Abschied von Confrater Msgr. Wolfgang Westenfeld
Mit einem von Cfr. Weihbischof Thomas Maria Renz zelebrierten, eindrucksvollen Requiem nahmen die Heilbronner Katholiken Abschied von Wolfgang Westenfeld, dem ehemaligen langjährigen Pfarrer „seines“ Deutschordensmünsters zu Heilbronn und Kreisdekan von Heilbronn-Neckarsulm. Für die Familiaren der Komturei „An Tauber, Neckar und Bodensee“ unter Komtur Florian Reis war dies jedoch der Abschied von ihrem Confrater und langjährigen Geistlichen Assistenten.
Geboren 1941 in Stuttgart, empfing er nach einer Zeit im Benediktinerorden und dem Studium der Theologie in seiner Heimatstadt die Priesterweihe. Der wichtigste Schritt als Priester war für Wolfgang Westenfeld im Jahre 1985 die Investitur als Pfarrer von St. Peter und Paul in Heilbronn, dem nachmaligen „Deutschordensmünster“, wo er bis zu seinem Ruhestand im Jahre 2013 blieb, seit 1998 hoch geehrt als „Päpstlicher Ehrenkaplan“ mit der Anrede Monsignore und viel verehrt von „seinen“ Heilbronner Katholiken. Diese Verehrung hatte viele gute Gründe.
Er war immer sichtbar als „der Monsignore“ und DIE Stimme der Katholiken im evangelisch geprägten Heilbronn und weit darüber hinaus. Sein Wort hatte Gewicht. Er war immer ein wacher Geist, klar und deutlich vertrat er seine Meinung, getreu seiner Botschaft, dass „Gott mit uns lebt“. Er war in der Stadt stets präsent, politisch und gesellschaftlich konservativ und daher auch streitbar, gesellig, dem Leben und den Menschen zugewandt. Den katholischen Christen war er fürsorglich, ausgleichend und ein einfühlsamer Seelsorger. Für viele wurde er ein väterlicher Freund und Ratgeber. Geprägt von seiner tiefen Frömmigkeit, gewann er die Herzen „seiner“ Heilbronner mit seinen legendären Predigten und seinem feinen Gespür für festliche Liturgie. Als versierter Theologe lag ihm die Weltkirche und ihre Entwicklung besonders am Herzen. Tief besorgt über den Rückgang der priesterlichen Berufungen war er bestrebt, das Seine dafür zu tun, und konnte mehrere Priester zur Primiz führen. Ein besonderes Ereignis im Deutschordensmünster war die Primiz seines „Pfarrkindes“ Cfr. Christof Mayer, dem jetzigen Geistlichen Assistenten der Komturei.
Ein großes Glück für Heilbronn war es, dass er nicht nur ein frommer Seelsorger, sondern auch ein Mann der Tat war. Immer aktiv und einfallsreich, gab er für viele Vorhaben den Anstoß und war federführend für deren Umsetzung verantwortlich. Für immer mit seinem Namen verbunden, seien vor allem zwei große Projekte hervorgehoben. Die Sanierung und Neugestaltung der kriegszerstörten Pfarrkirche St. Peter und Paul, der Kirche der Deutschordenskommende Heilbronn, wurde zum geistlichen Zentrum des katholischen Heilbronn. Weiterhin war ihm ein großes Anliegen, die wichtigsten, bisher verstreuten katholischen Einrichtungen in einem Haus der Katholischen Kirche zusammenzufassen. Dies gelang ihm mit dem Bau des Heinrich-Fries-Hauses, das seit 2007 das kirchlichen Zentrum Heilbronns und des württembergischen Unterlandes ist.
Die Neugestaltung der kriegszerstörten Kirche, die naturgemäß eine intensive Beschäftigung mit der bedeutenden Deutschordenskommende erforderte, brachte fast zwangsläufig mit sich, dass Cfr. Westenfeld im Jahre 1997 als Familiare investiert und dann von 2004 bis 2013 Geistlicher Assistent der Komturei wurde.
Mit allen Facetten seiner konservativen Persönlichkeit, auch mit seinen Ecken und Kanten und daher auch nicht unumstritten, brachte er sich in die Komturei und sein neues Amt ein. Seine überzeugende, fromme Persönlichkeit und seine tiefe Marienverehrung prägten das geistliche Profil der Komturei. Ganz besonders eindrücklich für alle, die dies erleben durften, waren die gemeinsamen heiligen Messen in der romanischen Turmchorkapelle des Deutschordensmünsters. Durch sie bekam man eine Ahnung, was es bedeutet, zu einer mehr als 830 Jahre alten Ordensgemeinschaft, den Brüdern vom Deutschen Haus St. Mariens zu Jerusalem, zu gehören.
Mit Cfr. Wolfgang Westenfeld hat die Komturei „An Tauber, Neckar und Bodensee“ einen außergewöhnlichen Menschen und einen begnadeten Seelsorger verloren. Wir verneigen uns, danken, dass wir ihn so lange unter uns haben durften, und bitten Gott, den Allmächtigen, er möge ihn in sein Reich aufnehmen und in seinem Frieden ruhen lassen.
Joachim Staudenmaier FamOT
Komtureikanzler