Tagesausflug nach Plauen
Nach der Errichtung der Subkomturei „Sachsen und Thüringen“ im April dieses Jahres führte am 25. August 2024 ein erster gemeinsamer Tagesausflug die Mitglieder und Gäste der Komturei sowie deren Angehörige nach Plauen/Vogtland. Es stand so etwas wie „Teambildung“ auf der Tagesordnung. Eine besondere Freude war es, dass dabei auch Confratres und ihre Begleitung der benachbarten Komturei „Franken“ unter der Leitung ihres Komturs Thomas Koch die Schar der Teilnehmer verstärkte.
Der Tag begann mit der Teilnahme an einem sehr schönen und frohen Familiengottesdienst der Gemeinde in der Herz Jesu-Kirche im Nordwesten der Altstadt von Plauen, dem P. Thomas Köhler OSB vorstand und bei dem Cfr. Hubertus Förster (Nürnberger Stadtdekan i. R.) konzelebrieren konnte. Am Ende des Gottesdienstes stand ein schönes Gruppenbild mit den Zelebranten, den liturgischen Diensten sowie den Confratres mit ihren Angehörigen und Gästen. Die Herz Jesu-Kirche ist eine typische sächsische Diasporakirche des frühen 20. Jahrhunderts im neoromanischen Stil. Über der Portalfassade erhebt sich ein 48 m hoher Turm. Erbaut wurde die Kirche in den Jahren 1901/02, die Benediktion war am 28. September 1902. Die feierliche Kirchweihe erfolgte am 10. September 1905. Vom 27. bis 29. September 1924 fand in Plauen der 6. Sächsische Katholikentag statt, in dessen Mittelpunkt die Pfarrkirche zum Heiligsten Herzens Jesu stand. 2008 wurde das Innere der Kirche umfassend renoviert.
Nach einem kurzen Fußweg in das Herz der Plauener Altstadt traf man sich zum Mittagessen in der Gaststätte „Altes Handelshaus“. Die Geschichte dieses heutigen Gasthauses ist sehr interessant: Das Hauptgebäude stand im ehemaligen Zwingerbereich der Stadtbefestigung entlang dem Mühlberg, erbaut 1789. Der heutige Gaststättenbereich an der Straßberger Straße ist eigentlich ein Nebengebäude, erbaut 1850 auf den Resten eines barocken Vorgängerbaus. Die festliche Tafel für die Teilnehmer des Tagesausfluges war gedeckt worden im Pavillonbau des ausgehenden 18. Jahrhunderts, in dem 1780 die erste Plauener Freimaurerloge "Zu den drei Flammen" gegründet wurde. Die meisten der gewählten Speisen waren versehen mit einer Beilage namens „Bambes“ – welche die schön gestaltete und mit der Hausgeschichte angereicherte Speisekarte des Restaurants als „vogtländische Kartoffelpuffer“ und Spezialität der Region erklärt.
Nach dem Mittagessen folgte eine Stadt- und Kirchenführung, letztere in der heutigen evangelisch-lutherischen Stadtpfarrkirche St. Johannis, der ehemaligen Kirche des Deutschen Ordens in Plauen. Der Deutsche Orden ließ sich wahrscheinlich 1214 in Plauen nieder. 1224 schenkte Vogt Heinrich IV. (der Mittlere) dem Orden, dem er später selbst beitrat, die Pfarrkirche und den Dobnagau mit allen Rechten und Gütern. Der Deutsche Orden entwickelte sich in Plauen durch weitere ähnliche Geschenke binnen kurzer Zeit zu einer der mächtigsten Kommenden in der Ballei Thüringen. Ab 1224 ließ der Orden vermutlich einen Kirchenneubau errichten, von dem wahrscheinlich die noch vorhandenen romanischen Teile stammen. Ab 1430 gab es durch die Hussiteneinfälle Zerstörungen, in den nachfolgenden Jahrhunderten auch immer wieder durch Stadtbrände und letztlich ganz besonders große Zerstörung durch Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg, so dass heutzutage in der Kirche nahezu keine Spuren aus der Zeit des Deutschen Ordens mehr sichtbar sind. Der letzte Plauener Komtur Georg Eulner wurde erster evangelischer Pfarrer der St. Johanniskirche, deren Verwaltung 1526 vom Kurfürsten der Stadt übergeben wurde.
Der Stadtführer Andreas Dick alias „Heinrich von Plauen“ führte uns dann aus der Kirche mit nur wenigen Schritten zum Gebäude des ehemaligen „Komturhof“. „Auf der Anhöhe mit der Pfarrkirche und den eigentlichen Konventsgebäuden errichtete der Orden einen oberen Komturhof und am Fuße des Felsens einen Wirtschaftshof, den unteren Komturhof. Dieser musste damals, laut einer Urkunde von 1244, in der er als curia inferior (unterer Hof) bezeichnet wird, bereits erweitert werden. Das zeigt, wie schnell die Kommende Plauen wuchs. Der obere Hof bildete die Südostecke der Stadt und war Teil der Stadtbefestigung, während der untere Hof zur Befestigung der Neustadt gehörte. Der Komturhof, wie er sich heute darstellt, ist ein Ergebnis der ab 1990 einsetzenden archäologischen Untersuchungen und planungstechnischen Aufarbeitung unter fachlicher Aufsicht und Beratung des Sächsischen Landesamtes für Denkmalschutz und von Fördermaßnahmen der Bundesrepublik Deutschland und des Freistaates Sachsen. 1998 bis 2003 wurde vom auf Denkmäler spezialisierten Architekturbüro Angelika und Andreas Kern aus Dresden ein Bauforschungsbericht erstellt, der ausschlaggebend für die Rekonstruktionen und Umbauten dieses Konventsgebäudes war. In den Jahren 2006/2007 erfolgte die statisch-konstruktive Sicherung der Gebäudereste und eine zunächst provisorische und ab 2011 endgültige Überdachung des Gebäudes im Rahmen der umfassenden Sanierung. Seit 2009 wird der „Komturhof“ als Veranstaltungs- und Ausstellungsraum genutzt und vom „Förderverein Komturhof Plauen e. V.“ liebevoll geführt und mit vielfältigem Leben erfüllt.
Dr. Rudolf Geser FamOT
Dr. Olaf Zucht FamOT, Subkomtur