Konveniat in Wien
Das Märzkonveniat der Familiarenballei Österreich war wieder dem Thema Spiritualität gewidmet, diesmal aus Sicht des Zisterzienserordens. Am Beginn stand wie immer die gemeinsame Feier der heiligen Messe in St. Elisabeth, die Cfr. Pfarrvikar Gerhard Höberth zelebrierte. In der Messfeier gedachten wir dem 80. Geburtstag von Althochmeister Dr. Bruno Platter sowie des verstorbenen Priors der Brüderprovinz Österreich, P. Johannes Kellner, der am Tag davor ebenfalls seinen 80. Geburtstag gefeiert hätte.
Beim anschließenden Konveniat im Hochmeisteramt konnten wir Fr. Aloysius M. Zierl OCist vom Stift Heiligenkreuz als Referenten zum Thema „Der Zisterzienserorden und seine Spiritualität“ herzlich begrüßen. Der Orden der Zisterzienser wurde als Reformorden der Benediktiner 1098 vom hl. Robert von Molesme gegründet. Robert zog mit einer kleinen Gruppe von reformwilligen Mitbrüdern von Molesme weg und gründete ein neues Kloster in Citeaux (Cistercium). Deren Sehnsucht war Gott zu dienen, in einem strengeren, also reformierten Sinne nach den Benediktinerregeln. Sie wollten arm mit dem armen Christus leben. Da einige adelige Familien um den guten Ruf des Klosters Molesme fürchteten, musste Robert auf Geheiß des Papstes in dieses zurückkehren. Eine wirkliche Festigung und ein Aufblühen des neuen Ordens erfolgten aber erst unter dem dritten Abt, dem hl. Stephan Harding, einem gebürtigen Engländer. Er ist verantwortlich für die Ordensverfassung (1119) und die ersten Klosterneugründungen. 1129 kommen die ersten Zisterzienser über Deutschland nach Österreich, die erste Klostergründung war Rein/Steiermark, 1129. Heiligenkreuz wurde nur vier Jahre später, 1133, gegründet. 1112 betritt ein Mann die Bühne des Ordens, der für die Ausbreitung die entscheidende Kraft darstellen wir: Bernhard von Clairvaux. In seinem Todesjahr 1153, also 55 Jahre nach der Gründung, existieren bereist über 360 Klöster in ganz Europa. Kennzeichnend für den Zisterzienserorden sind das Gebet mit Studium der Heiligen Schrift, die Prinzipien der Filiation (jedes Kloster kann ein weiteres Kloster gründen) und der Visitation und das Generalkapitel, das damals jährlich tagte und alle Äbte als Teilnehmer hatte bzw. hat, sowie die Kultivierung von Land durch eigener Hände Arbeit (keine Lohnarbeit). Zentraler Punkt der zisterziensischen Spiritualität ist das menschliche Antlitz Gottes, er will das Heil des Menschen. Der Kontakt zwischen Gott und der Einzelseele, zwischen Jesus und mir, ist eine Beziehung wie zwischen Braut (Seele) und Bräutigam (Christus). Es geht also um ein gemeinschaftliches Leben vor Gott und mit Gott, die Zisterzienser nennen ihre Klöster schola caritatis – Schule der Liebe. Die Verehrung der Mutter Gottes spielt auch eine große Rolle, alle Kirche wurden dem Geheimnis der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel geweiht. Ein weiteres Beispiel der zisterziensischen Spiritualität ist der hl. Aelred von Rievaulx (1110 – 1167), ein englischer Zisterzienser, der über seine Theologie der Freundschaft ein eigenes Werk verfasst hat. Für ihn ist Freundschaft zwischen zwei Menschen, ein Weg hin zu Gott.
Ein hoch spannendes und interessantes Referat über den Zisterzienserorden, dass auch die tiefe Verbundenheit des Referenten mit dem Orden bezeugte, und beim anschließenden Zusammensein noch viel Stoff für diverse Diskussionen im kleinen Kreis lieferte.
Prof. Dr. Rudolf Müller FamOT
Balleimeister