Seligsprechung von Josef Mayr-Nusser in Bozen
Unter Josef Mayr-Nusser als Verbandsobmann der Bozner Jungmänner und dem Dekan von Lana, P. Alfons Delucca OT wurde im Deutschordenskonvent eine „Jugendführerschule“ eingerichtet, die in der schwierigen Zeit des italienischen Faschismus und der anschließenden deutschen Besetzung eine wichtige Rolle in der von Mayr-Nusser aufgebauten Bildungsstruktur für die katholische Jugend Südtirols spielte. Auch entwickelte sich in der Deutschhauskirche in Bozen ein reges liturgisches Leben der Gruppe um Mayr-Nusser, die sich der aktiven Teilnahme an der Liturgie („participatio actuosa“) verschrieben hatte und viele Erneuerungen vorwegnahm, die später durch das Zweite Vatikanische Konzil allgemeinen Eingang in die Kirche fanden.
Obwohl italienischer Staatsbürger wurde er im September 1944 ein Jahr nach der Besetzung Südtirols durch deutsche Truppen zum deutschen Heer einberufen und in Ostpreußen der SS zugeteilt. Er machte die Ausbildung, verweigerte jedoch aus Gewissengründen die Eidesleistung auf Hitler; er war kein grundsätzlicher Wehrdienstverweigerer und hatte zuvor (1941) achtzehn Monate im italienischen Heer gedient und den Militäreid (1931) geleistet, nur die nationalsozialistische Ideologie lehnte er strikt ab. Die Nationalsozialisten haben Josef Mayr-Nusser daraufhin in Danzig wegen "Wehrkraftzersetzung" zum Tode verurteilt. Von den Strapazen geschwächt, starb er am 24. Februar 1945 in Erlangen in einem Viehwaggon. Mit rund 40 anderen Todeskandidaten war er auf dem Transport ins KZ Dachau. Dort sollte er erschossen werden. Sein Leichnam wurde in Erlangen begraben, 1958 nach Südtirol überführt und 1963 an der Außenmauer der Kirche von Lichtenstern am Ritten beigesetzt.
Bischof Ivo Muser von Bozen-Brixen bei der Seligsprechung: „Josef Mayr–Nusser hat uns und unserer Zeit viel zu sagen. Er ist nicht nur derjenige, der den Eid auf Adolf Hitler verweigert hat. Er ist einer, der die christliche Identität gepflegt und gelebt hat. Ich verstehe diese mutige und unbequeme Gestalt, die uns mit einem dunklen und für viele leidvollen Kapitel unserer Geschichte konfrontiert, vor allem als einen glaubwürdigen und konsequenten Zeugen, der dem eigenen Gewissen folgt; einem Gewissen, das sich ausrichtet am Evangelium und an der Lehre der Kirche. Er ist ein Mann, der aus der biblischen Überzeugung handelt, dass man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen. Und jetzt dürfen und sollen wir mit Überzeugung bekennen: Josef Mayr–Nusser hat im Sinn eines Menschen verachtenden und Menschen vernichtenden Systems verloren, in den Augen Gottes aber hat er gewonnen!“
Der Deutsche Orden in Südtirol ist dem neuen Seligen in besonderer Weise verbunden, weil Josef Mayr-Nusser unter Anleitung der charismatischen Seelsorger, der Diözesanpriester Hugo Nicolussi und Josef Ferrari entscheidende Impulse im Umfeld des Ordens empfing. Sei es durch die Gottesdienste in der Deutschhauskirche, die Heimabende die ebenfalls in den Räumlichkeiten von Deutschhaus stattfanden oder auch die Jugendführerkurse im Deutschordenskonvent zu Lana. Mehrere Mitglieder der Mayr-Nusser Jugendgruppe blieben der Deutschhauskirche bis ins hohe Alter treu, einer davon wurde Familiare des Ordens und ein anderer hat für Hochmeister Bruno die Abt-Insignien (Stab, Brustkreuz und Ring) entworfen und kunstvoll ausgefertigt.