Balleireise der Familiaren der Ballei Österreich des Deutschen Ordens
Danach ging es gleich weiter in den geschichtsträchtigen Dom, in dem von der frühen Neuzeit an bis in das Jahr 1792 (Franz II.) die Krönungen der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation stattfanden. Beim sich daran anschließenden vom Bürgermeister der Stadt Frankfurt gegebenen Empfang im berühmten Kaisersaal des Frankfurter Römers betonte Stadtrat Dir. Dr. Bernd Heidenreich FamOT, die jahrhundertelange Freundschaft der Brüder und Schwestern des Deutschen Hauses in Jerusalem mit den Bürgern der Stadt Frankfurt.
Den Abschluss am Christi Himmelfahrtstag bildete der Besuch in der Burg Kronberg, für den Deutschen Orden untrennbar verbunden mit der Person seines 38. Hochmeisters, Walter von Cronberg. Nach einer Begrüßung durch den Bürgermeister kam Hochmeister Pater Frank wie schon in Frankfurt gerne der Einladung nach, sich feierlich in das Gästebuch der Stadt einzutragen.
Der zweite Besuchstag begann mit dem Besuch der historisch bedeutenden Stadt Wetzlar, vom Ende des 17. Jahrhunderts bis 1806 Sitz des mit dem Reichshofrat konkurrierenden Reichskammergerichts. Neben dem Dom stand der seit 1285 bestehende Deutschordenshof im Zentrum der Besichtigung.
Anschließend ging es nach Schiffenberg. Das im 12. Jahrhundert errichtete Augustinerkloster wurde 1323 dem Deutschen Orden übergeben. Neben den noch erhaltenen Bauteilen der ursprünglichen dreischiffigen Pfeilerbasilika beeindruckte vor allem das Ensemble der Komturei mit seinen landwirtschaftlich genutzten Nebengebäuden inmitten der malerischen Hügellandschaft rund um Gießen. Bei der dritten Station an diesem Tag, der Gemeinde Wetter, handelt es sich um eine Neugründung des Ordens nach dem Zweiten Weltkrieg. Als Heimatvertriebene kamen zahlreiche Katholiken in die rein protestantisch besiedelte Region im Norden Hessens, unter ihnen 1946 auch Deutschordenspriester. Diese errichteten eine Pfarre in der „Diaspora“, wie es Pfarrer P. Georg Assel OT in seiner Begrüßung der Gruppe formulierte. Mittlerweile sind die Katholiken, wenn auch als Minderheit, fest verankert. Die heutige Kirche wurde 1981 errichtet. Nach einer gemeinsamen Andacht und einer Jause ging es dann von Wetter nach Marburg an der Lahn, dem Zielpunkt des Tages.
Der Aufenthalt in Marburg stand naturgemäß ganz im Zeichen der heiligen Elisabeth von Thüringen. Umgeben vom fantastischen Ambiente der historischen Gebäude der früheren Deutschordensballei vermochte es Frau Prof. Dr. Ursula Braasch-Schwersmann das Faszinosum der großen Heiligen des Ordens anschaulich zu machen. Sie schilderte, wie die Landgräfin von Thüringen, angelehnt an das Beispiel des heiligen Franziskus in einer für das Hochmittelalter völlig neuen Art und Weise begann, Nächstenliebe zu verbreiten, indem sie sich den Armen, Bedürftigen und Kranken zuwandte und 1227 ein Hospital für Arme und Kranke in Marburg gründete. Schon unmittelbar nach ihrem Tod 1231 setzte die von einfachen Schichten ausgehende Verehrung der Landgräfin ein. Ihr Schwager, Konrad von Thüringen, der ihr zu Lebzeiten weniger wohlgesonnen war, griff diese ihr entgegengebrachte Adoration auf und setzte das Heiligsprechungsverfahren in Rom in Gang.
Er trat in den Deutschen Orden ein, dessen Hochmeister er in der Nachfolge Hermann von Salzas 1239 wurde. Schon zuvor hatte er die Übergabe der Stiftung Elisabeths an den Deutschen Orden betrieben, der ab 1235 über dem Grab der Heiligen die erste gotische Hallenkirche auf deutschem Boden errichten ließ. Dementsprechend standen auch die Grablege der Heiligen, die Grabplatte Hochmeisters Konrad von Thüringen und der berühmte Elisabethschrein im Mittelpunkt des Besuchs im Dom.
Die pitoreske Stadt Fritzlar, historisch gesehen eine katholische Enklave unter der Herrschaft der Mainzer Erzbischöfe, und ein Besuch in Hessisch-Lichtenau rundeten das Programm des Tages ab. In beiden Orten verfügte der Orden über Niederlassungen, jene in Fritzlar geht auf das Jahr 1219 zurück, jene in Hessisch-Lichtenau, genauer gesagt im Ortsteil Reichenbach, ist noch älter., noch heute steht das Langhaus der einst romanischen Benediktiner-Stiftskirche.
Der letzte Tag der Balleireise führte über die Grenzen Hessens hinaus in die alte Bischofsstadt Mainz. Im altehrwürdigen Mainzer Dom feierte die Gruppe gemeinsam mit den Familiaren der Komturei „An Rhein und Main“ den von Bischof Prof. Dr. Peter Kohlgraf geleiteten Sonntagsgottesdienst (unter Konzelebration von Hochmeister P. Frank). Nach einem gemeinsamen Mittagessen und dem Besuch im Gutenberg-Museum führte Komtur Thomas Jünger noch durch das historische Mainz, insbesondere zu den berühmten Chagall-Fenstern in der Kirche St. Stephan. So ging die viertägige Balleireise mit seinem dichten und anspruchsvollen Programm, vielen Eindrücken, spirituellen Erfahrungen sowie herzlichen Begegnungen zu Ende.
Priv. Doz. Dr. Helmut Wohnout FamOT, Balleirat
Prof. Dr. Rudolf Müller FamOT, Balleimeister