nahmen in Salzburg Abschied vom emeritierten Erzbischof Alois Kothgasser, der am 22. Februar 2024 im 87. Lebensjahr vom Herrn heimgeholt wurde. Die Ökumene war vertreten durch den evangelischen Superintendenten Olivier Dantine und den syrisch-orthodoxen Chorepiskopos Emanuel Aydin. Weitere nicht katholische geistliche Würdenträger waren zur Verabschiedung gekommen. Vonseiten der Politik und des öffentlichen Lebens erwiesen unter anderem die Landeshauptleute von Salzburg und Tirol, Wilfried Haslauer und Anton Mattle, die frühere EU-Kommissarin Benita Ferrero-Waldner sowie zahlreiche Vertreter aus Nationalrat, Bundesrat und den Ländern Salzburg, Tirol und der Steiermark dem Verstorbenen die letzte Ehre.
Die Einladung war auch an den Deutschen Orden ergangen. Hochmeister Frank war mit dem hochmeisterlichen Sekretär und Zeremoniär Florian Weber zu dem feierlichen Requiem ebenso angereist wie die Komture der Komtureien „An Enns und Salzach“ und „Am Inn und Hohen Rhein“ mit fünf weiteren Confratres und Ehefrauen, denn der verstorbene Erzbischof war zuvor Bischof von Innsbruck gewesen.
Die Domglocken läuteten die Trauerfeierlichkeiten ein. Teile von Mozarts „Spatzenmesse“ erklangen zum Abschied. Erzbischof Franz Lackner, der der Feier vorstand, würdigte seinen Vorgänger als einen Christen und Menschen, der noch in Krankheit und Sterben Wesentliches zu sagen hatte. Nuntius Erzbischof Pedro Lopez Quintana überbrachte eine Botschaft von Papst Franziskus. Besonders ging Lackner in der Predigt auf die letzten Monate im Leben Kothgassers ein. „An seinem Kranken- und Sterbebett wurden wir an den Wert der Achtsamkeit erinnert.“ Besonders an die Seminaristen, die Kothgasser pflegten, gewandt, sagte der Salzburger Oberhirte: „Das Seminaristen-Sein ist in Zeiten, in der das priesterliche Verständnis eher im Schwinden begriffen ist, nicht einfach. Man muss diesbezüglich auch mit Gegenwind rechnen. Darum meine Bitte an euch: Bewahrt euch diese innere Haltung von Achtsamkeit; sie hilft, Not zu sehen, und nährt die Bereitschaft, Menschen in seelischen wie auch körperlichen Nöten zu helfen. Darin liegt die wohl glaubwürdigste Form von Seelsorge, und auf diese Weise bleibt ihr auf der Spur Jesu.“ Lackner würdigte den Alterzbischof als Freund der Jugend. „Erzbischof Alois blieb zeit seines Lebens ein Freund junger Menschen, die er nach besten Kräften unterstützte. Seine große Liebe galt den Schulen, die er anlässlich von Visitationen stets besuchte. Nach ihm wurde schließlich ein Preis benannt, der jährlich an Absolventen für vorwissenschaftliche Arbeiten im Bereich von Ethik und Religion verliehen wird. Unter jungen Menschen fühlte er sich wohl. Seine Gemütsart war geprägt von einer „tranquilla serenitas“, einer ruhigen Heiterkeit. Bischof Alois konnte herzlich lachen.“ Besonders hob der amtierende Erzbischof den Theologen Kothgasser hervor, dessen Werk gerade heute aktueller denn je sei: „Für unseren verstorbenen Erzbischof war zeit seines Wirkens klar: Entwicklung, Fortschreiben der Geschichte des Evangeliums geht nur unter Leitung und Führung des Heiligen Geistes. Damit sind wir wiederum bei einem brandaktuellen Anliegen, das zurzeit die ganze Kirche beschäftigt, nämlich bei der Synodalität und der laufenden Bischofssynode.“
Im Namen der Ökumene dankte der Evangelische Superintendent Olivier Dantine dem Verstorbenen. „Wir haben uns von ihm sehr wertgeschätzt gefunden. Seine Bereitschaft zu Versöhnung und Dialog war einzigartig. Er hat es mit viel Geschick verstanden, Wunden zu heilen und Vertrauen aufzubauen.“ Ökumene sei ein Miteinander-Ringen um Wahrheit. „Dieses Ringen hat Kothgasser gelebt“, so Dantine. Für den Landeshauptmann von Tirol, Anton Mattle, war Kothgasser die „gelebte Caritas und einer, der als Bischof von Innsbruck ganz nahe bei seinen Priestern, Diakonen und Mitarbeitern war.“ In einem sehr persönlichen Statement würdigte Mattle Kothgassers seelsorgliche Stärke zur Zeit der Lawinenkatastrophe von Galtür 1999. Für den Tiroler Landeshauptmann ist und bleibt Kothgasser das „freundschaftliche Gesicht Gottes.“ Der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer würdigte Leben und Biografie des Verstorbenen: „Erzbischof Alois war für mich ein großartiger Mann.“ Sein Fleiß, seine Gelassenheit und sein Mut seien Haslauer immer Vorbild gewesen. Er empfinde ihn „als Vertreter einer Gesellschaft des Seins, nicht des Habens.“ Haslauer dankte Kothgasser für „seinen verschmitzten Humor, sein entschiedenes Eintreten für das Leben, den interkonfessionellen Dialog und das großartige pastorale Projekt 'Offener Himmel', der Kirche bunt und lebendig erscheinen lässt.“ Als Bonmot berichtete Haslauer, dass Kothgasser angesichts der Galerie seiner „heiligmäßigen“ Vorgänger gemeint habe, dass einige nur „mäßig heilig“ gewesen seien.
Bischof Hermann Glettler aus Innsbruck nahm die feierliche Aussegnung des Sarges vor, bevor der Trauerkondukt den verstorbenen Erzbischof zu einem letzten Zug um den Dom führte. Das schwere Geläut der Domglocken, Militärmusik, Abordnungen von Ehrengarden, Schützen und Vereinen gaben Kothgasser die letzte Ehre. Die beiden Tiroler Schützenkompanien nahmen vor dem Sarg auf dem Domplatz Aufstellung und feuerten nach der Meldung jeweils einen Ehrensalut ab. Die finale Beisetzung der sterblichen Hülle fand im kleinen Kreis durch Erzbischof Franz Lackner in der Domkrypta statt, während die Trauergäste wieder im Dom Patz nahmen, wohin die Beisetzungszeremonie übertragen wurde.
Nach den Trauerfeierlichkeiten, die insgesamt dreieinhalb Stunden dauerten, kehrten die Familiaren aus Oberösterreich und Tirol mit ihren Gattinnen zum gemeinsamen Mittagessen im Sternbräu ein. Auch der Zeremoniär des Salzburger Erzbischofs kam später noch nach ins Sternbräu. Der Hochmeister war mit der übrigen Geistlichkeit zum Totenmahl in das St. Peter Stiftskulinarium eingeladen.
Dr. Thomas Schwierz FamOT
Komtur der Komturei „An Enns und Salzach“
Fotos: © Hiva Naghshi, zur Verfügung gestellt von der Erzdiözese Salzburg