800 Jahre Deutscher Orden in Köln
Nach der Begrüßung durch Prof. Marita Blattmann (Köln) und einem Grußwort des eigens aus Wien angereisten Hochmeisters des Deutschen Ordens, Exz. Generalabt P. Dr. Bruno Platter OT widmete sich Karin Jedner (Köln) dem Anfang der Katharinenkommende in der Severinstraße. Sie konnte die Weihe der neuen Kapelle überzeugend auf April 1216 datieren. Bislang war man immer von einer späteren Hospitalschenkung des Kölner Bürgers Heinrich Halverogge ausgegangen, die aber vor der Weihe stattgefunden haben muss. Das Koblenzer Hospital ist zwischen Ende März und Ende November 1216 vom Trierer Erzbischof dem Orden übertragen worden: Was war zuerst? Die Frage bleibt offen, die Beteiligten antworten nicht mehr. Zum Jubiläum genügte es jedoch für beide Orte, Koblenz bereits 2016, Köln jetzt.
Prof. Klaus Militzer (Köln) gab anschließend einen Überblick über die daraus erwachsene Niederlassung bis zu ihrer Säkularisierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Sie wurde durch Schenkungen und Zukäufe reich und spielte in der Kölner Stadtgeschichte eine durchaus beachtenswerte Rolle. Ihre Außenbesitzungen waren von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung, und der im Hinterzimmer der Kommende betriebene Weinausschank – im Severinsviertel dürfte sich mancher darüber gefreut haben – sorgte öfter für Ärger mit der Stadt. Mit dem Sitz des Hochmeisters des Ordens in Preußen war sie eng verbunden.
Die Ordensprovinz benannte sich allerdings nach Koblenz, auch wenn der Landkomtur als Oberer später seinen Sitz in das bedeutendere Köln verlegte. Das lag zentraler zu den wichtigen Besitzungen wie etwa Hermühlheim mit seinem Wirtschaftshof, Morsbroich mit seinem Schloss (heute Leverkusen) oder der freien Reichsherrschaft Elsen. Über diese berichtete Cornelia Schulte, heute auf einem zugehörigen ehemaligen Ordenshof Noithausen (Grevenbroich) wohnend. Wegen Elsens hatte der Landkomtur sogar Sitz und Stimme im Reichstag, was die Nachbarn neideten, wozu es bis zu Reichskammergerichtsprozessen kam.
Im Zuge der Gegenreformation gründete die Nachbarballei Biesen mit ihrem Zentrum Alden Biesen – bei Hasselt in Belgien mit einem wunderbaren Renaissance/Barockschloss – zwölf Studienplätze an der Bursa Laurentiana, einem Gymnasium zur Vorbereitung auf das Universitätsstudium. Zusätzlich entstand eine zweite Ordensniederlassung, die Kommende Jungenbiesen, ebenfalls in der Severinstraße. Ehrenritter Prof. Udo Arnold stellte sie vor. Sie sollte studierwilligen Ordensrittern und -priestern dienen. Auch sie erhielt durch den Stifter eine reiche Ausstattung, u.a. die Burg Blatzheim bei Kerpen. Die Kommende und das benachbarte Karmelitenkloster dienten nach der Säkularisation dem Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, nach dem Einsturz des gegenüber liegenden Stadtarchivs bestens renoviert.
Komtur Werner Hartmann FamOT stellte die heutige karitative Tätigkeit des Deutschen Ordens in der Erzdiözese Köln vor, womit der Orden auf seine Gründungsaufgabe vom Ende des 12. Jahrhunderts zurückgekommen ist. Zu nennen ist u.a. das vor über 40 Jahren von Familiaren begründete Deutschordens-Wohnstift Konrad Adenauer in Köln-Neubrück, mit über 400 Plätzen eine der großen Einrichtungen in der Stadt. Nach der Wende wurden im Verbund damit parallele Einrichtungen in Erfurt und Jena geschaffen. Jüngst ist ein entsprechendes Haus in Lindlar errichtet worden. Die Deutschordens Jugend- und Familienhilfe Elsen mit mehreren Standorten in Grevenbroich und Mönchengladbach betreut über 300 Personen.
Nach einem Grußwort des Vorsitzenden der Stiftung Stadtgedächtnis und des Kölnischen Geschichtsvereins, Konrad Adenauer, präsentierte Prof. Militzer die von ihm herausgegebenen zwei Bände „Die Urkunden der Deutschordenskommende St. Katharinen zu Köln“. Fast 1600 Regesten als Kurzzusammenfassung der Urkunden dieses Bestandes im Stadtarchiv wurden, ausgehend von gemeinsamen Lehrveranstaltungen mit Prof. Marita Blattmann (Köln) und ihren Studierenden, bereits vor dem Einsturz des Archivs begonnen, erarbeitet. Sie können die meisten Fragen an diesen wohl noch auf längere Zeit im Original unzugänglichen Bestand beantworten und stellen somit eine wichtige Forschungshilfe dar für die Ordensgeschichte, aber auch für die Geschichte Kölns und der Umgebung. Die Erarbeitung und Drucklegung unterstützte die „Wissenschaftliche Vereinigung für den Deutschen Orden“ sowie der Hochmeister – eine breite Kooperation, die sich auch in der Veranstaltung bewährte.
Prof. Dr. Dr. h. c. Udo Arnold ERDO