Einkehrwochenende im Bonifatiuskloster Hünfeld
Am Palmsonntagswochenende trafen sich Familiaren der Komturei „An Rhein und Main“ mit ihren Ehefrauen zu Einkehrtagen im Bonifatiuskloster Hünfeld, die in diesem Jahr unter dem Leitthema: „Der Mensch, die Passion Gottes“ standen.
„Kann denn der Messias überhaupt leiden?“ Dieses Zitat aus dem Mel Gibson-Film „Die Passion Christi“ stellte der Geistliche Assistent der Komturei, P. Jörg Weinbach, an den Beginn aller Betrachtungen. In seiner Einführung erläuterte er, dass der Begriff „Passion“ sowohl das Leiden an sich wie auch die Leidenschaft umfasst. Wahre Liebe ist immer auch mit Leiden verbunden, ansonsten wäre mir die Person, auf die sich meine Liebe bezieht, gleichgültig.
In geistlichen Impulsen, die in Stundengebete und Eucharistiefeiern eingebettet waren, zeigte Pater Jörg mittels ausgewählter Bibelstellen die leidenschaftliche Liebe Gottes für den Menschen. Diese Liebestaten Gottes ziehen sich durch das Alte wie das Neue Testament. Bereits in Genesis 1 und 2 werde Gottes Liebe zu seinem Geschöpf deutlich, da er erkennt, dass es „nicht gut sei, dass der Mensch allein ist“ und ihm in Folge dessen eine gleichwertige Gefährtin erschafft. Und auch nach dem Sündenfall Adams und Evas lässt er sie seine Fürsorge spüren, indem er beide mit Kleidung aus Fell ausstattet. Und im Alten Testament wird Gott mit mannigfaltigen Gefühlsregungen dargestellt, von zornig über reumütig bis hin zu mütterlich liebevoll.
Als neutestamentarisches Beispiel der leidenschaftlichen Liebe Gottes wählte Pater Jörg „das Gleichnis vom verlorenen Sohn“, das Jesus den Pharisäern erzählt. In diesem wird der Vater als ein Verzeihender, barmherzig Liebender und als ein ohne jeglichen Vorwurf Agierender geschildert. Gerade durch dieses Gleichnis werde ein dunkles Gottesbild von einem strafenden, rachsüchtigen Gott verworfen und stattdessen die gütige Liebe zum Menschen deutlich, der mit Reue zu ihm zurückkehrt.
Das „Homo desiderium Dei“ des heiliger Augustinus – Der Mensch ist die Sehnsucht Gottes! spiegelt sich im vierten Hochgebet, in dem es heißt: „So sehr hast du die Welt geliebt, Heiliger Vater, dass Du deinen eingeborenen Sohn als Retter gesandt hast, nachdem die Fülle der Zeiten gekommen war“. Damit wurde die Passion Christi in den Blick genommen. Das Martyrium Jesu Christi und der grausame Tod am Kreuz sind hierbei keine fern vergangenen Ereignisse, sondern durch Sünde und Schuld der Menschen über alle Zeiten hinweg verursacht, so auch das Lied „Herzliebster Jesu“ in der dritten Strophe „Was ist doch wohl die Ursache solcher Plagen? Ach, meine Sünden haben dich geschlagen. Ich, mein Herr Jesu, habe dies verschuldet, was du erduldet“. So werde der Opfertod Jesu im wahrsten Sinn des Wortes vergegenwärtigt, so wie dies ja auch in jeder Eucharistiefeier geschieht. Die leidenschaftliche Liebe Gottes findet hier ihren Höhepunkt; der Mensch wird zwar nicht automatisch aus seiner Schuld entlassen, aber dennoch seine Schuld durch den Tod des Sohnes Gottes bezahlt. „Wie wunderbarlich ist doch diese Strafe. Der gute Hirte leidet für die Schafe; die Schuld bezahlt der Herre, der Gerechte, für seine Knechte.“ (Vierte Strophe) Gottes Liebe zu seinem Geschöpf, dem Menschen, hört niemals auf; seine Liebe ist so groß, dass er sogar das Leiden seines Sohnes und damit auch sein eigenes in Kauf nimmt, um uns Menschen nicht im Tod zu belassen.
Die Einkehrtage waren nicht nur geprägt durch die geistlichen Impulse und die Stundengebete, auch das gesellige Beisammensein in der Klosterstube kam nicht zu kurz. So konnten die Eindrücke in persönlichen Gesprächen noch weiter vertieft werden.
Der besondere Dank aller galt P. Jörg Weinbach, der die Einkehrtage hervorragend spirituell vorbereitet hatte und die Teilnehmer der Passion Gottes näher gebracht hat, und Komturkanzler Michael Poßner für die perfekte Organisation.
Christamaria Poßner