Vortrag über die Aufschwörschilde in der Elisabethkirche in Marburg
Dass der Deutsche Orden im Laufe seiner über 830-jährigen Geschichte als Bauherr aufgetreten ist, zeigen bedeutende Burgen, so zum Beispiel die Marienburg an der Nogat, prunkvolle Residenzen der Landkomture, so zum Beispiel in Ellingen und Altshausen. Kaum jemand verbindet mit dem Deutschen Orden den Bau der ältesten rein gotischen Kirche in Deutschland, der Elisabethkirche in Marburg. Die gotischen Kathedralen in Frankreich waren Vorbilder für diese Kirche. Elisabeth von Thüringen gründete im Jahre 1228 ein Hospital, in dem sie bis zu ihrem Tod im Jahre 1231 Kranke und Bedürftige versorgte. Schon vier Jahre nach ihrem Tod wurde sie nach einer gründlichen kirchlichen Prüfung durch Papst Gregor IX. heiliggesprochen. In diesem Jahr begann über dem Grab der Heiligen der Bau der Kirche, die sich schon bald zu einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte des Abendlandes entwickelte.
Nach einer kurzen Einführung in die Geschichte der Elisabethkirche durch den Vorsitzenden der Wissenschaftlichen Vereinigung für den Deutschen Orden, Cfr. Prof. Dr. Michael Els, übergab dieser das Wort an Frau Dr. Eva-Maria Dickhaut, die das Projekt „Erfassung der Inschriften in Marburg“ leitet. Als eine dreischiffige Hallenkirche, abgeschlossen durch einen Drei-Konchen-Chor und einer Doppelturmfassade errichtet, haben bedeutende Ausstattungsstücke die Stürme der Zeit überdauert und sich bis heute erhalten. Hierzu gehören insgesamt 200 „Inschriftenträger“, die sich aus dem 13. bis 18. Jahrhundert, Schwerpunkt bildete das 16. Jahrhundert, erhalten haben. Diese Inschriftenträger sind aus Stein, Holz, Glas, oder Leder hergestellt. Hierunter befinden sich 61 Aufschwörschilde von Rittern, die in der Marburger Kirche aufgeschworen haben, damit ist die Aufnahme in den damaligen Deutschen Ritterorden gemeint. Jeder Ritter hatte das Recht, in der Kirche, in der er in die Gemeinschaft aufgenommen wurde, sein Wappenschild aufzuhängen. Hinzu kommen Wappenschilde der Landgrafen sowie Totenschilde. Leider haben sich nicht alle Schilde erhalten, mehrere gingen im Laufe der Jahrhunderte verloren. Mehrmals im Laufe der Geschichte wurden die Schilde umgehängt, teilweise wurden sie nicht fachgemäß in der Sakristei gelagert. Die ältesten 29 Schilde werden in der Universität Marburg aufbewahrt. Als ein „kunst- und kulturgeschichtliches Juwel“ bezeichnete Frau Dr. Dickhaut die Schilde.
Mehrere Aufschwörschilde wurden von Frau Dr. Dickhaut anschaulich vorgestellt, die Fotos von den Schilden wurden in den Zoom-Vortrag eingeblendet. 30 Teilnehmer der Zoom-Konferenz aus Deutschland, Österreich und Belgien konnten so die fachkundigen Erklärungen von Frau Dr. Dickhaut nachvollziehen.
Nach der Vorstellung der Schilde entwickelte sich eine lebhafte Diskussion mit Rückfragen, bei der sich Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Udo Arnold mit seinem enormen Wissensfundus einbringen konnten.
Die Wissenschaftliche Vereinigung bedankte sich bei Frau Dr. Dickhaut mit einer Spende für die Voruntersuchung der Sanierung eines originalen Amtsschildes aus dem Jahr 1777. Hierbei handelt es sich um das Amtsschild von Beat Konrad Philipp Reuttner von Weyl als Landkomtur der Ballei Hessen. Dieser ist für den Deutschen Orden, die katholische Kirche in Hessen und insbesondere in Marburg von besonderer Bedeutung, da er der Landkomtur war, der sich im Jahr 1788 erfolgreich für die Wiederzulassung der katholischen Kirche in Marburg eingesetzt hat.
Wer ebenfalls für die wichtige Erhaltung der wertvollen Wappenschilde des Deutschen Ordens in der Elisabethkirche zu Marburg spenden möchte, kann dies tun unter: https://spendenshop-ffdem.de
Monika Schulte FamOT